3.10.09

Griechenland - Samothraki die 4. und Thessaloniki

Nachdem ich mich von der Giali-Tour wieder erholt hatte, war es endlich Zeit meinen schon lange gehegten Plan der Selbststaendigkeit umzusetzen. Schon letztes Jahr kam mir die Idee, unten im Wald bei den anderen Hippies, welche alle Schmuck an den Mann bringen, mich dazu zu setzen und Eierkuchen zu verkaufen. Mein erstes eigenes Geschaeft. Vielleicht die primitivste Creperie der Welt.


Nach ein paar Stunden Vorbereitung am Vortag, was Holzsuchen, Feuerstelle einrichten und Zutaten einkaufen beinhaltete, sass ich am Morgen um 11.00 Uhr vor meiner Pfanne und goss zischend den ersten Schwenk Teig hinein.
Die ersten Tagestouristen waren schon unterwegs aber wahrscheinlich noch vom Hotelbuffet gesaettigt und liefen deshalb nur mit suspekt aufgesetztem Gesicht an mir vorrueber.
Nach einer Stunde war der erste Eierkuchen verkauft und es ging stetig bergauf. Zeitweise haette ich mir sogar Shivas Koerper gewuenscht, um mit meinen 6 Armen schneller arbeiten zu koennen.
Am Ende waren 60 Eierkuchen zu je 1 Euro verkauft. Bei 10 Euro Investition war der Gewinn also ganz ok. Immerhin sass ich 7 Stunden vorm Feuer, gegen Ende war mein Ruecken ein einziges Krampfpaket und an den Haenden formierten sich Blasen-Grueppchen heraus, doch der Spass, den ich mit den anderen Hippies hatte und das verdiente Geld war das alles wert.
All meine Freunde kamen ja auch noch zwischendurch runter und leisteten mir Gesellschaft.

Ploetzlich rief einer von den Schmucklern "Polizei". Alle Hippies klappten auf der Stelle ihre Staende in wenigen Sekunden zusammen. Ich warf all meine Eierkuchenutensilien ins Gebuesch und loeschte das Feuer. Doch am Ende war die Polizei gar nicht an uns interessiert. Sie sagten nur zu mir, dass ich mit dem Feuer aufpassen soll, gingen weiter zum Fluss hoch und kamen 20min spaeter mit einem Typen auf einer Bare zurueck. Der arme Kerl ist beim Rumkraxeln gefallen und hat sich sein Bein gebrochen. Also wurden alle Staende wieder aufgebaut und weiter gemacht.

Weinig spaeter schrie es "Felix". Ich sah 2 Maedels von der Ferne kommen und dachte es waeren die 2 Oesterreicher, die schon seit einer Woche in der Gegend waren. Und dann stehen sie auf einmal vor mir: Hanni und Paula aus Erfurt. Ich war so was von platt, schaute sie erst nur an und konnte gar nichts sagen. Ich habe zwar gehoert, dass sie evtl. kommen wuerden aber dass sie auf einmal einfach vor mir stehen, das war schon eine hammer Ueberraschung. Und ich hab mich natuerlich wie wahnsinnig gefreut, bin aus dem Grinsen nicht mehr rausgekommen.

Die beiden haben sich gut eingelebt.
Nach vielleicht einer Woche habe ich ihnen meinen Plan eine Ziege zu schlachten vorgetragen. Sie waren nicht abgeneigt. Geplant hatte ich mit Bubbi schon alles, aber unser Plan wurde damals vereitelt. Doch dieses Mal lief alles nach glatt. Fruehs um 7.00 Uhr setzte ich mich auf den Ast ueberhalb unseres Lagers, wo normalerweise die Ziegen um diese Zeit vorbeikamen, um sich an unserem Essen zu vergehen. Mit dem Strick in der Hand, der auf dem Boden zu einer Schlinge gelegt war und in deren Mitte Bioabfaelle auf ein Opfer warteten, musste ich nicht lange warten und eine Ziege stieg rein. Ich zog am Seil, die Schlinge zog sich zu und die Ziege war gefangen. Das dumme Tier hat nicht mal versucht wegzurennen. Es hat sogar gemerkt, dass sich da was um sie zuzog, doch sie wollte nur weiter fressen. Sie hat gegen den Strick gekaempft, aber nur um wieder mit dem Kopf zum Essen runter zu kommen.

