5.8.09

Griechenland Samothraki die 3.

Die Wochen nachdem Nadja und David abgereist sind waren sehr ruhig. Fast schon ein Bissl zu ruhig.
Ich war 2 Wochen lang komplett allein im Fluss. Also musste ich mir Beschaeftigung suchen. Ich richtete mneinen Lagerplatz immer haeuslicher ein.
Um mir meine taegliche Dosis Adrenalin zu injizieren erschien mir der Ast ueber meinem Lagerplatz mit dem darunter befindlichen Abgrund ideal fuer eine uebergrosse Schaukel, bei der sich wahrscheinlich viele gerne in die Hose kacken wuerden.

Mein ganzer Stolz ist der Pizzaofen, den ich gebaut habe. Dieser hat die besten Pizzas und Brote hervorgebracht, die ich je produziert habe.
Und um nicht die gesamte Gegend mit einzelnen Haeufchen vollzuscheissen installierte ich ein koenigliches Klo, damit der Gestank und alles dazu gehoerige auf eine kleine Ecke beschraenkt bleibt. Nach einigen Tagen musste ich jedoch feststellen, dass es andere Interessenten im Fluss gibt, welche die oertliche Beschraenkung des Kots als unwichtig erachteten. Immer am Folgetag des letzten Stuhlgangs war jeder Stein im Umkreis einiger Meter mit einer zarten Schicht aus Scheisse ueberzogen. Was fuer eine Sauerei! Und selbst die beiden Donnerbalken, auf denen man einschlaefernd gut kodieren kann, blieben nicht verschont.
Da muss man auf den eigenen Endprodukten sitzend die Ausscheidung verrichten, nur weil irgendein mysterioeses Wesen es schoen findet alles mit Scheisse einzuschmieren.

Lange habe ich gebraucht um heraus zu finden, wie dieses Mysterium zustande kam. Ratten!!! Die gleichen Ratten, die mir vernichtend viel Essen gestohlen haben. Ich frage mich, was hier los ist. Letztes Jahr die Ziegen, dieses Jahr die Ratten (und die Ziegen).
Keine Nudel und kein Reiskorn war mehr sicher und wurden sie auch in noch so viele Extratueten mit einem Seil an einen Ast gehangen. Immer wenn ich dachte: jetzt ist alles sicher, unerreichbar fuer jedes Lebewesen, wurde ich ich eines Besseren belehrt.
Die Viecher sprangen todesmutig vom Baumstamm an die in (fuer sie) schwindelerregende Hoehe platzierten Tueten. Sie kletterten vom Ast ueber das Seil zum Essen herunter. Und sogar Pyramiden aus Ratten und Buendnisse zwischen Ratten und Ziegen erschien mir nicht mehr als vollkommen unwahrscheinlich. Der Austausch des Seils mit einem langen Draht hat bis jetzt die Raeuberei am besten gestoppt, da sie daran herunter rutschen muessten. Doch ich warte nur darauf, dass diese Biester sich eine neue Technik ueberlegen um ans Essen zu kommen. Z.B. sich in skydiver-Manier vom Ast fallen zu lassen um sich im Vorbeiflug mit ihren kleinen Klauen in der Plastik fets zu krallen (was bei Akis uebrigens schon vorgekommen ist).
Jedenfalls habe ich ihnen den Krieg erklaert. Meine Gegenmassnahmen waren: minutenlanges Didgeridoo spielen und Schreien in das Eingangsloch ihres Baus; literweise Wasser hineingiessen, um sie heraus zu spuelen; brennendes Laub in die Loecher stopfen, um sie auszuraeuchern, wobei ich fast den ganzen Baum abgefackelt habe.
Als sie dann ein Loch in mein Zelt genagt haben, um an das Brot zu kommen, habe ich getobt. Aber was sollte ich machen. Die sind einfach zu gut organisiert. Da komme selbst ich als Deutscher nicht mit.

Am 22. Juni kam dann endlich Bubbi. Haechelnd nach Kompanie nham ich ihn an der Faehre in Empfang. Unjd das erste was er sagte war:"du bist ja schon wieder nackt". Und das nur, weil ich Oberkoerper frei unterwegs war. 2 Stunden spaeter allerdings war er dann auch nackt und zwar komplett. Und das blieb er auch fast die naechsten 4 Wochen.
Man mag es kaum glauben, aber Bubbi ist auf Samothraki zum Exebitionist mutiert. Er ist als weisse Kellerleiche angekommen und als braun gebrannter Adonis wieder abgereist.
Ich hatte natuerlich eine grossartige Zeit mit ihm. Doch das grossaretigste ist in der 2. Woche passiert. Kennt jemand den Film Broke-Back-Mountain ?? Ach Quatsch, war nurn Witz.

