23.10.10

Kanada - Innisfail

Entschuldigt bitte, dass ich laenger nicht geschrieben habe, sofern es denn ueberhaupt jemanden stoert. Es gab nur einfach nicht viel zu berichten. Auch ich falle mal ins Loch der ewigen Routine, des Alltags der Arbeit, in dem alles Kommende so scheint wie das Vergangene - alles gleich.

Nach einer relativ langweiligen Woche in Fort Sankt John, in der ich etwas Cabin Fever bekommen habe und ein wenig depressiv wegen dem Alleinsein war, dueste ich auf Calvins Befehl Richtung Sueden, schnappte mir den Bubbi in Edmonton und gemeinsam fuhren wir nach Innisfail zu Calvins Hauptquartier. Es war an der Zeit unseren Teil des Deals vom Fruehling einzuloesen.

Wi haben doch zum Pilze sammeln im Mai fuer zwei Wochen einen von Calvins Trucks bekommen. Die Abmachung war nicht dafuer zu bezahlen, sondern ihn durch Zaun streichen in einer Woche abzuarbeiten.
Ich war natuerlich vorher schon mal hier aber da habe ich nicht auf den Zaun geachtet. Als wir dann vor drei Wochen hier ankamen sah der Deal auf einmal nicht mehr so gut aus. "Meinst du denn, das wir das wirklich alles in einer Woche schaffen?", fragten wir uns gegenseitig, als wir nur mal kurz ueber das riesige Gelaende geschaut haben.

Cal hat aus Red Deer einen Sandblaster fuer eine Woche gemietet, mit dem wir erst die alte Farbe abblasen und dann neu anstreichen sollten. Den Sandblaster haben wir ausprobiert. Mit Hochdruck wir Glasstaub aus der Maschine gepustet, der die Farbe abmachen sollte, es aber nur merh oder weniger getan hat und vor allem ziemloch langsam. Wir stellten schnell fest, dass wenn wir wirklich die kompletten geschaetzten 3-4km Zaun absanden sollten, das ganze Ding ein zwei-Jahrensprojekt werden wuerde. Ausserdem fuehlte ich mich etwas unwohl, dass trotz Schutzmaske und Handschuhen ueberall in allen Ritzen Glasstaub an mir zu finden war.
Also brachte Cal den Blaster wieder zurueck, drueckte uns Sandpapier in die Hand und meinte, dass wir einfach nur die losen Stellen grob abrubbeln sollten und dann mit den Baumwollhandschuhen in den Farbeimer eintunken und mit den Haenden die Farbe auftragen sollten. So haben wir begonnen und es war richtig richtig kacke!
Gluecklicher weise hat uns der liebe Karl eines Tages Piperollers aus dem Baumerkt mitgebracht, mit denen zumindest das malern drei mal so schnell ging.
Und troztdem sind wir nun schon genau drei Wochen mit dem Zaun beschaeftigt. Allerdings ist das Ende in Sicht. Vielleicht noch vier Tage und dann ist es vollbracht. Dann stossen wir mit nem schoenen Sekt an und freuen uns, dass der Horro vorbei ist.
Gnaedigerweise bezahlt uns Cal alles was ueber die erste Woche hinausgeht und setzt noch einen Bonus obendrauf, wenn wir wirklich den kompletten Zaun schaffen und - alles steuerfrei!
Das richtig coole an der Zeit hier in Innisfail ist, dass wir natuerlich konstenlos wohnen aber diesmal auch noch durchgefuettert werden.
Cal und Ruth sind vor eineinhalb Wochen nach Arizona geflogen und haben uns Unmengen von Essen dagelassen in insgesamt drei riesigen Kuehlschraenken und anderen Lagerungsstaetten. So laesst sich das Malern dann doch aushalten, zwar nur schwer aber es geht.

