19.11.12

Connecticut, USA Oktober 2012


Die folgenden Tage nach unserer Ankunft in Connecticut waren geprägt von sehr unangenehmen Tiefs doch auch von schönen Hochs. Es war für uns beide eine sehr sehr schwierige Zeit. Wir mussten eine Entscheidung treffen, was mit uns passieren sollte. Heiraten? Oder uns doch einfach so gehen lassen und trennen? Weiter das Nervenaufreibende hin und her Spiel betreiben, in dem wir seit über anderthalb Jahren fest steckten? Keiner der Wege schien der richtige zu sein. Nichts ging vor oder zurück. Wir fühlten uns wie im Ufergeäst gefangen, während der Strom der Zeit ohne Rücksicht an uns vorbei zieht. Heiraten? Nee, wir sind doch viel zu jung und eigentlich wollte ich doch nicht heiraten. Da müsste ich mich ja wirklich festlegen, binden, und Verbindlichkeit ist mir ja angebohrenerweise äußerst unangenehm. Außerdem hieße das ja, dass ich dann in den USA leben würde. Die USA? Ein interessanter Urlaubsort. Doch hier bleiben, fernab vom kulturell, menschlich und landschaftlich glänzenden Europa? Klingt erst mal nicht wies Sahnehäubchen. Aber uns zu trennen klang genauso bescheuert. So schlingerten wir von links nach rechts, ohne dass was dabei raus kam. Die Tage vergingen und wir diskutierten und stritten und weinten und diskutierten. Dann, eines Abends stellten wir fest, dass wir mit unseren rational-analytische Gehirnen partou zu keinem Ergebniss kommen würden und beschlossen am nächsten Tag uns beide eine Auszeit zu nehmen, unsere Gefühle zu erforschen und einfach eine Entscheidung zu fällen. Der Morgen kam und wir sagten Ja. Nun war es beschlossene Sache und sogleich fühlten wir uns besser. Der emotionale Stress blätterte ab und verloren gegangene Leichtigkeit kehrte zurück. Wir wollten es wenigstens versuchen. So hätten wir nie die Möglichkeit in vielen Jahren die "was wäre wenn" Frage zu stellen, die vielleicht noch zermarternder wäre als die Zeit der Unentschlossenheit.

Kiely und Ryan, Freunde von Becky, die auch meine Freunde wurden, waren kurz davor ihre Hochzeit in New Hampshire zu feiern. Wieder einmal packten wir unsere Sachen und fuhren Richtung Boston. In den USA ist es Tradition Jungesellenabschied zu feiern, ganz besonders die Frauen. Kiely, Jenny und ein paar andere Mädels waren schon voll mit ihren halbleeren Gläsern beschäftigt, als ich Becky in Boston absetzte. Die wollten mich mit aller Kraft dazu zwingen mit zu feiern. Doch erstens hätte das gegen die Tradition verstoßen (verwunderlich, denn Ammis sind eigentlich sehr fest mit ihren Traditionen) und außerdem war ich müde und hätte mir bei weitem Besseres vorstellen können, als acht besoffenen jungen Frauen, von denen einige rosa Plastikpenisse als Hörner auf ihrem Haupthaar trugen, beim Absturz in den Suff beizuwohnen. Jenny gab mir den Schlüssel zur Wohnung ihrer Schwester, die für einige Tage verreist war, damit ich mich meiner eigenen Dinge widmen konnte. Dazu zählte vor allem Schlafen! Auch wenn man nicht arbeitet kann man sich mit Aktivitäten stressen und ermüden. Nicht nur emotional waren die vorhergehenden Tage erschöpfend sondern auch körperlich. Die permanenten 90% Luftfeuchtigkeit bei über 30 Grad im Schatten schlauchen ziemlich. Und dieser Tag war besonders anstrengend, da wir bevor wir nach Boston fuhren noch schnell unser Haus kauften, einpackten und zurück nach Orange fuhren, um dann den gleichen Weg wieder zurück und weiter nach Boston zu fahren. Unser Haus ist in diesem Fall eine Yurte, die wir übers Internet gefunden haben und von einem Hippiepäarchen erwarben.