Also, in dieser 2. Woche hat es ziemlich oft geregnet. Einen Tag sogar komplett. Die Nacht ueber wars trocken und am Morgen hats wieder angefangen.
Ich wachte blitzschnell vom prasselnden Regen auf und weckte Bubbi, damit wir uns darueber streiten koennten, wer nun rausgehen muss, um den Futterbeutel aus unserem "Flusskuehlschrank" herauszuholen, damit er nicht vom evtl. ansteigenden Fluss weggespuelt wird. Schliesslich hat sich Bubbi geopfert den Beutel zu retten. Ich blieb derweil in meinem warmen gemuetlichen Schlafsack liegen und schaute durch das offene Zelt den Fluss zum 200m entfernten Wasserfall hinauf.
Mein erster Gedanken war: "oh, da spritzt es ja schon ein Bisschen mehr als gewoehnlich bin der Gegend herum."
Ploetzlich schwappte eine 4m hohe gigantische Killerwelle den Abgrund herunter und knallte von einem zum naechsten Becken auf uns zu. Mein Mund klappte runter, die Augen quollen hervor und ich sagte leise zu mir selbst:" aaaach duuuuu Scheeeeeeeiiiiiiiiiiiiisse".
Innerhalb weniger Millisekunden stand ich vorm Zelt und schaute zu Bubbi, der noch immer im Fluss rumstakste und mit dem Essen beschaeftigt war. Ich schrie, wie ich noch nie in meinem Leben geschrien habe:"Bubbi, Bubbi, komm aus dem Fluss raus!!!!" Er liess den Beutel direkt neben dem Wasser fallen und kam leicht panisch zu mir gerannt und fragte was los sei. Da zeigte ich nur mit dem Finger auf die heran rollende Welle.
Bubbi schaute zur Tuete, dann zur Welle. Wieder zur Tuete, dann zur Welle und sagte:" Ich, ich, ich kann das Esen noch retten". Er sprang zurueck in den Fluss, schnappte sich die Tuete und rannte wieder hoch. 5 Sekunden spater schossen tausende Tonnen Wasser an iohm vorbei.

Fassungslos standen wir erst einige Sekunden da und starrten auf das entfesselte Monster. Doch die Konzentration kam sofort wieder zurueck, als wir bemerkten dass der Wasserspiegel immer noch im Sekundentakt um 10cm stieg.
Ich riss das Zelt auf, schnappte mir meine Guerteltasche, wo Kamera, Geld und EC-Karte drin sind und struermte 10m den Hang weiter rauf, um die Tasche in einer regensicheren Felsspalte zu verstecken.

Als ich zurueck kam, stand das Zelt schon 1m unter Wasser und Bubbi war damit beschaeftigt flussabwaerts treibende Gegenstaende einzufischen und den Hang hinauf zu werfen. Ich steckte meinen Kopf ins Zelt und sah, wie Schlafsaecke, Isomatten und Rucksaecke zwischen Blaettern und Schlamm im Zelt umher schwammen.
Wir griffen uns, was wir kriegen konnten und warfen alles den Hang hoch. Dann standen wir einfach nur ein paar Minuten bis zur Huefte in der Stroemung und hielten das Zelt fest, da es dieses sonst weggerissen haette.

Ich sagte zu Bubbi, dass ich ein Video machen. Da schrie er panisch mit einer mir unbekannten Stimme (da hat wohl das Adrenalin die Stimmbaender geoelt und alles Gesagte war eine Oktave hoeher):" nein, ich kann das Zelt nicht allein halten! Die Stroemung ist zu stark, bleib hier!" Also verharrten wir in dieser Position, bis der Wasserspiegel wieder um einen Meter gesunken ist.

