18.2.09

Indien 11 Uttaranchal, Rishikesh

Munnar war klasse. Das erste Mal in Indien haben wir es geschafft alleine zu sein. Ohne weitere Leute (Inder). Dazu mussten wir nur mit dem Bus ins nahe gelegene Silent Valley fahren und in die hoch gelegenen Teeplantagen wandern. Eigentlich wollten wir querfeldein, dann einem Wasserfall folgend eine der gras bewachsenen Steilwaende auf den hoechsten Berg der Umgebung hochlaufen. Doch nachdem wir nach US-Marine-Manier es endlich schafften den in 30min den 80m breiten Wald-Dschungel-Streifen zu durchlaufen, um zur Steilwand zu gelangen, blieben wir in einer darauffolgenden Kletterpassage stecken. Es hatte ja auch niemand ahnen koennen, dass die Wand dann doch so steil war. Obwohl ich als erfahrener Bergmann es eigentlich von unten haette sehen muessen. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich es auch gesehen, wollte mir jedoch die Niederlage nicht eingestehen.
Viele wissen, dass ich in sportlichen Angelegenheiten meine Faehigkeiten gar zu gerne auf andere projeziere und dann in Teammitglieder Erwartungen stecke, die nicht erfuellt werden koennen. Das ist ein typisches Wunschdenken von mir.
Ich moechte schoene Bergerlebnisse mit allen teilen. Dabei muss es aber immer mein Weg sein, bei dem aber nun mal viele nicht mithalten koennen. So entstehen dann meinerseits voellig unrealistische Fehleinschaetzungen von Situationen.
Jedenfalls gab es dann ein kleines Bergdrama mit ein paar Traenen und einer Neubewertung des Falles. Und diesmal habe ich mich gezwungen fair zu sein und nicht egoistisch zu denken. Entweder alle kommen hoch oder alle kehren um. Was zaehlte war dabei nicht die Mission. Wir hatten dann trotzdem eine tolle Nacht an einem Bach mit Lagerfeuer und Reis.

Meinen Triumph habe ich dann doch noch bekommen.
Am naechsten Tag sind die anderen abgestiegen und ich bin mit Arthur (einer der beiden Beligier) auf einem anderen Weg hoch.
Wieder durchquerten wir den Waldstreifen, jedoch an einer anderen Stelle, suchten uns einen abenteuerlichen Weg ueber den Wassefall, um endlich auf den Grashang zu gelangen, auf dem wir parallel zum Wasserfall zur Spitze laufen wollten.
Wenn ich Waldstreifen sage, so meine ich nicht einen "aufgeraeumten" deutschen Nutzwald, sondern eine gruene kompakte Wand. Deswegen haben wir auch fuer die ersten 200m Wegstrecke 1,5h gebraucht und waren danach am ganzen Koerper mit kleinen blutenden Mikroschnitten sowie Pflanzen-und Erdteilen uebersaeat.
Oben hat sich uns ein fantastischer Blick auf die anderen Berge und die Teeplantagen unter uns geboten. Jedoch hat mir dieser Hoellenaufstieg fast die Lunge zerissen, da ich seit 2 Tagen etwas angeschlagen war. So hat es mich dann mal wieder vollends ausgenockt - eine Supererkaeltung mit Ohrenentzuendung.

Den darauffolgenden Tag haben wir uns alle verabschiedet und jeder ging seit ueber 2 Monaten wieder seiner eigenen Wege. Ich bin zurueck nach Cochin gefahren und habe mir ein Zugticket nach Delhi gekauft. Da ich aber erst 3 Tage spaeter einen Schlafpatz im Direktzug bekommen habe, verbrachte ich die Zeit bis dahin in einem netten Guesthouse am Meer. Dort habe ich seit ueber 3 Monaten mal wieder tierischen Kadaver gegessen. Es gab Shrimps und Kingfish auf eine solch bezaubernde Art und Weise zubereitet, dass ich bei dem Genuss eine neue geschmackliche Erleuchtung erfahren habe.