Völlig ermüdet fand ich also die Wohnung von Erin und brauchte über eine Stunde, bis ich den ersten Fuß hinein setzte. So gut wie nie ließt man den Namen an der Tür oder findet irgendein anderes Zeichen, das darauf hinweist, wer in welchem Stock, in welcher Wohnung residiert. Warum nur frage ich mich!!! Übers Handy war niemand zu erreichen, also probierte ich so leise es ging mit dem Schlüssel jede der sechs Wohnungstüren aufzuschließen. Ohne Erfolg. Es waren hundert Millionen Grad in diesem stickigen Treppenhaus. Nach zehn Minuten war mein T-Shirt klitschnass und mir tropfte buchstäblich im drei Sekundentakt der Schweiß von der Stirn. Und dann erst meine Sandalen - ihhhhh! Schwitzige Füße in Sandalen sind nie etwas Schönes. Doch Angstschweiß oder besser gesagt besorgt-sein-Schweiß (Furcht vor einer sehr unangenehmen Nacht im heißen Treppenhaus) in Verbindung mit Sandalengummi - das ist einfach nur eklig und stinkt bis zum Himmel. Eingebrannte Erlebnisse aus Griechenland und Indien kamen mir in den Kopf - Reiseerlebnisse, die im Nachhinein lustig sind, doch im Moment unerträglich erscheinen. Dreimal ließ ich den Schlüssel in alle Schlösser gleiten, ohne das etwas passierte. Die ganze Sache machte mich sehr nervös, da man in den USA nie weiß, ob jemand die Tür aufmacht und einem die Knarre an die Nase hält. Das zumindest sagen mir hier alle.
Nach einer Ewigkeit bekam ich dann endlich einen Rückruf von Jenny und fand schließlich in die Wohung. Das Türschloss klemmte, weswegen ich die drei Male zuvor nicht reingekommen bin. Doch als ich dann drin war, kippte ich auf der Couch um und war weg.

Beck, Mike und Jenny kamen mich am nächsten Morgen abholen und zusammen fuhren wir nach Portsmouth, wo Kilys Hochzeit statt fand. Es war eine wohl relativ typische us-amerikanische Hochzeit. 120 Gäste, religiöse Trauung, und jeder bekam einen Hummer aufgetischt. Dann wurde die Torte angeschnitten, der Braut etwas Sahne ins Gesicht geschmiert und andere kleine witzige Traditionen geehrt. Es war sehr interessant und amysant als Gast, aber ein ähnliches Szenario für mich? Uhuhuhuuuuu, wäre nicht wirklich eine Option. Zum Glück sieht es Becky genauso.
Etwas verkatert wachten wir alle im Hotelzimmer auf und begaben uns auf einen kleinen Stadtspaziergang. Ich war positiv überrascht wie nett die Innenstadt von Portsmouth aussah: etwas europäisch und nicht so sehr überzogen mit dieser amerikanischen Grässlichkeit von Walmart und McDonalds. Und beim Spazierengehen kamen wir an einem Juwelier vorbei. Und in diesem Juwelier kauften wir ganz spontan unsere Hochzeitsringe.

Bereits eine Woche später passierte dann das Unglaubliche: wir heiratet! Wir fanden uns auf einer Wiese am Ententeich in der Innenstadt von Milford in Connecticut wieder und gaben uns vor 20 Familienangehörigen von Becky das Ja-Wort. Alles war genau so, wie wir es wollten: klein, beschaulich und ohne großes Tamtam, ohne viel Aufwand, ohne ein Vermögen zu vergeuden, das wir nicht besitzen. Es war strahlender Sonnenschein und nicht ganz so heiß und schül, wie noch am Tag zuvor, sodass ich nicht in meinem Anzug zu schmelzen und zerfließen begann. Nein, es war einfach der perfekte Tag, um sich zu vermählen. Nach der ausgiebigen Fotosession traf sich die gesamte Gesellschaft in einem schnuckeligen Restaurant wieder, wo wir bei Speis und Trank das Ereignis feierten und ein paar Geschenke gereicht bekamen. Die Hochzeitsnacht verbrachten wir in einem urtypischen amerikanschen Motel, tranken eine Karaffe Wein im anliegenden Diner und vergnügten uns im Whirlpool. Am nächsten Tag waren wir wieder daheim, und das einzige, das anders war, war der Ring am linken Rinfinger. In unserem Kopf waren wir ja irgdnwie schon seit einer Weile verheiratet. Ich meine, wir verbrachten jede Minute über Monate hinweg miteinander, teilten alles und lebten ein gemeinsames Leben.