Zusammen mit zwei Griechen sind wir dann den Hang etwas hinaufgegangen, bewaffnet mit Messern und Tueten. Kurz vor dem Toeten haben wir die Ziege nochmal beruhigt. Selbst in dieser Stresssituation konnte sie noch ans Fressen denken. Sie hat die von uns angebotenen Blaetter zwar zoegernd aber dennoch angenommen. Tja, und dann kam der Moment. Ich schaute dem Tier noch einmal in die Augen, welches natuerlich nicht wusste, was ihm bevorstand. Das war das haerteste an der ganzen Aktion. Innerlich habe ich geweint und unendlich oft um Vergebung gebeten und gleichzeitig mit vielen ruppigen und schnellen Schnitten ihr den Hals durchgeschnitten. Sie hat kurz aufgeschrien, mir ist ein Schwall warmes Blut ins Gesicht gespritzt und nach 20 Sekunden war sie tot.
Es war getan. Ich habe mich sehr merkwuerdig gefuehlt. Auf eine Art schuldig, als haette ich ein Verbrechen am Leben begangen. Ich habe der Ziege das Leben genommen, um mich und andere zu ernaehren. All das diente fuer mich vordergruendig dem Zweck herauszufinden, ob ich berechtigt bin Fleisch zu essen. Ob ich im Stande bin das Tier zu toeten wenn ich es essen will. Fleischesser, die mich jetzt als Babar und grausam ansehen, haben in meinen Augen eine ziemloch verklaerte Sichtweise vom Fleischessen. Wenn man Fleisch essen will, muss man auch im Stande sein das Tier zu toeten. Punkt!!! Da gibts nichts zu drehen und wenden. Alles andere waere nur Selbstbetrug.
Im Prinzip bin ich im Stande es zu tun. Ich habe es ja getan. Doch ich habe es ganz und gar nicht gerne getan. Das hat einen tagelang andauernden inneren Konflikt ausgeloest. Denn im Grunde war das Toeten emotional viel schwieriger und schrecklicher als dass der gute Geschmack von Fleisch das ueberdecken koennte. Ich bin immer noch am Ueberlegen, ob ich Vegetarier werden soll. Zumindest habe ich seitdem meinen Fleischkonsum fast auf null herunter gefahren. Mit jedem Stueck Salami und Schinken, das in meinen Mund wandert, sehe ich die Ziege vor mir. Und dann frage ich mich: ist dir das wirklich wert diese Schuld jedes Mal auf dich zu laden, nur weil es dir schmeckt?
Ich habe gesehen wie das Leben aus diesem Wesen entfleuchte. Und dafuer moechte ich nicht verantwortlich sein. Das waere ich aber, wenn ich Fleisch esse.

Nachdem wir sie gehaeutet, ausgenommen und zerlegt haben, legte ich mich wieder hin um noch mal zu schlafen. Doch an Schlafen war nicht zu denken. Natuerlich kreisten meine Gedanken nur um ein Thema.
An diesem Tag habe ich wenig gelacht, wenig geredet, war lange in mich gekehrt und habe ueber das Leben und den Tod nachgedacht.

Am Abend wurden alle Freunde eingeladen zur grossen Grillparty. Die Steaks vom Grill waren zaeh wie Gummi. Man konnte sie kaum essen. Dann haben wir es mit einer Art Gulaschtopf probiert und nach ueber 2 Stunden kochen war das Fleich relativ weich. Leider hat jemand vergessen das restliche Fleisch wieder in den Fluss zum kuehlen zu stellen, sodass es am naechsten Tag schlecht war. Es hat angefangen leicht zu stinken und ueberall waren Fliegeneier abgelegt, ein paar hundert Maden krabbelten schon drauf rum.
So mussten wir den Rest wegschmeissen. Ein Fuenftel der ganzen Ziege haben wir vielleicht verwendet. Es war ein Desaster, eine absolute Katastrophe. Und ich fuehlte mich noch viel schlechter und depremierter als am Vortag. Nicht nur, dass ich die Ziege getoetet habe, ich habe sie auch fast um sonst getoetet.