Unsere Schadensbillanz war bombastisch. Bis auf meine Toepfe und ein paar andere Kuechenutensilien haben wir nichts verloren. Viele Sachen haben wir tief im Sand vergraben spaeter wieder gefunden. Wir haben das Glueck, dass der hohle Baumstamm des Baums direkt an unserem "Wohnzimmer" flussaufwaerts hin geoeffnet ist, sodass es die Haelfte der Gegenstaende mit dem ersten grossen Schwapp in den Baum geschwemmt hat. So gab es noch Wochen nach der Welle immer wieder eine freudige Ueberraschung, wenn mal wieder bei Rattenbehausungsvernichtungsaktionen einen Meter unter der Erdoberflaeche eine Fischdose, ein Marmeladenglas oder die Angelhaken auftauchten, die das Wasser in die Rattenloecher gedrueck hat.

Wir hatten einfach ein riiiiiiiiieeeeesiges Glueck. Erstens dass wir ueberhaupt noch leben, zweitens dass wir im Prinzip nichts verloren haben und drittens dass wir eines der beeindruckendsten Naturdramen miterlebt haben, das ich mir vorstellen kann und ich davon sogar noch ein Video habe.
Waeren wir nur 60s spaeter aufgewacht, haette uns die Welle so richtig aus dem Schlaf gekickt. Das nenne ich mal Intuition.

Nachdem wir kiloweise Schlamm und Blaetter aus Zelt und Schlafsaecken geschaufelt und erst mal nur provisorisch irgendwo aufgehangen haben, gingen wir die 200m hoch zum Wasserfall, wo Jorgos sein Zelt hatte, 1m vom Wasser weg, da wo die Welle mit voller Wucht so richtig reingedonnert ist. Bubbi hatte ernsthaft Schiss, dass wir Jorgos tot im Wasser treibend finden wuerden. Doch wir fanden gar nichts. Nichts von der vorhergehenden Existenz eines Lagerplatzes.
Glueckjlicherweise erfuhren wir spaeter, dass er in dieser Nacht in Therma geschlafen hat. Waere er im Zelt gewesen. haette er das niemals ueberlebt.

Was allerdings mit dem Paearchenpassiert ist, das weiter unten auch direkt am Wasser gecampt hat, wissen wir nicht. Da war natuerlich auch nichts mehr zu finden. Kein Loeffel, kein Zelt, Nichts! Und wir haben nie wieder etwas von ihnen gehoert. Doch die Einheimischen versicherten uns, waeren sie gestorben, haette man sie schon laengst im Meer gefunden.

5 Stunden nach der Welle, als der Fluss wieder begehbar war, packten wir das Noetigste und machten uns auf den Weg runter in den Wald, um Aaron und Nina (die Oesterreicher von letztem Jahr) zu suchen. Wir haben am Vortag erfahren, dass sie auf der Insel seien ud wollten sowieso runter.
Auf dem Weg nach unten registrierten wir das ganze Ausmass. Vieles im Fluss war veraendert. Wo vorher wunderschoene Lagerplaetze waren, klafften riesige, schlammige Loecher. Unbewegbar erscheinende gigantische Baumstaemme waren irgendwo anders und selbst tonnenschwere Steine mit 2m im Durchmesser sind spurlos verschwunden (vielleicht vaporisiert).

Bis ca. 3km vor der Kueste von Samothraki lag eine Schlammwolke im Meer, in der Baeume und hunderte Ziegen umhertrieben. Aus einer unsicheren Quelle habe ich erfahren, dass allein in Fonias 100 Ziegen drauf gegangen sind und ins Meer gespuelt wurden.
Beim Abstieg fanden wir alle paar hundert Meter immer mal ein Schlafsack- Zeltfetzen von Jorgos zwischen Steinen klemmen.

Im Wald trafen wir dann wirklich die Oesis. Das war vielleicht cool die wieder zu sehen. Und sofort machten wir es uns bequem auf deren Maerchenlichtung und verbrachten die naechsten 5 Tage zusammen. Leider war dieses Jahr nicht si viel Bergaction angesagt, weil Aaron sich in Oesterreich seinen Fuss hakb durchbohrt hat und somit noch schwerstbehindert war.

Nach den 5 Tagen sind wir wieder in unser altes Lager gezogen und haben die Schaeden des Tsunamiks beseitigt.
Langsam fuellte sich die Insel mit Leuten und so bekamen wir nun auch immer mal Besucher im Fluss. Jeder war natuerlich an unserer Schaukel interessiert und so fuegte es sich, dass sie zu einer Legende wurde. Fuer uns wurde sie zum Sozialisierungsantrieb.
Um neue Leute kennen zu lernen mussten wir nicht den ausgelutschen Standartspruch bringen:" Haste mal ne Kippe?". Bein uns hiess es dann eher:" Willste ma schaukeln?" oder "Lust auf ne Swingerparty?". Auf diese Weise lernten wir die Frauenhorde um Valia und Natalia kennen, die in ihrer Gruppe sowas wie die Alphaweibchen darstellten.