Am 14. habe ich dann um 18.00 Uhr meine Zugfahrt angetreten, die 48 Stunden dauern sollte. Und sie war voellig entspannt. Ich habe fast ausschliesslich geschlafen und zum 2. Mal "die Prophezeiungen von Celestine" gelesen. So vergingen die 2 Tage wie im Flug. Ein Flug direkt in die Hoelle. Delhi - die Hoehle des Loewen.
Ich habe die allerersten Horrortage in Indien nicht vergessen und bereitete mich deshalb schon Stunden vor der Ankunft mental darauf vor.
Meine Strategie: den Bahnhof nicht verlassen und sofort ein Ticket fuer den naechsten Himalayazug kaufen, selbst wenn es keine Sleeperclass mehr gebe; dubiose Rikshafahrer und "Freunde" agressiv abwehren; Bettler ignorieren; die Ohrenstoepsel bis zum Anschlag reinschieben und mir permanent mein Mantra aufsagen ("bleib ruhig und gelassen, es geht vorbei!").
Mit ein wenig karmischer Unterstuetzung (habe mir ja die letzten Tage nix zu Schulden kommen lassen), so dachte ich, bin ich aus dem Moloch so schnell wieder draussen wie ich reingekommen bin. Das hat auch weitestgehend funktioniert - 4h spaeter sass ich im Anschlusszug - aber bis dahin war es wieder ein langer und harter Weg. Ich beschreibe ihn kurz stichpunktartig. Ankunft in Delhi; bin am falschen Bahnhof; ewige Suche nach einem Zug Richtung Himalaya; kurze Zugfahrt nach Neu Delhi; 1h in Schlangen vor Ticketschaltern anstehen; viele verschiedene widerspruechliche Infos vom Personal erhalten; Ratlosigkeit; Fahrt mit der Metro nach Old Delhi; weitere Stunde Anstehen in Schlangen; wieder verschiedene Infos; Verzweiflung; endlich Ticketkauf; Erloesung.

22.00 Uhr sah ich wie in Old Delhi Bahnhof mein Zug nach Rishikesh einfuhr. Dass ich diesmal kein Sleeperticket sondern nur 3. Klasse hatte war mir egal. Um alles in der Welt so schnell wie moeglich raus aus der Kali-Hauptstadt und da war das die einzige Moeglichkeit.
Der Ticketverkaeufer hat mir grinsend noch folgenden Tip gegeben: Versuch der erste zu sein. Ist der Zug voll, presse dich mit aller Gewalt trotzdem rein. Ist er wirklich voll, klettere auf ihn drauf. Viel Glueck!!!
Na toll, dachte ich. Was kann denn das jetzt werden, wenn selbst der Ticketverkaeufer schon so was sagt.
Und da kam er, mit 15km/h eingefahren. Ich war bereit, Rucksack gesattelt, fertig zum relaxten Einsteigen. Das sah allerdings folgendermassen aus: Ploetzlich begannen alle Menschen zu schreien und wie wild neben dem Zug herzurennen und aufzuspringen. Mein einziger Gedanken war: verdammt was geht hier ab?! Verpass ich was ? Ich muss das jetzt auch machen!!! Also bin ich losgerannt, einer der offenen Tueren hinterher. Dann einen der Griffe krallen, aufspringen und erst mal ne Weile bloed rumhaengen, da natuerlich schon 5 Inder wie ein menschlicher Pfropfen an der Tuer aussen rumbaumeln. Da alle gleichzeitig rein wollen, das aber logischerweise nicht geht, verweilt man kurz in dieser Situation. Dann macht es "flupp" und der erste Inder flutscht ins Zuginnere, woraufhin auch der Rest des Pfropfens zuegig einstroemt. Als naechstes rennt man mit weit aufgerissenen Augen durch den Wagon, um einen der heiss begehrten Sitzplaetze zu ergattern. Sofern dieser Fall eintritt, sofort den Rucksack auf die darueber befindliche Ablage schmeissen und die Arschbacken augenblicklich mit den Holzlatten der Sitzbank verschmelzen lassen, um bei den darauf folgenden Streitereien und Kaempfen das Privileg ja nicht wieder zu verlieren.
Ich war einer der Gluecklichen und sass nun mit breitem Grinsen da, zum einen wegen meines Erfolges, zum anderen amuesiert darueber wie diese ganze Prozedur abgelaufen ist. Nun musste ich nur noch darauf hoffen waehrend der Fahrt nicht auf Toilette zu muessen und dann waere alles gut.
Innerhalb von 2min war der Zug voll. In den ersten 2h hat ein junger Inder die Stimmung im Wagon als Alleinunterhalter und Komiker alla Robert Nolde oder Jan Scherkus auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Wo sich die Leute vorher noch fast die Koepfe um Sitzplaetze eingehauen haben, lagen sie sich dann kurze Zeit spaeter alle vor Lachen in den Armen. Der Typ war ja auch endslustig, obwohl ich ich gar nix verstanden habe. Seine Mimiken und Gestiken und das Lachen der anderen haben mich aber einfach mitgezogen.
Nach den naechsten Stationen bekam das Wort "voll" eine ganz neue Bedeutung. Die Leute sassen schon auf den Gepaeckablagen ueber den Sitzen und die Gaenge waren mit Menschen zugestellt. Trotzdem stroemten immer mehr in den Zug, sodass langsam neue Ebenen eroeffnet wurden: Menschenschicht ueber Menschenschicht.
Ein alter Opa wurde von der im Gang befindlichen Masse einfach ueberollt, sodass nur noch sein Kopf in Kniehoehe zwischen den anderen hervorschaute. Stoehnend klemmte er so fuer 15min in dem Brei, bis mal jemand auf die Idee kam den alten Mann aufzuheben.

