26.8.10

Kanada - Dawson und 2. Flosstour nach Maysymay

Der Regen setzte auf halbem Wege ein, doch davon liess ich mich nicht entmutigen. Da habe ich in den letzten drei Jahren schon deutlich schlimmeres mitgemacht. Man erinnere sich nur an die durchwaesserten ersten vier Wochen meiner Reise im April 2008.
Da der Grizzly Lake oberhalb der Baumgrenze liegt, sammelte ich optimistisch mein Feuerholz und zurrte es am Rucksack fest.
Nach vier Stunden Aufstieg erreichte ich das erste geplante Etappenziel. Der See liegt am Ende des Hochgebirgstals, eingefasst von einer majestaetischen Krone aus schroffen Bergspitzen. Sogar das Wetter klarte auf und so beschloss ich nach dem Abendbrot noch bis auf den Kamm hochzulaufen, um den gesamten Tombstone-Nationalpark zu ueberblicken und mir von dort aus in den naechsten vier Tagen meinen eigenen Weg querfeldein ueber die tundraartigen Berge und Taeler zurueck zum Highway zu suchen. Doch nachdem ich mir voellig ausgehungert meine Nudeln reingedrueck habe, zog es wieder zu und ich dachte, dass es doch vielleicht besser waerein der Naehe des Sees zu zelten, bevor ich wieder nass werde und dann am Morgen weiter zu laufen.

Jawoll - gewonnen! Nochmal gewonnen. Und wieder gewonnen. Diesmal setze ich zwei Dollar auf Rot. Verdammt - Schwarz! Ok ... zieh dein System durch, Felix! Vier Dollar auf Rot! Mist - wieder Schwarz. Dann jetzt acht Dollar auf Rot. Schwarz! Sechzehn auf Rot. Scheisse - Schwarz! Wenns jetzt nichts wird, bin ich im Arsch. Bei 50 Dollar Hoechstgebot am Tisch kann ich fuenf mal verlieren. Danach bricht mein System zusammen und ich fange an richtig Miese zu machen. Also - 32 Dollar auf Rot. Mit jeden weiteren Schwarz steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Rot wieder mal kommt. Es ist bei einer fast 50-50 Cahnce ziemlich unwahrscheinlich, dass zehn mal hintereinander Schwarz kommt. Mein System funktioniert. Es muss funktionieren!
Die Kugel rollt, dreht eine Runde nach der naechsten, wird langsamer und rollt in die Mitte. Sie beginnt zu huepfen - wild hin und her, immer ruhiger werdend, von einer Zahl auf die andere, von Rot auf Schwarz, Schwarz auf Rot. Dort bleibt sie liegen! Doch nicht. Ein letztes Mal schlingelt sie sich das restliche Bisschen Schwung ausnutzend aufs Nachbarfeld und verharrt unbeweglich auf ihrem Platz, unwiderruflich. Rot! Yes man - heiliger Bimbam das war knapp! Alles vorher Verlorene zurueck gewonnen, plus zwei Dollar. Das System funktioniert - mit Glueck. Meine Haende zittern, ich schwitze. Mir wirds zu heiss. Ich steige aus.
Erleichtert verlasse ich das Casino, mit 45 Dollar mehr in der Tasche als ich reingegangen bin. Roulette macht riesig viel Spass und ich hasse es zugleich. Nach drei gluecklichen Spielabenden hatte ich das was ich wollte: Bisschen Geld fuer und eine neue interessante Erfahrung - das Gluecksspiel.

Glueck - ich brauche nur ein Bisschen Glueck. Es ist wie im Roulette: je laenger es regnet, umso groesser wird die Wahrscheinlichkeit, dass es demnaechst aufhoert. Klingt logisch fuer mich. Vielleicht ist's auch nur meine verzerrte "Felix-Lokig". Mein vielleicht unrealistischer Optimismus. Man nennt es auch Hoffnung. In meinem Fall: Hoffnung auf einen sonnigen naechsten Wandertag. Es hat drei Stunden beim Aufstieg geregnet. Die Nudelpause war Wasserfrei. Doch jetzt regnet es schon wieder seit fuenf Stunden und ich haenge in meinem Zelt rum. Ein "Escort" fuer 30 Dollar aus dem Canadian Tire - nicht gerade die beste Ausruestung um in nordischen, kanadischen, verregneten Tundra-Bergen rumzuflitzen. Doch es wird schon irgendwie gehen. Ich muss nur halbwegs trocken bleiben, denn Morgen scheint ja bestimmt sowieso die Sonne. Ich werde muede und schlafe ein.
Drei Stunden spaeter wache ich wieder auf, von Tropfen die in regelmaessigen Abstaenden in mein rechtes Auge und in meine Haare fallen. Es tropft auf zwei weitere Stellen - und zwar auf meinen Schlafsack. Mein guter Schlafsack, gefuellt mit feinsten 800'er Daunen! Daunen moegen Wasser noch weniger als alles andere auf der Welt. Und da ich meine Daunen mag, mag auch ich kein Wasser. Zumindest nicht auf meinem Schlafsack.
Weitere Gefahrenpotentiale waren der kleine See zu meiner Linken im Zelt, in dem sich diverse Gegenstaende von mir tummelten. Sowie die klatschnassen Zeltwaende, die bei Beruehrung ihre Fracht auf meinem Daunenschlafsack entluden - auf meinem Daunenschlafsack!

