Indien 6 - Goa

Ich lebe noch. Zum Glueck passiert die ganz grosse Scheisse immer in den ganz grossen Staedten. Und da ich grosse Staedte prinzipiell meiden will, fuehle ich mich recht sicher. Macht euch keine Sorgen.

Ja, ich habe ja lange nicht geschrieben. aber die Wochenregel wurde ja auch noch nicht gebrochen. Also waere mir noch Zeit geblieben.
Der Hauptgrund war, dass ich nicht wirklich schreiben konnte. das schreiben an sich geht super, aber das sitzen auf einem Stuhl macht mir noch etwas Probleme. Im Moment habe ich mir die volle Droehung Schmerztabletten reingehauen, um im akkord mal wieder alle meine geistigen Erguesse nieder zu schreiben, solange der chemo-cokctail anhaelt. Das mit meiner linken Arschbacke ist ne lange Geschichte, die sich wohl auch noch ne Weile hinzieht. Aber ich fang einfach mal von vorne an.

Ich habe jetzt mittlerweile schon zum 3. mal mein Quartier gewechselt, da die Vermieter immer nach ein paar Naechten die Preise erhoehen wollten. Ihre Erklaerung dazu hat mich nie zufrieden gestellt, woraufhin ich eben immer ausgezogen bin. Beim
einchecken habe ich jedes mal versucht den Preis noch nach unten zu handeln. Da is nix zu machen, wir sind in der Hochsaison, wurde mir jedesmal erklaert. Dass sich dann aber jedes mal nach ein paar Tagen die Preise wieder erhoehen, erschliesst sich
mir da nicht. Das waere ja dann die Hochsaison in der Hochsaison der Hochsaison und so weiter.
Um das also mal im Slang auszudruecken: alle Inder versuchen einen hier in Indien permanent und grundlegend zu ficken. Ich will aber nicht gefickt werden.

Das ist hier so ein Grundproblem, das ich mit den Menschen habe, welches mir das Land, um ganz ehrlich zu sein, teilweise sehr unsympatisch erscheinen laesst. Alle Inder, so gut wie aussahmslos alle wollen nur eins - und das ist Geld. Das widert
mich an. Einige wollen auch Sex von mir (keine Frauen) aber grundsaetzlich wollen alle Geld.
Ich habe ernsthaft versucht Freunde zu machen. Ich versuche (mittlerweile nicht mehr so sehr) immer nett zu sein. Und wenn mich ein Inder ansprach, bin ich immer drauf eingegangen und habe mich mit ihm unterhalten. Nach einer halben Stunde vereinzelt
sehr netten Unterhaltungen wird dann das Thema ganz langsam aber gezielt auf ihr Bussiness gelenkt und was ich alles kaufen soll. das hat mich jedes mal so wuetend gemacht, dass ich mit keinem inder mehr reden will. um mal klartext zu reden, ich habe noch nie solche geldbesessenen menschen erlebt. und da dachte ich immer, je aermer ein land, umso hilfsbereiter und gastfreundlicher.
das ist hier ueberhaupt nicht so. jetzt im nachhinein war es ein schock aus der tuerkei mit den freundlichsten menschen nach indien mit den schrecklichsten menschen zu kommen. und dabei ist es ja nicht mal so, dass hier alle so aerbaermlich arm sind,
die man auf der strasse sieht. die wirklich armen haengen meist in den slums rum. die sieht man also gar nicht und dort sollte man auch zur eigenen sicherheit nicht hingehen, habe ich mir sagen lassen.
die meisten inder die ich sehe, sind reicher als ich. klar, ich hab ne menge bares auf dem konto liegen aber die sehen nicht, dass all mein besitz auf meinem ruecken haengt.
ich habe kein haus, kein grund, kein auto, motorrad, handy (meins ist mittlerweile ne schrottmuehle und kann kaum mehr als handy bezeichnet werden), usw. aber das interessiert alles nicht. das einzige was zaehlt ist, dass ich weiss bin und somit den grossen laufenden dollar-sack representiere, in den jeder mal reinlangen kann und der nie alle wird.
die nervigsten saetze, die man in indien hunderte mal am tag hoert sind folgende: hello my friend, you wanna buy something? excuse me my friend have look, i have very cheap price. yes my friend, buy anything, take anything!!
eins muss man sich klar machen, wenn man hier durch die strassen laeuft hat man ziemlich viele "freunde", die man aber noch nie zuvor gesehen hat.

