9.5.09

Griechenland 2

Langsam reicht mir Athen. Man kann hier einfach nicht viel machen. Also- nicht viel machen- in meinem Sinne. Das heisst, ohne Geld auszugeben was tolles an der frischen Luft unternehmen. Denn erstens gibt es hier keine frische Luft und zweitens ist die Umgebung nicht gerade einladend.
Obwohl ich sagen muss, dass wir gestern auf dem zweiten, dem groesseren legalize-festival waren, was auch wieder kostenlos und deutlich geiler war. Es war viel groesser, die Musik der Hammer und das witzigste ist: ich habe Susa (der Brasilianer) schon wieder getroffen. Das waere dann neben Samothraki, Istanbul und 3 mal in Indien das sechste Mal.
Wir hatten wirklich ne Menge Spass, haben total irre getanzt, wobei zwischendurch abgefahrene Capoeira-Sessions bei rauskamen (habe zuvor noch nie Capoeira gemacht).

Achja, vorher haette mir ein Bulgare fast meine Kamera gestohlen.
Wir fuhren gerade in der Menschen ueberfuellten U-Bahn, als ich merkte, wie sich was an meiner Fototasche tut.
Als ich runter sah, war diese fast voellig mit einer Rasierklinge in 2 Haelften geschnitten, ohne dass ich was merkte. Die Kamera war aber noch drin. Jedoch nur, weil ich sie genau aus diesem Grund mit einem Zusatzstrick fixierte.
Ich schrie auf den Schuldigen ein und beschimpfte ihn derbst auf Englisch. Im Gegenzug, sagte ich, werde ich nun ihn berauben, griff in seine Tasche und schnappte mir sein Portmonei. Die Tuer ging auf und ich schuppte ihn mit einem kraeftigen Griff ins Genick aus der U-Bahn.
Ich haette ihm die verdammte Nase brechen und mir beim Gegenraub ordentlich Zeit nehmen sollen, denn in dem Portmonei war bis auf einen gefaelschten Ausweis und ein paar Visitenkarten nix drin.
Da muss ich mir die neue Tasche jetzt doch von meinem Geld kaufen.

Heute habe ich mir die Kletterschuhe geschnappt und bin zu einem kleinen Felsen auf einem Huegel zum bouldern gelaufen.
Da hoere ich auf einmal Explosionen unten in der Stadt. Bald danach stieg Rauch auf. Heute war Nazitag hat Michalis gesagt. Alle Faschisten haben gegen Immigranten demonstriert. Dabei wurden ein paar aufs Reibeisen genommen, was natuerlich sofort die Anarchisten mit ins Spiel gebracht hat.
Da die Polizei hier wohl sehr pro-rechts ist, gabs dann Strassenschlachten zwischen Polizei und Anarchos.
Den Spass wollte ich mir natuerlich nicht entgehen lassen und habe sofort meine Kletterei abgebrochen und bin ins Anarchie-Viertel gegangen, der Schauplatz des Ganzen. War wirklich spannend. Ueberall im Viertel brennende Muelltonnen und kleine Strassenbarrikaden. Dazwischen Blitz- und Traenengasgranaten schiessende Polizisten und vermummte, mit Gasmasken ausgeruestete Steine und Molotovcocktail werfende Anarchos. Und ich war so halb mittendrin.
50m vor mir explodierten die Molotovs zwischen den Autos mit riesigen Stichflammen und Steineteppiche rieselten auf die Polizisten darnieder. Als Gegenzug waberten Traenengaswolken auf uns zu. Mein erstes (unschoenes) Erlebnis mit dem Teufelszeug. Noch hunderte Meter entfernt trieb der Wind diesen Muell in jede Gasse und machte sich daran Schleimhaeute zu reizen.
Als meine Augen nicht mehr aufhoerten zu brennen, hatte ich keine Lust mehr vorne an der Front mit zu zuschauen und bin heim gegangen.
Ausserdem, muss ich morgen frueh raus, um meinen Zug nach Meteora zu bekommen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Felix,
Greenpeace und brennende Mülltonnen sind ein Widerspruch!
Moni meint, du siehst so aus wie die Greenpeacer, die sie letztens gesehen hat und die sich für die Umwelt engagiert haben. Ich soll ausrichten, dass das auch für dich was wäre.
Glückwunsch, dass du deine 3. Kamera gerettet hast.
Und was deine Abreise von Erfurt betrifft: Aufpassen, dass "deine Löcher im Kopf" nicht noch größer werden! Hilfreich ist gesunde Kost, viel Vitamine, Kräuter. Schädlich sind Drogen jeder Art!!
Liebe Grüße von Muudi und Wolfram

Anonym hat gesagt…

Könnte man ja mal überlegen, ob die rechten und die linken, die Diebe und die Gegendiebe, die Wanderer und die Stubenhocker, Greenpeace und brennende Mülltonnen oder so - ob die nicht jeweils aus dem selben Verein kommen - und dann aus welchem?
Denke Denke!
Viele Grüße aus Schlaufuchsland!

Anonym hat gesagt…

hey felix,
hier ist julia, aus pefkohori, letzes jahr in griechenland. habe mir gerade alle deine abenteuer seit der zeit durchgelesen und freue mich für dich, dass du so viel von der großen welt schnuppern konntest. ich werde bald nach südafrika reisen und freue mich nach deinen abenteuerbeschreibungen um so mehr drauf.
hoffe, du genießt deine zeit in griechenland, grüß christina!

suse hat gesagt…

hehe, die demo verlassen um den zug zu erreichen. das hammer gern! ;)
grüße aus christiania/kopenhagen, suse.

Anonym hat gesagt…

Felix, hast du den zweiten Kommentar aus dem Schlaufuchsland verstanden?
Und hast du eine Ahnung, wer ihn geschrieben hat, Ich wars jedenfalls nicht.
Gruß Conni

Anonym hat gesagt…

bin ja kein experte..., aber im zweifel kommt sowas immer von bjørn.

Anonym hat gesagt…

Hallo Felix,
wir zwei Frauen wünschen dir alles Gute zum Männertag. Was macht man an so einem Tag in Griechenland?
Wolfram wird heute abend wie immer stocknüchtern, aber mit wunden Füßen von seiner jährlichen (Mamut)Wanderung mit seinen Brüdern heimkehren.
Es grüßt deine family aus Erfurt