So, nun war es beschlossene Sache. Ich würde hier bleiben. Irgendwie eine ganz schöne hauruck-Aktion. Ein relativ fremdes Land, die daheim Gebliebenen konnten kaum drei Mal ein- und ausatmen, bevor es geschehen ist. Und dann stand die Greencard-Prozedur auf der Liste. Mein Visa lief am 3. Oktober aus und bis dahin musste der Antrag auf eine Greencard bei dem Department of Homeland Security eingereicht werden. Glücklicherweise hat Beckys Vater, der selbst Anwalt ist, bei einem seiner Anwaltsfreunde was gut, weswegen wir das ganze Gewurschtel ihm ohne Kosten für uns in die Hände legen konnten. Somit sind wir von einem bürokratischen Monster verschont geblieben und hatten Zeit uns mit den nächsten dringlichen Schritten unserer Existenz zu beschäftigen. Dazu zählte hauptsächlich in langwierigen Stunden eine interessante Reiseroute entlang der Ostküste zusammen zu stellen, um die Gegend besser kennen zu lernen, sowie auf dem Weg liegende Grundstücke heraus zu suchen, die für einen potentiellen Kauf für uns in Betracht kamen. Unser ultimatives Ziel ist ja das Hippieleben schlecht hin. Das heißt im Genauen ein Stück Land zu erwerben, eine für uns angemessene Form der Wohnmöglichkeit drauf zu bauen/setzen, Gärten zu starten, eine Sauna zu bauen und mehr Leute mit ins Boot zu holen. Die Hauptpriorität bestand immer und bleibt auch weiterhin bestehen sich an den Erwartungen der Mainstream-Gesellschaft vorbei zu schlingeln. Dazu zählt dem Arbeitswahnsinn den Rücken zu kehren, auf die 40-Stunden-Woche zu scheißen und dem psychopatischen, den Planeten auffressenden Kosum-Dogma den fetten Mittelfinger zu zeigen. Viva la Revolution!!!
Ob und wie dieses Ziel erreicht werden kann, bleibt immer noch ein großes ungelöstes Rätsel. Das System hat es geschafft jegliche Schlupflöcher zu wirklichen alternativen Lebensweisen zu stopfen und zwingt alle Menschen unsausweichlich in die Erwerbstätigkeit zum Zwecke des Geldverdienens, um Miete, Grundstückssteuern und andere irrwitzige Rechnungen zu zahlen. Also muss man irrwitzig clever sein um dem zu entgehen. Ob wir so clever sind, wird sich zeigen.