Ich haette von der Szenerie wirklich gerne ein Video gemacht, da ihr euch einfach nicht vorstellen koennt, wie das ablief.
Der Zug brauchte anstatt der angeblichen 4h tatsaechliche 8h, weswegen ich die komplette Nacht nicht geschlafen habe. Nach kurzem Aufenthalt in Haridwar habe ich den 3. und letzten Zug nach Rishikesh genommen und war zur Mittagszeit, nach 70h Monstertrip da.
Nach dem Einchecken im Shivaguesthouse folgte erst mal ein langer Schlaf bis zum Abend. Voellig erfrischt ging ich dann am Ganges in den letzten Sonnenstrahlen spazieren, schlenderte durch die Stadt, ass ein Thali und traf wie durch schicksalhafte Fuegung in einem Cafe auf Helga die Islaenderin und fuehrte mit ihr ein 4 stuendiges warmherziges Gespraech. Die erste tolle Person eines neuen Abschnittes meiner Reise. Ein Abschnitt der, denke ich viel Abenteuer fuer mich bereit haelt.
Jedenfalls gefaellt mir Rishikesh jetzt schon total. Und ich kann es kaum erwarten auf den naechst besten Huegel zu steigen und das erste Mal das eigentliche Objekt der Begierde meiner Indienreise aus der Ferne zu betrachten - das Himalayagebirge.

6.2.09

Indien 10 Kerala, Munnar

komischerweise habe ich erst jetzt, wo ich an einem neuen Ort bin, der eigentlich erst erkundet werden muss, die Lust zu schreiben. Im Prinzip hatte ich die letzten 5 Wochen genug Zeit um Kontakte, Blog und dergleichen zu pflegen.
Meine Denkprozesse haben sich in dieser Zeit aber groesstenteils darauf beschraenkt mir zu ueberlegen, welchen Shake ich trinken und welches Essen ich schlemmern soll. Obwohl zwischendurch auch tolle Gespraeche statt fanden.