Und um die Geschichte der bloeden Umstaende um diese Aktion abzurunden, kam am Ende noch hinzu, dass der Schaefer irgendwie von alldem mitbekommen hat und relativ veraergert war. Er hat erst ueberlegt die Polizei zu schicken, es sich dann aber doch anders ueberlegt. Ich habe nicht mit ihm persoenlich gesprochen aber Freunde von mir. Sie sagten, dass er ein cooler Typ sei und es in Ordnung ist, vorbei und abgeschlossen. Nur wenn ich es nochmal tue, wuerde er mich an einem der schoenen Baeume aufhaengen. Das merkwuerde ist, dass er ALLES wusste. Er kannte jeden im Fluss, wusste wie wir die Ziege gefangen haben, wo wir das Fleisch im Fluss zum kuehlen gelagert hatten usw. Woher auch immer er es wusste, die ganze Sache war ziemlich unheimlich.

Vielleicht habe ich nach der Schlachtung wieder mal eine handvoll Abszesschen bekommen, weil ich Karma auf mich geladen habe. Mein Reikimeister aus Indien hat mir ja auch erzaehlt, dass Ziegenfleisch Karma verursacht, geschweige denn eine Ziege sogar noch zu toeten. Auf jeden Fall war ich wieder mal ziemlich im Arsch.

Als mein Bein wieder einigermassen in Ordnung war, habe ich den letzten grossen Fluss der Insel erkundet, Vatos. Dieser liegt genau auf der anderen Seite der Insel. Und so bot es sich an, das Experiment "Inselueberquerung" durchzufuehren.

6.30 Uhr bin ich losgelaufen, es war noch daemmrig, und erreichte nur ein paar Stunden spaeter den Gipfel. Die ganze Szenerie war unglaublich. Beim Austieg dachte ich einige Male, es wuerde regnen. Die Wolken haetten nicht dicker sein koennen. Doch dann war ich ploetzlich in und gerade am Gipfel ueber den Wolken. Es war unglaublich, und unglaublich kalt. In Verbindung mit dem Wind war die Kaelte kaum auszuhalten. Der eisige Wind hat mir die Waerme sofort vom Koerper geblasen, sodass ich sogar Ohren- und Kopfschmerzen bekam. Deswegen schoss ich nur schnell ein paar Fotos und huepfte ueber den klingenartigen Kamm auf die Suedseite der Insel. Das ist jedes Mal ein Phaenomen. An den Berghaengen der Nordseite stirbt man vor Wind und Kaelte und sobald man 1 Meter ueber den Kamm drueber ist, weht nicht ein Lueftchen und man kann sich genuesslich in der Sonne aalen.

So konnte ich wenigstens den Blick auf den Sueden etwas geniessen und mich wieder aufwaermen. Dann gings an den Abstieg ins Quellgebiet von Vatos, den mit Abstand laengsten Fluss Samothrakis.
Dieses Mal habe ich mich ganz schoen verschaetzt. Da ich fuer den Aufstieg auf den Berg nur zweieinhalb Stunden gebraucht habe, dachte ich, koennte man den Abstieg in Vatos bis zum Meer in vier schaffen. Dass ich im Endeffekt ganze elf Stunden laufen wuerde, haette ich nicht fuer moeglich gehalten.
Nach der Haelfte der Strecke war ich schon total erschoepft. So oft musste ich Wasserfaelle umlaufen oder meine Sachen ausziehen, Wasserfaelle runter klettern und den am Grund liegenden See durchschwimmen um weiter zu kommen. Diese Prozedur war nach einer Weile recht nervig und zeitraubend.