Bis auf das zerstoerte Klopapier (Moos tuts auch) stellte der See keine wirkliche Gefahr da, solange er nicht ueber 7cm Hoehe (Dicke meiner Iomatte) anstieg. Also musste ich nur die grosse Muelltuete ueber meinen Schlafsack legen, um die Tropfen abzuwehren, mich in EmbyonalStellung zusammenrollen, um die Waende nicht zu beruehren und dann wuerde alles gutgehen und ich koennte am naechsten Tag halbwegs ausgeschalfen meinen Wandertag beginnen - natuerlich bei Sonnenschein. Doch es ging es ging nicht gut.
Ich wachte auf und es regnete staerker denn je. Bei einem kurzen Blick aus dem Zelt fiel mein Gesicht zusammen. Es sah so aus, asl wuerde es auch noch eine Weile so bleiben. Doch dann stoppte der Regen tatsaechlich. Meine Chance: Ich stuermte los, zum 200m weiter oeben liegenden Bach um meine Flaschen aufzufuellen. Auf halben Wege und total erschoepft gings wieder los. Voellig entgeistert kreischte ich die Wolken an und kam mir wenige Sekunden spaeter bloed und albern damit vor. "Beruhig dich Felix", erinnere dich an deine alte Devise: freu dich lieber anstatt dich zu aergern. Aerger bringt ueberhaupt nichts. Er veraendert nicht deine Situation, nur deine Stimmung zum Negativen. Angst fuehrt zu Wut, wut fuehrt zu Hass und Hass fuehrt zur dunklen Seite der Macht.

Aufgeweicht kam ich zurueck zum Zelt und machte mich daran mit meinem Topf den See aus meinem Zelt zu befoerden. Und waehrenddessen regnete es und es regnete. Die Batterie meines MP3-Players war leer und ein Buch hatte ich aus Gewichtsgruenden nicht mitgenommen. Somit war ich auf dem Ruecken liegend gezwungen nachzudenken, und zwar den ganzen Tag. Zwangsmeditation, goettlich verordnetes Nachdenken, Gehirnreisen in ferne Sphaeren. Vom vielen Nachdenken wurde ich muede und schlief wieder ein.
Am naechsten Morgen wachte ich erschreckt auf, jedoch nicht von einem Geraeusch sondern von dessen Abwesenheit. Kein Prasseln auf meinem Zelt. Sofort stopfte ich alles in meinen Rucksack, baute mein Zelt ab und machte mich an den Weg ins Tal, weg von diesem wunderschoenen, unheilvollen Berg.
Nach 36 Stunden ununterbrochenem Regen war ich muerbe genug um keine Minute laenger in den Bergen bleiben zu wollen. Das einzig Wertvolle, das ich von dem Trip mitgenommen habe, waren kiloweise Steinpilze, die ich am Abend in Dawson mit Freunden zu einer leckeren Pilzpfanne verarbeitet habe.

Ich sah Sam und David beim Packen zu. Fuer mich ist das immer der aufregendste Teil einer Reise: expeditionsartig das bevorstehende Abenteuer vorbereitenVorfreude - schoenste Freude.
"Wir trampen nach Stewart Crossing, laufen von dort die 2km zum Stewart River, bauen uns ein Floss aus Treibholz und fahren nach Maysymay, wo wir drei Wochen lang in der Wildnis leben, Beeren sammeln und uns ein kleines Blockhaus aufs Floss bauen wollen." Wow, das klang fuer mich nach richtig guten Idee. Ich denke das Sam das Funkeln in meinen Augen bemerkt hat und daraufhin mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht meinte, welches den Ausdruck von anstachelnder Provokation barg, dass ich doch einfach nachkommen koennte.
Ich bin mir sicher, dass er mich nur neidisch machen wollte, da er genau wusste, dass ich vorhatte an der Grenze zur USA aufs Shambhala-Festival zu gehen.
Verflixt, immer wenn ich einen guten Plan habe tut sich ein Tuerchen fuer einen genauso guten Plan auf und ich stuerze auf das mich entzwei schneidende Messer des Zweifels. Alles waere perfekt gewesen: Ich haette schnell den Motorradfuehrerschein gemacht (oder auch nicht), haette mir das Bike vom Yukon Jack fuer 250 Dollar gekauft und waere aufs Shambhala gefahren. Dort haette ich die Party meines Lebens gefeiert und waere anschliessend nach Vancouver gerauscht, um das Motorrad zu verkaufen und meinen Van abzuholen.