Die ersten Tage blieb es bei kurzen Begegnungen mit Smalltalkunterhaltungen. Man sah sich mal beim Raggeakonzert auf dem Capoeirafestival oder in Therma. Das konstante Abhaengen mit den Maedels wurde leider von einem 2 taegigen Intermezzo erschuettert.

Bei einem unserer Badegaenge in Gria Vathra lernten wir Marianna und ihre beiden teuflischen Hunde kennen. Sie haengte sich an uns dran und hat in unserem Lager die Nacht verbracht. Was fuer ein Horror. Die Hunde haben alles verwuestet. Asche und Kohle auf die Decken geschleppt, Plastikschuesseln zerbissen und staendig versucht unser Essen zu fressen.
Doch das Schlimmste war, sie fanden heraus wo unser Klo ist, haben unsere Scheisse gefressen und kamen dann mikt ihrer beschissenen Schnauze zurueck, um uns anzustubsen, abzuschlecken und auf der Decke rumzuwaelzen. Und Marianna die lebende Statue hat nichts dagegen getan. Sie hat ihre Hunde absolut nicht unter Kontrolle. Sie sass nur da und hat geguckt, ne ganze Menge Loecher in die Luft, die ganzen 2 Tage lang. Ach ja, und geraucht hat sie auch.
Gluecklicherweise haben wir sie danach fast nicht mehr gesehen und hatten die Courage, wenn es doch einmal passiert ist, sie hoeflich zun ignorieren.

Als ich Marianna wieder los war, bin ich am Abend des 2. Intermezzotages runter zum Campingplatz gelaufen, wo Bubbi die "Spanier" besucht hat. Eigentlich waren sie Griechen. Doch bei der Erwaehung, dass 2 von den 7 mal fuer ein Jahr in Spanien waren , muss Bubbis Gehirn eine Nationalitaets-Zuordungsfehlfunktion erlitten haben und er nannte sie ab dem Zeitpunkt nur noch die Spanier.

Auf dem Weg zu ihnen wurde ich am 2. Waschhaus von Valia abgefangen.
Valia:" Wo willst du hin ?"
Felix:" Zu den Spaniern und Bubbi."
Valia:" Scheiss auf die Spanier. Komm zu mir und meinen Maedels."
Felix:"Aber ..."
Ein triftiger Grund fiel mir nach dem "Aber" nicht ein, also musste ich mitgehen. Wir hatten dann auch alle einen sehr spassigen Abend zusammen. Dann wurde es spaet, ich war muede, hatte eine Angina, wollte nicht schon wieder ein Intermezzo und hatte vor zu gehen.
Valia:" Schlaf doch in meinem Zelt."
Felix:" Dann schlaf ich aber vielleicht nicht so gut und dann bin ich morgen noch kranker."
Valia:" Du darfst dich jetzt nicht anstrengen wenn du krank bist. Ausserdem mache ich dir einen Tee."
Felix:" Aber ..."

Schon wieder fiel mir kein Grund ein. Verdammt, es war als ob sie einen Blinker ausgeworfen haette und ich dummer Fisch habe reingebissen. Eigentlich wollte ich das alles ja gar nicht und ich war sowieso nur spitz auf Natalia. Dann geh ich halt eher schlafen als alle anderen dachte ich. Doch sofort sprang Valia mit auf und sagte:" Ich mach dir dein Bett." Also machte sie mir mein Bett, ich legte mich hin und sie blieb natuerlich auch neben mir liegen. Trotz meines Unwillens hatte ich dann aber doch eine grossartige Nacht.

Wir hatten die naechsten Tage eine Menge Spass, doch dann kam das anfaengliche Widerstreben zurueck und ich beendete das ganze. Es hat halt einfach nicht gepasst. Da kam mir der 4 taegigeg Ausflug mit Bubbi in die Berge ganz recht. So konnte ich mich mal wieder besinnen.