An einer Stelle hats mich dann ganz schoen erwischt. Da hat die fehlende Konzentration zugeschlagen. Ich huepfte gerade 50m ueberhalb des Flusses am Hang von Fels zu Fels, als vor mir in den Thymianbueschen etwas raschelte. Das ist ja nichts besonderes, es raschelt durchschnittlich auf jedem 3. Meter auf Samothraki, da es mindestens 10 Milliarden Eidechsen dort geben muss. Doch leider gibt es auch alle moeglichen Vipern-Arten, von denen die giftigste einem ca. 2 Stunden Zeit laesst, um sich das Antiserum zu besorgen, bevor das Sterben beginnt.
Jedenfalls stockte ich kurz, konnte nichts sehen und sprang dann doch genau ueber diesen Busch auf den 2m vor mir liegenden Fels. Im Sprung drehte ich mich schon um, mit der eventuellen Erwartung eine Schlange auf mich zuschnellen zu sehen. Da kam zwar gluecklicherweise nichts, dummerweise verlor ich aber deswegen auf dem naechsten Stein mein Gleichgewicht und kippte in Zeitlupe rueckwaerts kopfueber den Hang hinunter. Instinktiv spreizte ich alle Gliedmassen von mir, um hoffentlich irgendwo haengen zu bleiben. Ich landete anderthalb Meter weiter unten auf den naechsten Brocken mit der kompletten Rueckseite und mein Oeffnungsreflex sowie mein kleiner Rucksack hat mich wahrschinlich davor bewahrt mir von einer tueckischen Felsspitze einen Wirbel zertruemmern zu lassen.
Es folgte durch den Schwung eine Rolle rueckwaerts und das Ganze widerholte sich noch einmal den naechsten Felsen hinunter, nur dass ich diesmal mit einem moerderischen Knall mit dem Kopf gegen einen Stein zum stehen kam.
Ich lag nun da, kam wieder zu mir und realisierte erst einige Sekunden spaeter, dass mir im Prinzip nicht das Geringste passiert ist. Abgesehen von einer Abschuerfung am Bein und einer ganz leichten Prellung am Arm war da gar nichts. Mein Kopf tat zwar kurz etwas weh aber das war auch 3 min spaeter wieder weg. Ich haette minestens mit einem Knochenbruch gerechnet und das mein Kopf immer noch die gleiche Form hat wie jetzt ist aussergewoehnlich.
Fuer mich war das ein Wunder. Ein Wunder und ein deutliches Zeichen von mangelnder Konzentration und steigender Schwaeche. Also machte ich eine einstuendige Pause, ass etwas und dachte ueber mir das soeben passierte nach. Witzig ist, dass in den wirklich gefaehrlichen Situationen nie etwas passiert sondern immer nur da, wo es wirkich einfach zu laufen ist. Genau wie an dieser Stelle.

Tja, aber sowas passiert eben. Wer sich bewegt riskiert. Wer lebt riskiert. Wer riskiert, der kann viel gewinnen. Natuerlich aber auch verlieren. Es geht ja im Leben nicht darum um alles in der Welt am Leben zu bleiben (zumindest nicht fuer mich). Wenn das so waere, wuerde ich mich mit Tonnen von Essen in einem sterilen Raum verbunkern, um alle Gefahren des Lebens von mir fern zu halten und moeglichst 150 Jahre alt zu werden. Ich wurde aber als menschliches Wesen geboren, mit einem Koerper, der einen zu viel mehr befaehigt als viele denken. Ich habe Muskeln und Sehnen und Knochen und Gelenke um diese auch zu benutzen. Die Ziegen und Affen und Eidechsen muessten auch nicht in den unmoeglichsten Terrain rumstolpern und tun es doch. Die Natur und das Leben ist denke ich einfach so. Sie will in alle Winkel des Universums vordringen.
Die Polregionen sind hoechst lebensfeindlich und trotzdem hat die Evolution es fertig gebracht mit aller Gewalt Organismen dort unter zu bringen. Man kann sich ja fragen: "Muss das denn sein? Muss es denn unbedingt auch an den Polen Leben geben??" Keine Ahung ob das sein muss und was sich Gott dabei gedacht hat aber es ist eben so. Das Leben ist eben so. Und ich bin eben so, dass ich gerne irgendwo rumklettere und immer neue Herausforderungen suche und meine Limits, Potentiale und Grenzen immer weiter ausdehne und nach oben korrigiere. Das ist rational nicht zu erklaeren und ich kann nur ansatzweise Rechtfertigungen dafuer suchen. Denn wirklich Plan davon habe ich ja auch nicht.
Darum verzeiht mir bitte meine lieben Liebenden, wenn ich in euern Augen immer mal ein paar Dummheiten mache. Ich riskiere vielleicht mehr als andere (in dieser Hinsicht) aber nicht weil ich lebensmuede bin sondern weil ich hungrig bin und mit der Natur spielen will. Und das Spielen ist wirklich ein riesen grosser Spass. =)