Der Trip in den Süden verging wie im Flug. Wir fuhren mit einer Nacht Pause bis nach Ashville in North Carolina durch. In Virginia machten wir einen kleinen Abstecher in den Shenendoah Nationalpark in den Appalachen und schauten uns ein sehr hübsches Grundstück an. Wäre es nicht so derbe ab vom Schuss gewesen hätten wir es ohne Augenzwinkern gekauft.
Ashville ist das Portland der Ostküste. Nicht größer als Jena und doch überall im Land bekannt als das Künstler- und Ökodomizil. Eine sehr vibrierende und junge Stadt, umgeben von toller Landschaft. Wir blieben zwei Tage bei Freunden von Becky und Jenny und machten dann weiter zu Jennys Tante mit Umweg über eine Handvoll Ländereien. Als wir die Einfahrt reinfuhren, offenbarte sich, was ich nicht erwartet habe. Jenny warnte uns zwar, dass ihr Onkel einen Haufen Kohle mit Atomkraftwerken verdient hat, aber wenn man dann wirklich bei wirklich reichen Leuten vorfährt, dann ist das eine neue Erfahrung, mit der man erst mal umgehen muss, genauso, wie man in Indien lernen muss mit absoluter Armut umzugehen. Wie krass unterschiedlich doch Mitglieder innerhalb einer Familie sein können. Jenny, das totale Hippiechic, das in Vermont einen Wochenlangen Protestmarsch gegen das Atomkraftwerk Vermont Yankee organisiert hat und dann ihr Onkel, der als Ingenieur in einem anderen Werk arbeitete und so ein Vermögen angehäuft hat. Und nun saßen wir alle am selben Tisch, in einem riesigen Haus, skeptische Augen die Aliens vom anderen Planeten beäugend. Am Ende ließ sich dann aber doch gemeinsamer Boden finden und die etwas komische Atmospähre wechselte mit einer normaleren.
Die nächste Station unserer Reise war John Pommeroys Haus in Virginia, ein alter Arbeitskollege von Beckys Schwester. Er war Sarahs Boss in der ersten Anwaltskanzlei, wo sie nach dem Studium in Washington DC anfing zu arbeiten. Auch John ist wohlhabend, doch bündelt seine Energie viel mehr auf Dinge, mit denen wir was anfangem können. Er hat sich vor einigen Jahren ein Zweithaus am Fuße der Appalachen gekauft, um sich dort nach seiner Pensionierung ein nachhaltigeres Leben aufzubauen. Vor über einem Jahr hat er Becky das Angebot gemacht als Permakulturist das Grundstück und Haus in ein Permakulturprojekt zu transformieren.
Bei zwei langen Abenden mit viel Rotwein und einem ausgiebigen Spaziergang durch seinen Dschungel kam viel Gespächsmaterial zusammen, über die Zukunft des Landes, Permakultur und die Grenzen des Kapitalismus. Es war sehr erfrischend mal einen älteren, wohlhabenden Herren reden zu hören, der nicht nur den unendlichen Wachstumsschwachsinn herbetet oder die Lösung der Umweltkrise, die durch hirnlosen Konsumzwang ausgelöst wurde, in noch mehr “grünem” Konsum sieht. Als könnte man sich aus denen vom Konsum ausgelösten Problemen mit noch mehr Konsum herauskonsumieren. Zu viele reden hier immer noch von solchen Paradoxen. “Die unsichtbare Hand des Marktes wirds schon richten. Habt Vertrauen! Glaubt nur an Walmart, Mc.Donalds und Co. Dann wird alles gut.” Sowas in der Art kann man hier in Zeitungen lesen. Ich bin zwar kein Wirtschaftler und möchte mir in diesem Feld keine Arroganz anmaßen aber irgendwie macht das für mich einfach keinen Sinn.
Die zwei Tage intelektueller Erfrischung taten richtig gut und so ging es dann mit neuem Mut weiter in die Hauptstadt Washington DC, das Zentrum der Macht.
DC ist eine richtig hübsche Stadt mit tollen Bauwerken und einer ganzen Reihe kostenloser Museen zu allen möglichen Themen. Ich wäre liebend gerne eine Woche länger geblieben und hätte mir die Ausstellungen weiter angeschaut, doch der Zeitplan drückte etwas. Deswegen konnten wir nur die klassischen Touristenecken mitnehmen. Foto vorm Weißen Haus, Foto vom längsten Zahnstocher der Welt und schnell durch zwei Museen geprescht.

Jenny flog von DC aus wieder zurück nach Portland und wir fuhren weiter nach Ithaca in New York. Wenn ich New York sage, meine ich den Staat und nicht die City.
Ithaca haben wir uns als einen der potentiellen Orte vermerkt, wo es sich vielleicht leben ließe. Die Stadt ist zwar etwas klein, hat aber zwei Unis, jede Menge liberal denkende, progressive Leute und schöne Landschaft drumrum. Es gab zwei Grundstücke, die wir seit einer Weile im Auge hatten und uns anschauten. Wir verbrachten eine ganze Weile auf dem einen und diskutierten viel darüber, was wir wollen, uns leisten können und alle möglichen Faktoren, die dafür und dagegen sprechen. Wir trafen uns mit der Maklerin und plauschten fast zwei Stunden über die Grundstücke. Außerdem holten wir weitere Infos von allen möglichen behördlichen Einrichtungen ein, die uns weiterhelfen konnten. Am Ende hatten wir einen Haufen von Wissen zusammen und waren irgendwie nicht wirklich überzeugt. Einige Schlüsselhürden schienen zu unüberwindbar zu sein und so hängten wir einen Vermerk an die Seite und schlossen das Buch dort vorerst.
Bei der Fahrt zurück nach Connecticut inspizierten wir noch ein paar weitere Objekte, von denen das eine ein absoluter Volltreffer war. Acht Hektar groß, halb Wald, halb Wiese mit vereinzelten Büschen und Bäumen, ein großer Bach am Rande des Grundstücks und ein kleinerer Bach, der mitten durch fließt und in kleinen Wasserfällen in dem größeren Bach endet. Das ganze ist nicht zu weit von der nächsten Stadt mit Uni und kostet nur $40.000. In euphorischer Hochstimmung überschlugen sich die Träume. Leider konnten wir nicht sofort mehr in Erfahrung bringen und ein Anruf beim zuständigen Makler erwieß sich als merkwürdige Sackgasse, als hätte der Typ wirklich gar kein Interesse das Land zu verkaufen.