Wir erreichten den Stewart River. Es war der erste sonnige Tag seit ueber einer Woche. Justine und ihr Freund haben mich und Francis mit ihrem Truck und vier leeren Oeltonnen auf der Ladeflaeche zum Bauplatz von Sam und Davids Floss gefahren. Die beiden waren schon lange weg. Aber sie wollten uns auch ein paar Staemme vorbereiten, damit wir uns in Windeseile ein eigenes Floss bauen und den anderen hinterher fahren koennen. Nachdem alles abgeladen war machten sich Francis Freunde wieder auf den Weg nach Dawson.
"Erst mal durchatmen und die Lage abchecken." Wetter? Genial. Fluss? Wunderschoen. Viel kleiner als der Yukon aber breit genug um zu floessen. Die vorbereiteten Staemme? Ein Witz! Ein in der Mitte durchgesaegter Stamm lag bereit auf jeden Fall nicht genug fuer ein Floss.Gut dass wir die Tonnen mitgenommen haben. Essen? Viel zu viel. Francis? Ziemlich unbekannt. Sie arbeitet im Casino als Dealer und in einem Hotel als Kellnerin. Sam und David haben eine Woche zuvor (vor ihrer Abfahrt) mit ihr Party gemacht und sie hat voellig stoned den anderen Druffis verkuendet, dass sie nachkeommen wolle. Daraufhin kuendigte sie ihre Jobs und stand schliessloch neben mir, am Stewart River. Das waren genug Sicherheiten um die ganze Aktion machbar erscheinen zu lassen und ausreichend Unsicherheiten damit das Spiel spannend blieb.

Ein Mann, der etwas entfernt in einem Blockhaus wohnt erzaehlte Francis, dass Sam und David am Vortag abgelegt haben. Was haben die beiden Peilos denn bitte sieben Tage lang hier gemacht, fragten wir uns. Vielleicht die Titanic aus Holz nachgebaut? Vier Stunden spaeter jedenfalls standen Francis und ich vor unserem fertigen Floss, stolz auf die vollbrachte Arbeit in Rekordzeit.
Wir haben mit Kabel und Draht ein paar Staemme und Aeste zu einem Rechteck zusammen geknotet, mit vier Seilen die Tonnen an jeder Ecke dran gebunden und als Sitzplattform eine alte Holztuer sowie Aeste oeben drauf gelegt.
Es hatte nicht die Qualitaet eines Eisbrechers, wirkte jedoch stabil genug, um uns die 2-3 Tage nach Maysymay zu befoerdern.

Nach einer voellig durchregneten Nacht beluden wir bei Sonnenschein unser Floss und stiessen uns vom Ufer ab. "Ich werde mich noch mal ne Runde hinlegen. Unser Kurs sieht gut aus. Da sollte erstmal alles klar gehen." liess ich Francis wissen, nachdem wir uns in die Mitte des Flusses gepaddelt hatten. Sie fand meine Idee gut und tat es mir gleich.

Nanu was plaetschert denn da so laut? Wir waren doch grad noch in der Mitte. Vielleicht ist es eine ... . Nach Lust schnappend sprang ich auf und sah aus dem Augenwinkel heraus, dass Francis genauso reagierte. ... Kiesbank! "A fuckin' gravel bar!" schrie ich panisch heraus. Im gleichen Moment haemmerten die Tonnen auf den Grund. Die Stroemung drueckte uns begleitet von Knirschen Quietschen und harten Schlaegen noch zehn Meter weiter. Dann riss eine der Tonnen aus ihrer Verankerung. Sofort kippte ein Drittel des Flosses unter Wasser. Ich stuerzte mich auf die davon treibende Tonne und legte sie aufs Floss. Noch ein paar Meter weiter schrammten wir ueber die Kiesbank und blieben schliesslich stehen, festgefressen im steinigen Flussbett. Keiner von uns beiden sagte ein Wort. Im eigenen Adrenalinbad sassen wir in Auregung versunken fassungslos da und murmelten eine Kette von Fluechen und Schimpfwoertern vor uns her - sie auf Englisch, ich auf Deutsch. Das war kein guter Start. Nur ein paar hundert Meter um die erste Kurve die erste Kiesbank und wir sind drauf aufgelaufen. Mit betraechtlichem Schaden.

Alles Gewicht lastet auf den vier Oelfaessern. Die schwimmen natuerlich prima, liegen dadurch jedoch fast komplett unter Wasser. Ein Tiefgang, der bei den hunderten Kiesbaenken und Flachstellen ein gealtiger Nachteil ist. Anderthalb Stunden spaeter ging die Fahrt weiter. Unsere Koerper waren abgefroren doch das Floss war repariert. Aus der rechteckigen Grundfom ist ein ziemlich verzerrtes Parallelogramm geworden aber das sollte kein Problem darstellen.

Paddeln funktionierte bei dem Floss so gut wie kaum. Wir mussten uns jedes Mal die Arme ausleiern, um nur den Hauch einer Richtungsaenderung zu erreichen. So ist es nicht verwunderlich, dass wir noch vier weitere Male stecken geblieben sind, fast eine weitere Tonne verloren haben und am Ende unserer Kraefte angelangt sind.

"Dort ist irgend etwas hinter dem Baum."
"Wo?"
"Da vorne."
"Stimmt. Wollen wir paddeln?"
"Wir sind schon relativ am rechten Ufer. Ich wuerde nichts machen. Ausserdem sehe ich jetzt nichts mehr. Vielleicht wurde nur ein Baum komisch von der Sonne angestrahlt. Wenn es nicht Maysymay ist, muessen wir wieder in die Mitte paddeln um nicht am Ufer zu landen. Du weisst wie beschissen das ist!