Jetzt habe ich mich verzettelt. Ich habe also die Pause gamcht und dann gings nach einem Minisnack weiter Richtung Meer. Das Ende des Flusses fuehrte durch eine gigantische Schlucht, in der man aber bequem laufen kann. Den kompletten Tag habe keine Menschengestalt gesehen. Und dann laeuft mir vertraeumt eine halbnackte junge Frau meines Alters entgegen. Das war ein heiliger Moment. Ich sah sie aus 200m Entfernung kommen und je naeher ich kam desto elfenhafter und schoener wurde ihr Aussehen. Nur sie und ich und diese grandiose Natur ueberall. Und in dieser Schlucht kreuzten sich unsere Wege.
Ich sprach sie an, fragte sie nach dem Strand. Sie laechelte und gab eine kurze Antwort, dann trennten sich unsere Wege wieder. Sie ging bergauf, ich ging bergab. Es war im Grunde keine besondere Begegnung aber fuer mich war sie es. Sie erhellte meine Stimmung auf das Doppelte.

So gelangte ich mit neuer geistiger Frische an den Strand von Vatos. Und ich weiss jetzt, dass mein naechster Samothrakiaufenthalt dort meine Basis haben wird. Die Stimmung war aehnlich wie bei "The Beach". Ein einsamer Strand mit einem kleinen Platanen-Waeldchen in dem ca. 20 Zelte stehen. Es gab einen riesigen Steinkreis, in dessen Mitte sich eine Feuerstelle befand, die Platz fuer wahrscheinlich alle Strandbewohner bot. Der Strand ist nur mit dem Boot zu ereichen oder ueber den "markierten Wanderweg", der aber eher ein Klettersteig als Wanderweg ist. Nachdem ich ueber diesen "Wanderweg" zum ein paar km entfernten Nachbarstrand "Pachia Ammos" gelaufen bin, wurde ich von einem Paaerchen wieder zurueck auf die andere Seite der Insel gefahren und kam beseelt mit einer neuen grossartigen Erfahrung wieder in Therma an.

Eine Woche spaeter sind dann endlich auch die anderen angekommen. Die 6 Jungs (Bjoern, Martin, Lukas, Ludi, Johannes, Michel) sind mit dem Fahrrad von Zagreb (kroatische Hauptstadt) bis nach Thessaloniki gefahren. Noch mal ganz dicken Respekt Jungs!!!
So wuchs unsere Gruppe auf ca. 10 Leute an. Spaeter kamen dann noch Terry (Ludis und Hannis Schwester) sowie Frida (Ludis Freundin).

Alle zusammen sind wir fuer ein paar Tage wieder mal in die Berge von Fonias, nach Karya gegangen. Ein spassiger Weg wars bis dahin. In dieser Ameisenstrasse durch die Berge zu wackeln.
Und als naechstes stand Essen gehen an. Es wurde sozusagen der Abschied von einigen gefeiert. Zufaelligerweise fand ganz in der Naehe der Taverna eine illegale Tranceparty statt, zu der wir dann noch liefen. Dort waren ziemlich verstrahlte Gestalten, genau wie letztes Jahr, auf der gleichen Party.
Am naechsten Morgen stand ich 8.00 uhr schon wieder auf den Beinen und habe vier Stunden durchgetanzt. Es war eine ganz neue Erfahrung. Oft hatte ich die verruecktesten Tanzabende aber so frueh am Tag mit der Sonne im Gesicht und lauter lieber Menschen, das war was anderes. Ganz besonders auch, weil ich mich voellig befreien konnte und so getanzt habe, wie ich wollte.