Unsere letzte Station war New Paltz, eine weitere kleine Hippiestadt nicht weit von New York City. Das Problem mit diesen Hippiestädtchen ist, dass alles so teuer ist, weil alle da hin wollen. Trotzdem schauten wir uns die Sache mal an. Wir schlenderten durch die Straßen, aßen eine Pizza und bereiteten das Zeltlager an einer öffentlichen Bootsanlegestelle am nahe gelegenen Fluss, wo wenig später etwas witziges passierte. Es war fast mitternacht. Wir lagen seit fast einer Stunde im Zelt und ich bin gerade eingeschlafen, als plötzlich der Lichtkegel einer Taschenlampe durch die Zeltwand das Innere unseres Schlafgemachs erhellte und eine determinierte Frauenstimme sprach:”Guten Abend. Aufwachen bitte. Hier ist die Polizei.” Wie gesagt, ich hatte gerade die Traumwelt betreten und stotterte etwas benommen: “Ähhh, wie? Was ? Ähhm, ahaaaaa.”
Motorengeräusch kam näher. Ein zweites Polizeiauto rückte an.
“Wir sind gekommen, um sicher zu stellen, dass hier alles in Ordnung ist.”
Wir öffneten das Zelt und Becky übernahm das reden.
“Wir sind nur auf der Durchreise. Wir wollen nur die Nacht hier verbringen und fahren morgen weiter nach Connecticut. Wir wollten die Gegend nach Grundstücken auschecken.”
“Ahh, alles klar”, erwiderte die Polizistin. “Ihr seht nicht so aus, als ob ihr Probleme macht. Hier kommen öfters junge Leute her, besaufen sich und vermüllen den Platz. Aber ihr seht ziemlich harmlos aus. Ist das euer Auto an der Straße?”
“Ja, antwortete Becky.”
“Connecticut, hmmm. Ich komme selbst von dort und bin vor ein paar Jahren hier her gezogen. New Paltz ist ein cooler Ort.”, sagte die Polizistin. “Wir würden trotzdem gerne eure Personalien aufnehmen.”
“Ohh, unsere Ausweise sind im Auto. Sollen wir sie holen?”, erwiderte Becky.
“Nein, nein. Sagt mir einfach eure Namen und wir rufen bei der Polizeistation durch.”
Also sagten wir unsere Namen, eine Minute später kam die Bestätigung, von der Station, dass auf uns kein Kopfgeld ausgestellt ist und dann wünschte die nette Frau uns eine gute und sichere Nacht. Wer hätte das gedacht?! Man wird doch manchmal noch positiv überrascht.