"No way! No fuckin' way! Sam, komm her. Es sind Felix und Francis!"
Total ausrastend und schreiend sprang David ins Wasser, als er uns auf dem Floss reden hoerte.

"Doch Maysymay! Paddeln! Paddeln! Paddeln!"
Wir trieben an Sam und Davids Floss vorbei (ich fragte mich in dem Moment umso mehr wieso sie eine Woche fuer den Bau gebraucht haben) und landeten 200 Meter weiter unten. Besser haette es kaum laufen keonnen. Wir hatten keine Karte, wussten nicht wo Maysymay liegt, nicht mal ob es am rechten oder linken Ufer ist. Unter diesen Umstaenden war der Ankerplatz mehr als perfekt. Bei der schlechten Manoevrierfaehigkeit haetten wir auch gut und gerne ein paar Kilometer weiter unten anlanden koennen.
Die beiden Jungs halfen uns die Sachen zu ihrem Lagerplatz zu tragen. Nach einem kurzen Lauf durch fieses Gebuesch tritt man auf eine Lichtung hinaus. Ein Meer aus hohem Gras, an dessem Ende eine Gruppe halb zusammen gefallener Blockhaeuser mit Wiese auf den Daechern wie kleine Hobbithuetten vorsichtig aus der Natur heraus luken. Vereinzelt stehen noch weitere Huettchen verteilt in der Gegen rum, sowie eine nur aus einem grossen Dach bestehende Scheune. Ein verlassenes Dorf das ist Maysymay. Gegruendet von us-amerikanischen Christen, welche nicht im Vietnamkrieg dienen wollten und deswegen nach Kanada geflohen sind und hier im Nirgendwo ein einfaches Leben ohen Strom und fliessend Wasser zu fuehren. Wir haben die Scheune in Beschlag genommen und uns gemuetlich eingerichtet. Ein perfekter Ort um drei Wochen lang die Erfahrung von Wildnis, totaler Abgeschiedenheit und Muesiggang in vollendeter Qualitaet zu machen.

Sehr selten schlafe ich so gut in der ersten Nacht an einem neuen Ort. Meine Traeume waren klar scharf und definiert. Letzte Wellen anderer Realitaeten stroemten durch meinen Kopf. Ich fuehltre mich wunderbar - warm, erholt und voller Energie. Ganz zart und liese schwingt Musik durch meinen Halbschlaf. Das Auenland: gruene Wiesen, Berge, suesse kleine Haeuser aus Gras bewachsenen Erdhuegeln. Alles spriesst und lebt und pulsiert in perfekter Harmonie. Und dann diese Musik, die die Welt durchdringt. Die froehliche klassische Musik aus Herr Der Ringe beim Kennenlernen des Auenlandes. Ich oeffnete die Augen. Die Sonne hat die Zeltwand aufgewaermt und trotz des dunklen Blaus dringt angenehmes Licht ins Innere ein und schafft eine urgemuetliche Atmosphaere. Die Musik spielte immer noch. Jetzt erst realisierte ich, dass sie Wirklichkeit war.
Ich kroch aus meiner Hoehle und sah David durchs hohe Gras schlendern und mit der Mundharmonika Herr der Ringe spielen. Schoener kann man kaum geweckt werden.

Die erste Woche haben wir verrueckt viel gegessen. Im Prinzip hatten alle Tagesaktivitaeten eine Verbindung mit Essen.
Gestartet wurde mit Muesli, bei dessem Verzehr wir in der Zwischenzeit schon mal Brotteig angerichtet haben. Brot - damit hatte ich in der Maysymay-Zeit viel zu tun. Teig anruehren, backen, essen und dann das Ganze von vorne. Das hat sich so zwei Stunden am Morgen hingezogen (welcher fuer uns Mittags begann) und am Abend wiederholt. Die restliche Zeit haben wir die Scheune umgebenden Himbeerstraeucher abgeerntet, Marmelade gekocht oder andere Experimente veranstaktet. Durch die Fuelle an Straeuchern konnten wir jeden Tag aufs neue einen Topf voll Beeren sammeln. Und dann sollte natuerlich noch das Zelebrieren des Abendmahls erwaehnt werden, welches sich bis tief in die Nacht hineinzog. Gross und pompoes waren die Speisen, rund und gespannt unsere Baeuche. Daraufhin kamen Sam und David auf die Idee eine Fastenzeit einzulegen, welche mit einem kulinarischen Fest beendet werden sollte.
Wir setzten uns eine Vorgabe von fuenf Tagen, in denen nur Wasser und wenige Himbeeren zu sich genommen werden durfte. Das Interessante war, dass wir nicht einmal Hunger verspuerten. Doch einfach die Lust zu essen veranlasste mich und David dazu den Pakt zu brechen und nach 62 Stunden uns vor den luesternen Augen der anderen genuesslich eine dicke Portion Nudeln reinzufahren. Als Sam dann nach vier Tagen auch aufgegeben hat, kam die endgueltige Erloesung aus der Selbstgeiselung in Form von Kartoffelauflauf, Pasta und Schokokuchen.