Nach und nach sind alle wieder verschwunden. Frida, Ludi und ich waren die letzten, die den Fluss verlassen haben. Wir waren die letzte Festung in Gria Vathra. Wassilli und die anderen wurden an den ersten Regentagen schon rausgespuelt. Deren Lagerplatz war nach einem Flussanstieg voellig im Eimer. Und wir hatten derweil die beste Lagerkonstruktion jemals. Mit Planen haben wir das "Wohnzimmer" ueberdacht, sodass wir selbst bei Regen noch gemuetlich am Feuer sitzen konnten. Doch die Naechte waren sehr unruhig. Der Fluss kam dem Camp gefaehrlich nahe und staendig dachten wir, das Getoese einer erneuten Welle zu hoeren. Deswegen verliessen auch wir nach dem 5. Regentag den Fluss endgueltig, was eine weise Entscheidung war. Denn einen Tag spaeter hat es wieder derartig geregnet, dass bei einem letzten Besuch meines Exhauses zu sehen war, dass an der Stelle wo sich mein Zelt befunden hat eine Menge Wasser daruebergeflossen war.
So verbrachten wir die letzten Tage unten im Wald.

Mit alten Freundn aus Oesterreich wurde dort die Mission "Schwitzhuette" verwirklicht. einer der hohlen Baeume hat sich perfekt dafuer angeboten. Wir mussten nur eine Plane als Dach darueber spannen und jegliche Loecher abdichten. In einem monstroesen Feuer wurden dann ca. 10 grosse Steine zum Gluehen gebracht und in den holen Baum transportiert. Und dann sassen wir zu fuenft nackt in diesem holen Baum, starren alle auf den Steinhaufen in der Mitte und warteten, dass es heiss wie in einer Sauna wird.
Doch es wurde nicht heiss. Es wurden vielleicht 30 Grad. Das Raumvolumen war einfach zu gross und unsere Abdichtungsarbeiten waren nicht perfekt genug. Also sassen wir eine Weile so da, fingen an zu frieren und setzten uns wieder ans Feuer.

Die letzte Woche habe ich mit der Indien-Gokarnacrew verbracht. Wassilli, Fin, Miriam und Germann kamen alle aus Deutschland, um sich auch mal die "Hippiinsel" anzuschauen. War eine tolle Zeit mit denen und so war der Abschluss dieses grandiosen Sommers perfekt.

Nach fast genau 4 Monaten Samothraki begab ich mich wieder einmal auf die Faehre, um zurueck in die andere Welt zu fahren, die man so oft am Horizont schimmern sehen konnte. Ich bin nicht wehleidig gefahren. Es war Zeit fuer einen Tapetenwechsel. Aber was mich auf der anderen Seite erwarten wuerde verunsicherte mich ein wenig. Letztes Jahr zumindest war es ein Schock. Sicherlich, Istanbul war noch mal ein groesserer Hammer als Thessaloniki aber es kommt dem schon sehr nahe.
Gluecklicherweise hat mich Nadja zu sich gerufen, sodass ich wenigstens von einem Engel in die Zivilisation zurueck gefuehrt wurde. Samothraki begann mit Nadja und es endete mit Nadja (zumindest in meinem Kopf).