Witzig ist, dass ich immer mehr Verschwoerungstheoretiker treffe. Ausserdem dreht sich bei der Spezies "erleuchteter Traveller" alles um 2012. Fuer die, die es noch nicht wissen: am 23.12.2012 hoert der 26.000 jaehrige Mayakalender auf und der Zeitabschnitt des Kaliyuga endet. Und was heisst das ?? Richtig! Weltuntergang!!! Beziehungsweise Neuanfang. Also ich meine halt dass der Organismus Erde mit seinen Bewohnern in hoehere Dimensionen aufsteigt und diese zu Lichtwesen werden. Ach was, wir werden einen grossen Energiestrahl aus dem Zentrum der Galaxis erhalten und erleuchtet. Oder sollten da nicht die Ausserirdischen wieder kommen, um zu schauen wie sich ihr kleines DNA-Experiment entwickelt hat ??!! Wow, ich bin ganz schoen verwirrt. Habt ihr was verstanden ?? ich auch nicht wirklich.
Vielleicht werde ich auch einfach wie jedes Jahr am 24.12. vorm Tannenbaum sitzen und mit meiner Familie Weihnachtslieder singen.
Bitte nicht falsch verstehen liebe Esotheriker. Ich mache mich keineswegs lustig ueber euch. Ich habe all diese Dinge mit Interesse und Gespanntheit betrachtet und besprochen. Und ich werde nie sagen, dass das alles Bloedsinn ist, da ich versuche wirklich tollerant zu sein. Ich glaube einfach an gar nichts, warte ab und schau was passiert. Ich denke, dass theoretisch alles moeglich ist. Da ich mich aber als wissenschaftlich denkenden Menschen sehe, brauche ich Beweise fuer eine Theorie bzw. Erfahrungenum etwas fuer mich als wahr zu erachten.
Jetzt wisst ihr jedenfalls bescheid, was in 4 Jahren passiert. :)

Bei einem Ausflug nach Gokarna ist mir mit Jakob was interessantes passiert. Wir hoerten von einer Hoehle, die einer der heiligsten und "energetischsten" Orte Indiens sein soll. Auf dem Rueckweg zum Om-Beaqch haben wir diese entdeckt - ein schwarzes Loch im Boden, in das eine in den Stein gehauene Treppe fuehrte. Wir sind zaghaft hinab gestiegen und kamen in einen langen Korridor. Am Ende erweiterte sich dieser Korridor in eine recht grosse domartige Hoehle mit einem Loch in der Decke, durch das Sonnenlicht fiel und den ganzen Raum in ein angenhem warmes und mystisches Licht tauchte. In der hintersten Ecke befand sich ein Schrein, vor dem im Yogasitz ein alter Baba sass. Wir begruessten uns gegenseitig und er winkte uns zu sich. Also schlichen wir besonders bedaechtig die 50m zum anderen Ende der Hoehle, um dem Baba Respekt zu erweisen. Er sprach sogar etwas Englisch, was so etwas aehnliches wie ein Unterhaltung entstehen liess. Interessant war, dass er uns erzaehlte wo wir herkamen, dass ich eine grosse Schwester habe und Jakob einen kleinen Bruder. Zufalls richtig ??
Nach einer der vielen Schweigeminuten begann er in seinen 3 Tueten rum zu wuehlen bis er roten und gruenen Faden gefunden hatte. Was die naechste halbe Stunde folgte war eine Initiierung, ein Ritual, das er mit uns durchfuehrte.
Als erstes bekamen wir beide einen roten Bindi (Punkt) zwischen unsere Augen gemalt und nur ich noch einen auf meinen Bauchnabel (??). Dann wickelte er die Faeden so auf, dass dicke Stricke daraus entstanden. Dabei sang er die ganze Zeit Mantras (eine Art Gebeetssang) auf die Namen unserer Eltern. Danach band er uns die Stricke auf eine ziemlich komplizierte Art und Weise um das Handgelenkt, wobei der Baba immer mal die Augen verdrehte, sodass nur noch das Weisse zu sehen war.
Genau im Ritual kam auf einmal eine 10 koepfige Gruppe von Russen in die Hoehle. Sie zogen sich nicht die Schuhe aus, begruessten niemanden von uns und begannen sofort mit Blitzlicht rum zu fotografieren. Ich habe mich so fuer ihr Verhalten geschaemt. In die Reaktionen des Babas haben wir grosse Wut gesehen. Kein Wunder wenn jeden Tag mehr und mehr Touristen mit ihrer Fotowuetigkeit diesen heiligen Ort entweihen.
Er unterbrach das Ritual und beendete es, als wir wieder zu dritt waren.
Vor unserem Verschwinden erklaerte er uns noch ausdruecklich das Armband niemals abzuschneiden, weil sonst der Zauber nicht wirkt. Nicht er habe das Band gemacht, er wuesste nicht mal wie das geht, sondern Shiva. Er wurde von Shiva nur als Werkzeug benutzt. Spaeter habe ich mir von Kannibal erklaeren lassen, dass er bei Shiva um Gesundheit und Erfolg unserer Familien gebeten hat.
Dann sind wir wieder schweigend unseres Weges gegangen.
Nach 5min nachdenklicher Stille fragte ich Jakob was das jetzt eigentlich war. Er wusste auch nicht, was er davon halten soll. Wir waren wirklich sehr verwirrt und beschlossen dann das ganze einfach als interessantes Erlebnis einzustufen. Um ehrlich zu sein bedarf es schon intensiverer Erfahrungen oder Beweise um mich zu bekehren. Spannend wars trotzdem.