Ein langsam staerker werdendes, doch immer noch dezentes, juckendes Pieksen sitzt auf meiner Schulter. Ich ignoriere es. Ich muss mich auf das undurchdringliche Gebuesch vor mir konzentrieren, auf unseren "Weg". Ist vielleicht nur ein salziger Schweisstropfen der in einer kleinen Wunde brennt. Ich kaempfe mich weiter durchrs Gebuesch. Dornen und Aeste schrammen ueber meinen Koerper. Alles kratzt und juckt. Jetzt nervt das Pieksen auf meiner Schulter doch ein wenig und ich schaue hin. Eine fette Muecke sitzt vor meinem Auge, mich mit ihrem Ruessel penetrierend und saugt ekstatisch mein kostbares Blut. Ich haue sie platt. Ihr Hinterteil platzt und mein Blut spritzt heraus. Direkt daneben sitzt schon die naechste, tief in meine Haut gebohrt und wild mit den Beinen strampelnd. Sie hat wahrscheinlich Angst bekommen, als sie gesehen hat was mit ihrer Freundin ein paar Zentimeter neben ihr passiert ist. Sie konnte den Ruessel nicht schnell genug rausziehen und "Batz" - dann ist auch sie verschieden. Ich gucke auf meine Arme und da sitzen schon wieder zehn. An den Beinen das Gleiche. Unerhoerte Angriffe von Schwaermen von Muecken - auch das ist Kanada, die gruene Hoelle. Und das Hoellenfeuer, welches einem ewige Qualen bereitet sind die Muecken. Die vier Tueten Pilze, die wir von der Wanderung mitgebracht haben, gaben uns wahrscheinlich weniger Energie, als die Muecken uns geklaut haben.

Ein Typ aus Dawson, der in den Goldminen arbeitet, erzaehlte uns, dass die Gegend um aysymay relativ reich an Gold ist. Drum habe ich mir einen Eimer voll Kies vom Ufer geschnappt und mit unserer grossen Eisenpfanne angefangen zu schuerfen. Das Erstaunliche war, dass ich schon mit dem ersten Schwung Kies einige Kruemel Gold in der Pfanne hatte. Die waren jedoch so klein, dass es sich nicht gelohnt haette sie zu behalten oder weiter zu schuerfen. Aber immerhin - ich habe mein eigenes Gold gefunden.

Am naechsten Tag stand Aktion Flussueberquerung auf dem Plan. Nachdem wir empirisch festgestellt haben, dass es moeglich ist rueber zu schwimmen, begaben Sam und ich uns auf die andere Seite um ein Minifloss zu bauen. Mit vier Naegeln und ein wenig Strick fixierten wir zwei Baumstaemme miteinander. Es fun ktionierte. Basierend auf unseren mittlerweile reichlichen Erfahrungen im Flossbau zimmerten wir dann einige Tage spaeter noch eins zusammen. Unsere Bauweise wurde immer minimalistischer. Wir verwendeten fuenf Staemme aber diesmal nur noch Naegel. Und zwar nhur so viele, dass man es gerade noch so als zusammenhaengendes Konstrukt bezeichnen konnte.
Wir Jungs planten einen Tier-Beobachtungstrip auf die andere Seite zum Wasserloch, wo alle moeglichen Tiere ihren Durst stillen. Ausgeruestet mit Kamera, Klamotten und anderem Krims Krams stetzten wir uns aufs Floss. Es wackelte unglaublich hin und her und durch unser Gewicht lagen wir viel zu tief im Wasser. Alle mussten perfekt in der Mitte sitzen und selbst dann schien es sehr wahrscheinlich, dass wir kentern wuerden.
Mit nassem Arsch verweilten wir einige Minuten lang am Heimathafen und dikutierten einige Minuten lang, ob wir es wagen sollten oder nicht. Sam, mit seinen Haenden in ueberhaengende Aeste gekrallt, wollte nicht starten.
"Wir schaffen das niemals. Ich sitze schon halb im Wasser. Schaut doch mal wie wir rumschwanken und das obwohl ich uns noch festhalte. Wir werden in der Mitte kentern, unsere Kameras und alle anderen Sachen verlieren und dann sterben."
David lachte und ich hatte einen Lachanfall. Quiekend und das Paddel schwenkend schrie ich:"Los gehts ... hihihi, hahaha, wird schon gut gehen ... muahahaha."
Ich fing einfach an zu paddeln. Die Stroemung erfasste und schon waren wir unterwegs. Kein zurueck mehr.
"Nein, nein, richtig Scheisse! Niemals, wir schaffens niemals!", beschwerte sich Sam, allerdings nur halbernst, denn auch er fand die ganze Situation ziemlich amuesant. David und ich waren immer noch im Lachkrampf gefangen. Als wir die Haelfte geschafft haben, schrie Sam auf:"Nein, verdammt! Das Floss faellt auseinander!" Durch die Bewegungen loesten sich die Naegel aus dem vorderen Ast, welcher alle Staemme miteinander verband. Sam, der vorne sass, spreizte seine Beine, schlang sie um die beiden aeusseren Staemme und drueckte das ganze Gewurschtel wieder zusammen. In diesem Zusatand erreichten wir die andere Seite und klassifizierten diesen Trip als die lustigste Fahrt jemals.