Alexadropouli war schon mal ein guter Anfang. Die Faehre kam abends an und am naechsten Morgen gings mit Zug nach Saloniki. Genug Zeit, um ein wenig umher zu schlendern , sich auf einer Bank mit einem Stueck Pizza nieder zu lassen und das schnelle, so voellig fremde Leben zu beschnuppern. Und ich muss sagen, es war mir diesmal eine Wonne. Vielleicht war die Vorbereitungszeit in Istanbul und Indien ein gutes Training. Jedenfalls machte es mir regelrecht Spass ueber eine Stunde lang nur da zu sitzen und die geschaeftigen Leute zu beobachten. Alle waren so emsig und betriebsam und interessant. Selbst der viel hoehere Laermpegel der Strassen hat mich nicht sonderlich gestoert.
Nach einer guten Nacht auf dem Hafenparkplatz sass ich im Zug in die grosse Stadt. Meine Gedabken kreisten jetzt fast nur noch um Nadja. Ueber 3 Monate war es her, dass ich sie gesehen habe. Ich weiss nicht, ob ich mich in sie verliebt habe oder ob ich sie nur aussergewoenlich huebsch finde oder ob sie einfach nur ein engelsguter Mensch ist. Jedenfalls war ich verdammt gespannt sie wieder zu sehen.

Und da war sie. Nadja empfing mich mit einem Nacktfoto von mir, wo ich mit Koerperbemalung in Gria Vathra rumstakse, und auf dem in grossen Buchstaben " FELIX NOLDE" stand. So, wie wenn Reiseleiter mit einem Schild ihre Kuecken in Empfang nehmen. Schallend lachend torkelte ich ihr mit meinem 45 Kilorucksack (der Kristall ist dabei) entgegen und wir fallen uns in die Arme. Es war so schoen. Und damit begann das neue Kapitel.

Wir fuhren sofort in ihre Wohnung und bereiteten die Party vor, die am gleichen Tag statt finden sollte. Ich wurde also so richtig zurueck ins Grossstadtleben katapultiert. Es gab Alkohol, Musik und jede Menge Menschen. Leider habe ich in den letzten 4 Monaten etwas verlernt, wie man verantwortungsbewusst Ethanol konsumiert und lag deshalb schon drei Stunden nach Partybeginn auf dem Bett und im Koma, bevor alles ueberhaupt erst so richtig losging. Viele Freunde von Samothraki, die wohl auch da waren registrierte ich also leider gar nicht. So ist der Senkrechtstart in die neue Welt gleich mit einem deftigen Crash geendet.

An den Aktivitaeten der letzten Woche hat sich zum ersten Abend nicht viel geaendert. Ausser dass ich kaum mehr was trinke verlief bis jetzt jeder Tag fast genau gleich ab. Die Maedels hier schleifen mich von einer zur naechsten Party, wir gehen viel zu spaet ins Bett, schlafen dann bis mindestens 14.00 Uhr und der Rest des Tages wird vor dem PC verbracht, um stundenlange Nachforschungen und Weiterbildungen zu den verschiedensten Themen zu betreiben, die ich in den letzten Monaten nicht anstellen konnte.
Erstaunlicherweise bin ich bei diesem Lebensstil in einer Woche noch nicht durchgedreht. Ich finde ihn sogar ganz interessant, aber auch nur weil ich weiss, dass in einer Woche wieder ein anderer Rhytmus ansteht. Gegensaetzlicher koennten die Tagesablaeufe von vor einiger Zeit und jetzt nicht sein. Doch so langsam merke ich, dass sich da ein Rappel anbahnt. Ich muss wieder in die Natur und mich abkuehlen. Da das hier in Thessaloniki aber nicht geht (es gibt im naeheren Umkreis keine Natur), werde ich vielleicht in den naechsten Tagen noch mal zum Olympus fahren.

In 7 Tagen geht dann auch schon mein Flug nach Deutschland. Dort werde ich die naechsten paar Monate verbringen und am 6.1.10 fliege ich nach Kanada, wo ich meine Kasse wieder vervielfachend aufstocken will, um dann evtl. komplett Amerika bis in den Sueden zu erkunden. Das zumindest sind meine jetzigen Ideen.
Ich habe bei Mutti vor einiger Zeit mal anklingen lassen, dass ich vielleicht ab 2010 ein Studium beginnen wolle, doch Plaene aendern sich eben. Es ist noch nicht genug. Deswegen wird weitergemacht.
Ich hoffe darueber aergert sich jetzt niemand. Waere ja aber auch anmassend. Aus meinen Augen koennte mein Leben nicht besser verlaufen.