Kurz vor Halloween, das wir leider nicht gefeiert haben, kam eines Abends Shelby und sein Kumpel (zwei Cowboys etwas juenger als wir) ins Hauss. Shelby ist gerade erst in einen der Trailer eingezogen, den Cal auf dem Grundstueck vermietet. Die beiden waren stockbesoffen und wollten dass wir mit ihnen nach Red Deer Party machen fahren. Bubbi und ich schauten gerade einen Film und waren eigentlich ueberhaupt nicht in der Stimmung auf Action doch die Jungs haben nicht locker gelassen. Also sind wir nach Red deer gefahren und wie das hier im Redneck-Country so ueblich ist geht man dann erstmal in einen Stripclub. Bubbi war etwas aufgeregt, weil er noch nie in einem war aber ich kannte das schon aus Fort Sankt John, als Tim (ein Kollege von Cal) mich mal in einen reingeschleppt hat.
Die meisten werden sich jetzt einen Stripclub wahrscheinlich anders vorstellen, als er in Wirklichkeit ist. So ging es auch Bubbi. Der war etwas geschockt, als er feststellte, dass die viel haerter sind als in Filmen. Da wird nicht ganz dezent ein Busen und mal aus Versehen ein Venushuegel gezeigt - nein, hier wird einem die kahlrasierte Vagina halb ins Gesicht gehalten zur genauen Inspektion. Dabei wird teilweise noch eine kleine Masturbations-Session eingelegt und am Ende setzt sich die Strippern vor die Zuschauer und man kann Looneys (Eindollarstuecke) in ihre Scheide werfen. Wenn man den Looney, den sie vorher irendwo in unmittelbarer Lochnaehe mit Speichel angeklebt hat, trifft, dann gewinnt man ein Poster oder Magnetsticker fuer den Kuehlschrank.

Ich habe immer noch die selbe Meinung ueber Stripclubs wie damals schon in Fort Sankt John: schrecklich! Und Bubbi hat mir da auch nur zugestimmt. Wir haben uns genau gleich gefuehlt.
Ich finde an so einer Show Nichts erotisch oder anregend. Ganz im Gegenteil. Bubbi lehnte sich nach einer Weile zu mir rueber und meinte: "Ich habe Angst. Ich koennte jetzt hier schlafen. Mich machen die Frauen da oben nicht im geringsten Masse an. Ist irgendwas nicht in Ordnung mit mir?". Ich sagte ihm:"Nein Bubbi, mir gehts genauso." Wenn eine Stripshow das Sinnbild fuer Erotik und Sexualitaet ist, dann ist ein Mc Donnalds Burger das Sinnbild fuer kulinarische Ekstase. Sprich: rein gar nicht. Dazu kommt, dass die Maedels fast alle voellig unproportioniert grosse Moepse haben, bei denen selbst ein Blinder sieht, dass die nicht echt sind. Ihre Lippen sind mit einer dicken, glitzernden Schicht Lipgloss beschmiert und an den Fuessen haengen Highheels, in meinen Augen eine Perversion von menschlicher "Fortbewegungshilfe", die so abstrahiert sind, dass sie keine Hilfe mehr sondern eine Behinderung sind. Aber das ist nur meine Meinung dazu.
Jedenfalls sassen wir beide so da, haben uns die Fortpflanungsorgane der Frauen angesehen und uns gewundert, dass sich da Nichts ruehert. Alle Stripperinen hatten auch einen dermassen gelangweilten Blick drauf, dass man selbst gelangweilt wurde. Manche konnten zwar echt gut mit der Stange umgehen und hatten grandiose Koerper aber mit all dem anderen Rest zusammen war es einfach nicht geil.

Was mich damals schon in Fort Sankt John gewundert hat ist, dass in den beiden Stripclubs in denen wir waren mehr Frauen als Maenner unterwegs waren. Und der Altersdurchschnitt liegt bei ca. Ende Zwanzig. Und dort gehen ganz normale Menschen hin, sowie Hippies mit Dreadlocks, Punks oder andere Gruppierungen. Es ist hier wirklich voellig normal in einen Stripclub zu gehen und ein paar Looneys einzulochen.

Das bestaetigt in meinen Augen wieder mal nur die amerikanische Plastikkultur mit ihren Charakteristika: Viel, billig, glitzernd, neu, geile Muschis, dicke Schwaenze, fette Trucks, sauf dich zu, mehr Kalorien, usw.
Naja, ist auf jeden Fall aber eine Erfahrung, die man mal gemacht haben muss.

Achja, Bubbi hat mir jetzt gerade noch gesagt, dass ich mal schreiben soll, was Coybows von Schwulen halten. "They are not meant to be!", was so viel heisst wie: Die sollte es nicht geben. Ist ne witzige Sache hier ueber Homosexualitaet zu quatschen. Bubbi und ich machen uns immer unseren Spass daraus.
Der Film "Broke Back Mountian" wird rigoros ignoriert, die Darsteller darin als Schande Hollywoods bezeichnet und fundamental bestritten, dass es schwule Cowboys gibt.