Nachdem wir uns jeder einen Speer geschnitzt haben, um Baerenangriffe abzuwehren (was fuer eine toerichte Illusion), begaben wir uns auf Beobachtungsposition. Ausser Spuren von Wolf, Baer, Elch und Vogel haben wir jedoch leider nichts gesehen und so machten wir uns bei fast Dunkelheit wieder auf den Weg auf die andere Seite.
Unser Floss war im Prinzip voellig im Arsch. Es hatte mehr den Eindruck von nebeneinander her treibenden Baeumen als von einem Floss. Aus irgend einem Grund lagen wir bei der Rueckfahrt noch viel tiefer im Wasser. Mir gings hinten ganz gut aber Sam sass vorne bis zum Bauchnabel im Wasser. Unser Floss hat sich in ein U-Boot verwandelt. Es trieb 30cm unter der Wasseroberflaeche dahin. Man hat es ueberhaupt nicht mehr gesehen.
Ich musste wieder konstant lachen. Was fuer ein surreales Bild: Sam sitzt auf dem Wasser (und halb drin), wie Jesus der drauf rumlaeuft und paddelt sich so schwebend zur anderen Seite. Drueben angekommen ueberliessen wir den Holzhaufen sich selbst und staksten in stockdunkler Finsternis durch den Wald zurueck zum Lager.

In Gemeinschaftsarbeit zerlegten wir Francis und mein Floss und verstaerkten mit dem Material das von Sam und David, sodass es vier Leute und Gepaeck tragen konnte.
Zwei Tage spaeter verabschiedeten wir uns von unserem fast drei woechigen Zuhause und legten ab, in Richtung Dawson. Mit perfektem Wetter trieben wir dahin. Der Stewart spuelte uns in den riesigen Yukon hinein, wo ich ueber einen Monat zuvor schon mit Bubbi auf unserer SS-Recycle langfuhr. Bekannte Gewaesser also, allerdings mit diesmal unbekannten Hindernissen. Durch den niedrigeren Wasserstand war die Gefahr groesser auf Kiesbaenke aufzulaufen. Das geschah auch, was aber nicht das Problem war. Der Baum war das einzig Besorgnis erregende.
Wir befanden uns in einem ca. 200m breiten Hauptkanal des Yukon. Einige hundert Meter vorrasu ragte ein grosser Baum schraeg aus dem Wasser heraus, mitten im Fluss. Die Wurzel hatte sich wahrscheinlich im Grund verfangen.

"Vielleicht muessen wir dann demnaechst mal anfangen zu paddeln.", meinte Sam.
"Ich glaube nicht, dass wir ihn treffen werden.", erwiderten wir anderen. Wir haben Wetten abgeschlossen, ob wir rechts oder links dran vorbei treiben wuerden.
"Jungs, wir treiben genau drauf zu. Lasst uns paddeln." sagte Sam und griff nach seinem Paddeln.
"Ich bin mir sicher wir kommen rechts vorbei.", anwortete ich und Francis meinte:"nein, ich sage links".
David fing an zu kichern und aenderte seine Meinung:"Hihi, vielleicht treffen wir ihn wirklich."
Sam:"... dann fang an zu paddeln!" und legte selbst los.
Ich:"Ach Quatsch, das laeuft schon. Wie wahrscheinlich ist es, dass wir in diesem riesigen Fluss genau den Baum treffen?!"
Francis:"Oh manV ich glaueb Sam hat recht. Wir sollten was machen."
Sam, schon voll in Aktion:"... ja dann fangt doch endlich mal an!"
Doch David begann einfach nur herzlichst zu lachen:"Oh ja, wir werden ihn treffen, wir werden ihn treffen. Hihi, wir werden ihn wirklich rammen."
Ich ignorierte mein Paddel (auch weil Francis und David sich nicht ruehrten) und kramte nach meiner Kamera, um diese beinahe Kollision zu filmen, immer noch davon ueberzeugt dass wir davon kommen. Francis stand nur da und starrte auf den immer naeher kommenden Baum.
Ich:"Ups, wir treffen ihn ja wiklich."
Sam:"Ihr Idioten - jetzt paddelt!"
David:"Wohin denn?"
Sam:"Egal wohin! In irgend eine Richtung. Einfach anfangen!"
Francis:"Ich rette nur meinen Rucksack. Jeder ist fuer sein Zeug selbst verantworklich."
Ich:"Huhuhu ... oh man. Das wird krass!" und packte meine Kamera wieder ein, damit ich die Haende frei hatte um ein Paddel und meinen Rucksack zu schnappen, falls ich schwimmen musste.
Sam:"Scheisseeeeeeeeeeee!!!"

Als wir noch ca zehn Meter weg waren, war klar dass wir kollidieren wuerden. Ich stellte mir vor, wie das Floss in Stuecke gerissen wird, wir alle ins Wasser fallen, die Rucksaecke verlieren weil sie sich voll Wasser saugen und geradeso zu einer der Inseln schwimmen koennen und auf Hilfe warten muessen.
Alle vier standen wir nur da und blickten dem Unheil entgegen. Die Spitze des Bootes schob sich auf den Stamm. Alles wackelte und knirschte ein wenig. Der Baum wurde komplett unter Wasser gedrueckt und wir glitten mit einem Vibrieren ueber ihm entlang. Als wir drueber weg waren, schnellte der Baum mit grossem Getoese wieder ueber die Wasseroberflaeche, wippte langsam aus und verharrte an seinem urspruenglichen Ort als ob nichts passiert waere.