In den Folgetagen haben wir wieder mal eine kleine Expedition gestartet. Zu neunt sind wir mit einem Fischerboot zum Longbeach gefahren. Dort habe ich das erste mal ein ganz anderes Indien kennen gelernt. Wirklich interessierte, freundliche Menschen, Lndleben, Reisfelder, null Toursiten - einfach toll. Und der Strand war so menschenleer, dass ich seit Griechenland zum ersten Mal wieder meinen Pinsel ganz freizuegig Fotosynthese betreiben lassen konnte.

Nach 4 Wochen Gokarna war dann ziemlich die Luft raus. Schon zwischendurch haben wir oefters einen Rappel bekommen. An einigen Tagen spuerten wir alle eine derartige innere Spannung und Zerissenheit und drueckende Stimmung, dass einige einfach grundlos angefangen haben zu weinen. Alle Spirituellen haben gesagt, dass das an der starken Energie des Ortes lag.
Nach ca. 10 Startversuchen haben wir es dann endlich geschafft uns von den energetischen Fesseln Gokarnas los zu reissen und Richtung Kerala zu fahren.
Beim Aufbruch schlossen sich noch 2 ganz tolle deutsche Maedels an, sodass wir eine lustige 6 koepfige Truppe waren.
Sobald wir das Gaestehaus verlassen haben, realisierten wir wieder, dass wir in einem tropischen Land sind. Direkt am Meer mit Lueftchen, Wasser, Schatten und Eisshakes vergisst man das leicht mal. Dann seit Eiwgkeiten wieder ein T-Shirt und Schuhe zu tragen, dem Rucksack auf dem Ruecken und durch den Djungel im Hinterland zu laufen, waehrend die Sonne gnadenlos auf den Kopf einhaemmert, laesst die Augen aus den Hoehlen hervortreten und alle Adern pusierend anschwellen. Und das war erst der Anfang.
Die ersten 6 Stunden Zugfahrt nach Mangalore gingen noch. Die folgenden 6 Stunden Penner-Schlaf am Bahnhof waren schon unangenehmer - durchsetzt von Mueckenattacken und permanenten Schwitzen. Die letzten 10 Stunden Fahrt nach Cochin wurden mit jedem Kilometer Richtung Sueden schlimmer. Eigentlich hatten wir Glueck, da wir nicht stehen mussten. aber alles war einfach nass und kleberig. T-Shirt, Hose, Schluepfer - alles schweissnass. Man konnte zusehen wie jede Pore springbrunnenartig immer groesser werdende Schweissperlen auf die Haut spritzt.
Das gute daran ist, man lernt sich ins Schicksal einzufuegen und auch Unangenehmes einfach zu akzeptieren. In cochin angekommen war mir dann alles egal. Ich haette mich ekstatisch in Kuhscheisse waelzen koennen uns es haette mir nichts ausgemacht, da ich nicht mehr stinkiger und ekliger werden konnte. Ausserdem ware die Scheisse sowieso an meiner entstandenen Schweiss-Fett-Wax-Schicht abgeperlt.