Wir kletterten Gria Vathra bis zur Quelle rauf, kreuzten den Bergkamm und gingen auf der anderen Seite wieder runter, zu den Quellen von Fonias. Dort wo alle Seitenarme zusammenfliessen und den eigentlich Fluss biden, liegt das Paradies Karya. Das Wasser schlaengelt sich ueber riesige flache, glatte Steinplatten , faellt Wasserfaelle hinab und sammelt sich in unzaehligen grossen Becken zu kleinen Seen zusammen. Und hier und da tront ein Baum ueber diesem Szenario. Aber das habe ich ja auch letztes Jahr alles schon beschrieben.

Wir blieben 2 Naechte und verbrachten die Zeit mit Fotosynthese und Wasserfaelle runter rutschen. Bubbi der arme Gesell hat sich dabei ein 2. Arschloch in den Po gerutscht. Bei der Rutsche mit den 2 Schanzen zwischendrin (siehe Video letztes Jahr) muss man die Arschbacken zusammenkneifen, danmit der Steiss nicht auf den Stein knallt, wenn man nach dem 1. Sprung wieder auf der Rutsche landet. Das glaube ich, hat Bubbi nicht gemacht und deswegen ist seine Riefe aufgeplatzt.
Nun hatte er Sorgen, dass wenn er seine Freundin wieder sieht, nicht alles so laeuft wie es laufen sollte.

Lustig war auch, dass wir vor der Tour die Idee hatten, kein Besteck mitzunehmen, um Gewicht zu sparen. Wie bloed der Gedanke war, realisierten wir erst in Karya, als wir feststellten, dass wir fast nur Fertignudelgerichte und eine Suppe dabei hatten. Nicht gerade predestiniert um mit Fingern gegessen zu werden. Doch wir habens durchgezogen. Selbst die Suppe (uebrigens die ekligste der Welt) wurde aus der hohlen Hand herausgeschluerft. Es war schon ganz witzig aber das bnaechste Mal scheiss ich auf die 29 Gramm und nehm den Loeffel mit.
Den letzten Tag sind wir Fonias bis nach unten gelaufen, haben dort noch eine Nacht gepennt und sind zureuck nach Therma getrampt.

Nach fast 4 gemeinsamen unglaublichen Wochen habe ich Bubbi am Hafen wieder verabschiedet und sah ihn davon segeln. Sein Fazit war:" Ich liebe die Insel."

Wieder allein, dachte auf dem Rueckweg nach Hause. Doch als ich Gria Vathra hochlief, lag er da, der Janis und hat geschlafen. Mein guter alter Freund und Nachbar Janis von letztem Jahr.
Ich erklaerte ihm gleich die Kriegssituation zwischen mir und den Ratten und empfahl ihgm nicht das ganze Essen im Rucksack auf dem Boden stehend zu lassen. Doch wie er so ist, offenbarte er mir seine spirituellen Hippieweisheiten alla Osho und sagte, dass wir Frieden schliesse muessten, indem wir die Natur und die Ratten respektieren und ihnen jeden Abend etwas Brot hinlegen sollten, damit sie unsere Vorraete in Ruhe lassen und wir uns gegenseitig lieben lernen.
Aber jetzt mal ganz ehrlich, die Viecher nehmen sich weas sie wollen, nicht was man ihnen gibt. Und wenn die Bock auf Nudeln haben, dann holen die sich die Nudeln.
Seine Blumenkinderansichten haben sich drastisch gewandelt, als die Ratten gleich in der ersten Nacht ein paar Loecher in seinen nagelneuen Rucksack genagt haben, um an die Spaghetti zu kommen.
Natuerlich ist er mittlerweile auch mit auf den Kriegspfad aufgesprungen und der Kampf dauert an.

Inzwischen sind noch einige andere Freunde von letztem Jahr angekommen: Andreas, Jorgos, Christos, Dimitris, ... . Alle zusammen gingen wir wieder einmal fuer einige Tage nach Karya und zum Kristalle suchen.
Ich machte eine eintaegige Solotour auf die Bergkette, auf der ich noch nicht war und von wo aus man den Fluss Giali sieht, der schon seit letztem Jahr auf meiner Prioritaetsliste steht. Und er sieht von oben schon verdammt geil aus. Dochn ich blieb vorerst auf dem Berg um Kristalle zu suchen. Und ich fand welche, viele lange Quarzstangen.