Wir starrten uns gegenseitig an und realisierten, dass ueberhaupt nichts passiert ist. David fing als erster an lautes Gelaechter hinaus zu bruellen. Wir anderen drei folgten ihm und setzten uns mit zitternden Beinen wieder hin. Lange noch amuesierten wir uns ueber den Vorfall und David spuerte noch eine halbe Stunde spaeter das Adrenalin in seinem Blut zirkulieren. Das war einfach ein sau krasses Ding!

In Dawson parkten wir das Floss an der gleichen Stelle, wo die SS-Recycle ankerte.
Wieder nutzte ich es als kostenlose Unterkunft fuer die letzten drei Tage in Dawson. Nachdem auch fuer dieses Floss Abnehmer gefunden haben, die es nach Alaska fahren wollten und ich mich noch mal so richtig in Dawson ausgetobt habe, machte ich mich auf den Weg nach Vancouver.
Fuenf Tage habe ich gebraucht um runter zu trampen. Drei Tage davon mit einem Amerikaner in seinem VW-Bus aus den Siebzigern. Wir teilten uns den Spritpreis, den Waagen zum schlafen und hatten sehr sehr interessante Gespraeche. Er als tief glaeuber Christ und ich als Wissenschafts-Geist. Agression und Ueberzeugungswille des eigenen Standpounktes blieb jedoch groesstenteils aus, was so wunderbar an unseren Gespraechen war.
Die Fahrt fuehrte uns entlang des Fraser Rivers, durch eine der beeindruckensten Landschaften die ich je gesehen habe. Sued BC ist einfach wundervoll und ich habe mir fest vorgenommen naechstes Jahr dort meinen Kanadaaufenthalt ausklingen zu lassen.

"Gott sei Dank, da ist er.", sagte ich zu mir, als ich den roten Van unter der S-Bahnschiene von Richmond entdeckte, wo Alex ihn laut seiner Beschreibung geparkt hatte. Ich bin nicht rechtzeitig angekommen, um ihn persoenlich zu uebernehmen. Alex ist zwei Tage vor meiner Ankunft zurueck nach Deutschland geflogen. Diese ganze Situation war hoechst riskant. Der Waagen stand in oeffentlichem Raum, ohne Nummernschilder, nicht angemeldet und versichert. Doch das ging gluecklicherweise gut. Als ich aber durch die Papiere blaetterete, fand ich ausser alten Reperaturechnung nur einen handgeschriebenen Kaufvertrag, auf dem ich unterschreiben sollte. Kein Fahrzeugbrief und kein Transfer Form, welches man bei einem Fahrzeugverkauf in BC braucht. Sofort machte ich mich auf zum naechsten Broker und legte ihm alle Papiere die da waren auf den Tisch. Er meinte, dass die Registration und das Transfer Form auf jeden Fall da sein muessen.
"Verdammte Riesenscheisse" war mein einziger Gedanke. Drei Dinge sind fuer eine Autouebergabe wichtig: das Auto, die Registration und das Transfer Form. Zwei davon waren nicht da. Da es schon spaet war, legte ich mich erst mal schlafen. Die erste Nacht in meinem neuen Heim. Am naechsten Tag rannte ich durch die heisse Stadt, redete mit vielen Brokern, schrieb viele Emails und fragte bei allen moeglichen Geschaeften und Restaurants in der Naehe nach, ob ich den Waagen auf deren Privatgrundstueck parken darf. Das wuerde zumindest erstmal verhindern, dass das Auto abgeschleppt wird. In diesem Fall haette naemlich Alex selbst es vom Abschleppdienst abholen muessen, was er nicht gemacht haette, weil er in Deutschland ist. Bei einer Lager-Gebuehr von 50 Dollar pro Tag waere der Van fuer immer verloren gewesen und meine 800 Euro auch, die ich schon bezahlt habe.
Beim fuenften Versuch hatte ich Glueck. Die super netten Jungs von Kaltire, eine kanadische Autowerkstatt-Kette, sagten ich koenne das Auto in ihrem Hinterhof parken. Also bin ich den Kilometer zu denen gefahren und hoffte dass die Polizei nichts bemerkt. Alles ging gut.
Alex musste mir also nur die Registration per Post zuschicken und die Unterschrift auf dem Transfer Form konnte ich faelschen. Da das allerdings ca. zwei Wochen dauern wuerde, bgeschloss ich in der Zwischenzeit mal Vancouver auszuchecken. Richmond liegt direkt neben Vancouver. Biede Staedte gehen nahtlos ineinander ueber und von Vancouver habe ich noch nichts gesehen.