Cochin ist die erste indische Stadt, die mir ganz angenehm erschien. Schoen ruhig, mit Flair und die Leute super entspannt, wie in ganz Kerala.
Nach ein Bisschen Organisation haben wir uns zu elft ein Hausboot in den Backwaters von Kerala gemietet, mit dem wir 2 Tage durch die tropischen, Palmen gesauemten Kanaele fuhren.
An der Schlafplatz-Anlegestelle bin ich mit Chris, einem Englaender mit Bart Simpson-Charakter, durchs Land gelaufen. Eine der Schoensten Gegenden, die ich Indien bis jetzt gesehen habe. In einem kleinen Dorf sind wir an einem Toddyshop (Kokosnussbier)vorbei gekommen. Da sassen in einem mini Pavillion 10 besoffene Inder, die natuerlich abgegangen sind wie ein Zaepfchen als sie uns sahen. Sie haben angefangen wie bekloppt zu klatschen und "my heart goes schalalalala" zu singen und wollten uns unbedingt auf einen Toddy einladen. Wie gerne waren wir geblieben, denn diese Leute waren einfach soooooo lustig. Aber es wurde schon dunkel und wir haetten uns verirrt.
Am naechsten Tag hat sich die Gruppe gespalten. Die einen nach Sueden weiter und wir in die Westghats.
Die Busfahrt in die Berge war abenteuerlich. Der Busfahrer ist gefahren wie ein Irrer. Ich haette mich nicht mal getraut mit einem kleinwagen so zu rasen und der macht das mit deisem alten kommunistischen Bus. In jeder Kurve dachte ich, dass die Zentrifugalkraft uns rausschmeisst. Geneigt hat der Bus sich jedenfalls immer gefaehrlich weit. Bei einem Zwischenhalt musste dann eine Inderin einen Kotzrekord aufstellen. Ich finde das sagt alles.
Munnar. Die groesste Stadt in den Bergen von Kerala. Es war dunkel und es waren 10 Grad. Herrlich kuehl, sodass das Gehirn wieder wie gewohnt funktioniert. Bei der Konkurrenz der Rikschafahrer untereinander ist dann gleich mal eine Klopperei ausgebrochen. So westliche Geldsaecke sind schon heiss begehrtes Fleisch. Am Ende haben wir ein wunderschoens kleines Haus gefunden, das wir fuer uns alleine haben und von dort immer Tagestouren starten.
Gestern bin ich mit Janine den ganzen Tage mit dem Motorrad durch die Berge geheizt. Das erste mal dass ich Motorrad fahre und dann gleich so eine grosse Honda. Es war der Hammer!!!!!!! Durch die Berge, zwischen Teeplantagen, der Sonne entgegen auf einer perfekten kurvigen Strasse. Eins der besten Erlebnisse meine Lebens. Das pure Freiheits und Gluecksgefuehl. Am Nachmittag habe ich noch eine Solotour zum hoechsten Berg Indiens ausserhalb des Himalaya, dem Anaimudi, gemacht. Ein zum verlieben schoener Berg!! Leider zum wandern gerade gesperrt, da die seltenen Bergziegen Paarungszeit haben.
Ich habe jetzt auch Paarungszeit, deswegen wars das nun. Also mal ehrlich, nachdem ich mich in Giechenland ueberfickt und jetzt eine 3 monatige Ruhephase hinter mir habe, in der ich von Frauen gar nichts wissen wollte, sie nicht mal angeschaut habe und die sexuelle Stilllegung ausserordentlich genossen habe, hat ein blonder deutscher Engel mich zurueck zum Interesse am anderen Geschlecht gefuehrt. Es ist nix vorgefallen aber das Baeuchlein hat gekrabbelt und wir haben ganz tolle Gespraeche gehabt. Gepraegt von Offenheit, Interesse und Ehrlichkeit. Ich gruesse dich, die du das liesst. Miau!

PS: Die Samothrakibilder von meinem Freund Kostantinos sind auf meinem Picasa-Webalbum. Unter Juli-Oktober (Samothraki) suchen. Ausserdem ist ein Video von einer der tollen Rutscheaktionen auf der Blogseite. Viel Spass!!