All die Male, die ich in den Bergen war, dachte ich mir immer beim Anblick der kleinen runden Buesche, welche ueberall dort oeben zu finden sind:" Ihr seht so wunderbar weich aus, wie ein Polster. Nur die zentimeterlangen Nadeln, die aus euch herausragen erscheinen etwas gefaehrlich. Wie schmerzhaft muss es wohl sein, wenn man da mal reinfaellt."
Tja, und jetzt ratet mal was passiert ist.
Ich finde beim Abstieg von meiner bergmaennischen Taetigkeit diesen schoenen Kristall. Ich hebe ihn auf, bestaune ihn und laufe dabei weiter. Dann rutsche ich ganz banal aus und will mich mit dem rechten Arm abfangen.
"Zack", mit der kompletten Handflaeche in eines dieser Stachelmonster.
"Auuuuu" toent es als spitzer Schrei. Blitzschnell rolle ich mich zur anderen Seite, um mich mit dem linken Arm abzufangen.
Und "zack" , auch mit der linken Hand genau in einen Busch gegriffen. Dann rolle ich mich nach vorne den Hang hinunter und "ratsch", schlitze mir das Bein am Stein auf.
Das ganze dauerte ca. 3 Sekunden und dann sass ich endlich auf meinem Hintern und schaute auf meine Haende und Arme, aus denen unzaehlige Splitter ragten. Die ersten 20 konnte ich noch mit den Fingern rausziehen. Die naechsten mit der Pinzette, als ich wieder bei den anderen war. Und die letzten grossen (ca. 8mm lang) kamen eine Woche spaeter rausgeeitert. Nun weiss ich wie es ist mit einem Kaktus zu schmusen: bildend!

Nach der Zeit mit den anderen in Karya bin ich nicht mit ihnen ueber den Normalweg zurueck, sondern habe endlich Giali erkundet. Das war der beste Tag, den ich bis jetzt hatte.
Fruehs um 6.00 bin ich aufgestanden und auf den Berg hoch, um auf der anderen Seite zu den Quellen Gialis runter zu laufen. Man arbeitet sich in diesem recht flach abfallenden Hochgebirgstal nach unten. Die Natur ist atemberaubend. Mit jeder dazu stossenden Quelle wurde der Fluss maechtiger, die Becken groesser, der Canyon tiefer.
Das Tal ist eingebettet in Wald und umzingelt von grandiosen felsigen Gipfeln. Alles wirkt urwild, doch in perfekter Harmonie.
Nach 4 Stunden Wanberung und 3km talabwaerts dachte ich, hinter der Kante auf die ich die ganze Zeit zulaufe muesste das Meer kommen. Ich komme naeher und naeher. Die Waende des Canyons ragen teilweise 100m hoch, sodass ich mir am liebsten einen Partner und Kletterausruestung herbei gewuenscht haette. Dann gings nicht mehr weiter. Lange Wasserfaelle und Waende, die nicht erkletterbar sind. Doch das Meer musste ganz nah sein. Ich ging ein Stueck zurueck und kaempfte mich seitlich den Hang auf einen Kamm hinauf, um die Wasserfaelle in einem Bogen zu umgehen und weiter unten in den Fluss zurueck zu kehren.
Oben schiebe ich meinen Kopf ueber die Kante und mit offen stehendem Mund blickte ich weitere 3km hinab, die 2. Haelfte des Flusses mit dem Strand weit unten am Ende. Das waere der Moment im Film gewesen, wo Pauken- und Beckenschlaege ertoenen wuerden.
Der Anblick war majestaetisch, dramatisch, einfach umwerfend. Das Bild fuhr mir durch Mark und Bein. Mich durchstroemte eine Welle der Zufriedenheit, des puren Hochgefuehls, auch wenn ich wusste, dass ich zeitlich probleme bekommen konnte. Denn ich sagte den anderen, dass sie ein Rettungsteam schicken sollen, waere ich nicht bis 22.00 zurueck.

Also ran an den Brocken. Ueber das schwierigste Terrain, das ich je gegangen bis, konnte ich die Wasserfaelle umgehen und kam zureuck zum Fluss. Es folgten noch einige kleine Kletterpassagen, die hart an meinen Limits lagen. Doch weitere 3 Stunden spaeter erreichte ich den Strand und liess mich uebergluecklich ins Meer fallen.

Auf diesem Teil der Insel hat man wahres Abenteuerfeeling, da es keinen Pfad, keine Strasse gibt und keine Menschenseele. Ein Ort, reserviert fuer Adrenalinjunkies.

Gott sei Dank ich bin einer davon.