Ich sass am Donnerstag in der Bibo in Richmond am PC und regelte die letzten Angelegenheiten fuer den Van, als ich eine eMail von Gwen bekam, die ich in Dawson kennen gelernt habe. Ich habe ihr versprochen, dass ich wenigstens auf eine der Shambhala Afterpartys gehen werde, wenn ich schon nicht nach Shambhala selbst komme. Sie schrieb mir, dass Freitag bis Sonntag auf Cortes Island diese besagte Party stattfindet.
Voellig euphorisch ging ich zu einer Bibliothekarin und liess mir von ihr erklaeren, wie ich nach Cortes Island komme. Auf meine Frage, wie ich zum Hafen komme sagte sie:"Wenn du in 45min wieder an der Bibo bist, kann ich dich hinfahren weil ich genau dort wohne."
Ich bedankte mich herzlichst und sprintete los. In 20min Rannte ich die drei Kilometer zurueck zu meinem Van, packte ein paar Sachen in meinen Rucksack, rannte zur S-Bahn, fuhr 2 Stationen und rannte weiter zur Bibo. Ich habe zehn Minuten laenger gebraucht als vereinbart doch Marianna war noch da, gerade dabei loszufahren.

Auf Vancouver Island angekommen bekam ich sofort eine Mitfahrgelenheit und noch eine und noch eine. Unglaubliche fuenf Minuten wartete ich auf der gesamten Strecke nach Campbell River. Dort gings weiter mit der Faehre nach Quadra Island.
Auf der Ueberfahrt lernte ich Gill, Brittany, Kati und Brendon kennen, mit denen ich weiter gefahren bin. Nach einer Nacht und tollen Unterhaltungen bei Katis Cousein fuhren wir am Freitag Morgen mit der ersten Faehre weiter nach Cortes Island, wo die Party in der Carrington Bay stattfand.
Die Insellandschaft um Vancouver Island ist einfach nur berauschend. Das letzte Mal hatte ich dieses Gefuehl bei der Ueberfahrt nach Samothraki. Voellig hippelig und aufgedreht wie ein Junge bei seinem ersten Schultag flitzte ich von Deck zu Deck, um diese traumhafte Maerchenlandschaft in mich aufzusaugen, mit ihr zu verschmelzen.

Ich habe langsam den Verdacht, dass ich den Sinn fuer eine Vorahnung habe, ob mir ein Ort gefaellt oder nicht. Das war bei Samothraki so, bei Meteora und nun bei Cortes Island. Schon auf dem Boot haben wir andere Partygaenger getroffen, die alle mit einer liebevollen Umarmung begruessten. Alle hatten Schmetterlinge im Bauch wegen des bevorstehenden Raves.

Mit dem Auto fuhren wir die Waldpiste bis zum Ende, bis es nicht mehr wirklich mit einem Fahrzeug weiter ging und liefen die restliche halbe Stunde bis zur Carrington Bay. Ich kam an und war berauscht von dem Ort. Wundervolle Natur, eine kleine Piratenbucht, alles ueberwuchert mit antikem Nadelwald und in dem Spiel aus Gewaechsen und Landschaften war die Buehne und die wilden Campingplaetze. Ich traf einige Leute aus Dawson wieder und zusammen bereiteten wir uns auf die Party vor. Ich hatte keine Ahung was im Endeffekt draus werden wuerde. Ich versuche mal das Wochenende in Worte zu fassen: Es war wild. Es war ausgesprochen wild! Es war die unglaublichste Party, die ich jemals mitgemacht habe. Die Leute sind ausgerastet, voellig durchgedreht. Aber in positivem Sinne. Eine Berauschung der Sinne und des Geistes in hoechstem Masse. Ich habe alle drei Abende mindestens 5-8 Stunden nonstop durchgetanzt und war danch fix und fertig. Selbst als ich halbtot im Bett lag und die Musik sich ihren Weg durch meine Ohrenstoepsel suchte, zuckten meine Zehen mit dem Beat. Ich habe eine neue Musikrichtung fuer mich entdeckt, mit der ich zuvor noch nie in Kontakt gekommen bin: Dubstep. Ich bin einfach im Rhytmus zerflossen und mein Inneres hat sich nach aussen gestuelpt. Es war einfach hammerhart. Hammerhart geil!
Das Thema der Party war "Piratenparty". Am Samstag sind alle mit Saebeln und Augenklappen und Piratenklamotten rumgelaufen. Aber es war nicht einfach nur ein Thema. Es war nicht gespielt. Die Party war wirklich eine Piratenparty. Es war einfach echt! Voellig verrueckt. Es lagen bestimmt acht Boote in der Bucht vor Anker. Ein Kutter ist tatsaechlich unter Piratenflagge gefahren. Jeder hat eine unglaubliche Menge an Liebe ausgestrahlt. Man hat sich nicht fremd gefuehlt, unter niemandem der da war. Wie eine riesige Familie. Es waren aber auch nur ca. 500 Leute.
Tja, was kann ich noch sagen? Es war einfach perfekt.

25.8.10

Kanada - Vancouver

Nur ne kurze Info, dass ich erst mal Fotos hochgeladen habe und jetzt die Tage dann den neuen Eintrag schreibe. Viel Spass !!!

ps: Bin in 5 Tagen von Dawson nach Vancouver runter getrampt, um meinen Van abzuholen. Der ist auch da, nur fehlen die Papiere. Alles grad en Bissl Scheisse!!!! Bin angepisst, krieg das aber schon irgendwie geregelt. Muss ich mich halt mit den Behoerden rumschlagen. Fahr die naechsten Tage nach Vancouver Island und dann in 3 Wochen zurueck nach Fort Sankt John, wo die Arbeit auf mich wartet.
Halleluja!