Zurück in Connecticut bereiteten wir unseren Umzug vor. Vor der Hochzeit von Kily und Ryan entdeckten wir eine Yurte zum Verkauf auf Craigslist, einer Internetseite, wo man alle möglichen privaten Announcen reinstellen kann. Am nächsten Tag schauten wir uns die Yurte an und entschieden uns spontan sie zu kaufen. Wir liehen uns den Truck von Beckys Dad und luden einen weiteren Tag später unser neues Heim auf die Ladefläche des Pickups. Für die, die nicht wissen, was eine Yurte ist: Eine Yurte ist die traditionelle mongolische Behausung, die sich über Jahrhunderte sogar bei tödlich eisigem Wetter bewehrt hat. Es ist im Prinzip ein sehr großes edles Zelt, traditionell aus Filzmatten um ein spezielles Holzgerippe gewickelt. Es erinnert etwas an ein Tipi der nordamerikanischen Indianer, nur, dass ein Tipi im Prinzip nur Dach ist, wohingegen eine Yurte eine Wand hat, auf dem das Dach liegt. Beide Bauten sind jedoch komplett rund, können sehr groß und geräumig sein und haben typischerweise ein rundes Loch in der Mitte des Dachs zwecks Rauchabzug.
Ein paar Wochen zuvor besuchten wir Freunde von Becky in New Hampshire. Jane und Jason haben uns zum Abendessen bei sich eingeladen. Wir erzählten, dass wir uns eine Yurte gekauft haben und auf der Suche nach einem Billigen Stück Land in der Gegend sind, auf das Wir unser Heim zu Miete aufstellen können.
“Wieso kommt ihr nicht auf unser Grundstück?”, fragten uns die beiden. “Wir hatten sowieso vor vereinzelt Yurten und Tipis auf unser Land zu stellen und eine Art Kommune zu starten.”
Perfekt, dachten Becky und ich uns. Phänomenal, wie einem manchmal die Dinge in den Schoß fallen. Da wir nach der kleinen Reise in den Süden keine bessere Option fanden, riefen wir bei der Wiederankunft Jane und Jason an, um zu erfragen ob das Angebot noch steht. Und es stand noch.

Genauso spontan wie wir die Yurte gekauft haben, kamen wir zu unserem Holzofen. Schon früher haben wir immer mal bei Craigslist nach Öfen geschaut und man kann ziemlich billig gebrauchte alte Öfen finden. Doch den Ofen, den wir gefunden haben, hätte es nicht für diesen Preis geben sollen. Ein Familienvater wollte für $175 den Ofen loswerden, der bei ihm im Haus stand, in das die Familie gerade erst eingezogen ist. Die haben ihre Ölheizung mitgebracht und somit keine Verwendung für einen Holzofen. Also haben wir den Ofen für deutlich unterm Marktwert gekriegt und haben uns sofort in ihn verliebt.
Dann gings ans Packen und zwar ans pervers peinlich genaue Packen. Denn wir wollten alle fürs Leben wichtigen Dinge in einem Ruck mit dem Pickup-Truck nach New Hampshire kriegen. Und wie durch ein Wunder brachten wir es wirklich zustande. Die Ladefläche sah damals nur mit Yurte schon fast voll aus. Doch wir schafften es den Ofen, einen Schrank, Schränkchen, einen Tisch, weitere Möbel und einen ganzen Haufen andere Gegenstände in den “Untiefen” der Ladefläche sowie allen möglichen Ritzen und Schlitzen verschwinden zu lassen.
Und so fuhren wir überladen mit Überlänge nach Winchester in New Hampshire. Yeahaaaaaaaa!!!


Ab hier werde ich meinen Blog etwas verändern. Ich weiß noch nicht genau wie. Das wird sich zeigen.  

Was aber fest steht ist, dass ich nun hauptsächlich auf das Projekt “YURTE” eingehen werde. Da wir den Winter über in New Hampshire in unserer Yurte leben werden, wo es öfter mal ein paar Wochen lang minus 30 Gard Celsius werden, habe ich mir gedacht etwas technischer zu schreiben und die Welt wissen zu lassen, wie das Projekt Yurte für uns vor sich geht. Ich weiß, dass viele andere ähnliche Träume haben und will sie Teil haben lassen, welche Hürden wir überwinden mussten, welche Überraschungen es bei uns gab, was großartig und was nervig ist in einer Yurte zu leben. Ich werde den kompletten Bau beschreiben und alle Systeme erklären, die für ein komfortables (für mich und Becky) Leben nötig sind.

Es wäre eine Schande unsere Erfahrungen in unseren hypothermischen Tod mitzunehmen, damit andere lernen können dem hypothermischen Tod zu entkommen.
Die ersten Fotos und ein Video sind hochgeladen. Seid gespannt, denn es kommt mehr.

Es grüßt

Felixxxxxxx