gluecklicherweise habe ich auch wirkliche freunde, die logischerweise alle traveller sind. was anderes waere auch kaum moeglich.
ich haenge eigentlich permanent mit victoria aus england und eva aus polen rum. und dann gibts da noch ne ganze ganze menge anderer leute, die auch teil der gruppe sind.
komme ich aber nun mal zu meinem arschproblem, das zur zeit einen grossteil meiner gedankenwelt einnimmt. eines morgens, vor ueber einer woche wachte ich auf und verspuerte einen leichten schmerz beim sitzen an der linken haelfte meines popos. is nix weiter dachte ich.
am naechsten tag wars aber aus mit dem sitzen. die linke backe war doppelt so gross wie die rechte und knapp ueberm schenkelansatz war eine pralle feste beule so gross wie eine tomate. ein insektenstich mit lympfoedem dachte ich sofort.
nicht weiter schlimm dachte ich wieder, aber nach weiteren 2 tagen wurden die schmerzen selbst im liegen unertraeglich. also auf zum doktor.
der naechst gelegenste war ein ayurvedarzt. ja ja, sagte er, ein giftiger insektenstich mit infektion. nimm eine woche lang diese homoeopatischen arnikakuegelchen, damit das gift wieder rauskommt und dir wirds besser gehen.
scheisse man, mir gings nicht besser. habe mir permanent auf die zunge gebissen und viel zu laut "slipknot" gehoert, um mich von den schmerzen abzulenken.
textstellen wie: "i push my fingers into my eyeeeeeeeeeeeeees is the only thing that slowly stops the ache, if the pain goes on im not gonna make it" haben sehr geholfen.
also bin ich 3 tage spaeter zu einem normalen arzt und der hat mir antibiotika, schmerztabletten, eine salbe und noch irgendwelche
tabletten gegebeben. er meinte, dass sich nach 2 tagen die wunde oeffnen und sich der inhalt meiner arschbacke entleeren sollte.
2 tage spaeter hoeren wir uns ein konzert in einem restaurant an, als ich etwas nasses an meiner hose spuere. ich tastete mit
den fingern und sie waren voll mit blut. veraensgtigt drehte ich meine hose zur seite und sah einen handteller grossen triefend nassen blutfleck auf meiner hose. auf der toilette habe ich mich dann weiter untersucht und mal leichten druck auf die
umliegenden hautpartien ausgeuebt und was da alles rauskam, moechte ich jetzt nicht weiter erlaeutern. ich fand niemals ein erlebnis meines eigenen koerpers so eklig wie dieses.
wer mehr wissen moechte, schreibe mir bitte eine persoenliche email.
dieses austreten verschiedenster fluessigkeiten und pasten hat bis jetzt angehalten ohne dass sich jedoch die gesamtsituation
gebessert hat. jedesmal wenn ich dachte, es ginge mir besser, und ein paar stunden spaeter der schmerz wieder mit unveraenderter intensitaet einsetzte, stellte ich nur ernuechternd fest, dass lediglich die schmerztabletten ziemlich gut wirken.

einen tag entschied ich mal nur im zimmer zu bleiben und mich hingebungsvoll meiner arschbehandlung zu widmen. das war der moment, in dem ich mal wieder ueber meine ganze reise nachgedacht habe. Ich weiss nicht ob mir grundlegende Erkenntnisse gekommen sind oder (wieder) nur kurzzeitige, emotional gefaerbte Aenderungen meiner Sichtweise auf bestimmte Dinge. Es fuehlt sich aber sehr tief an, deswegen nenne ich die Gefuhle mal grundlegend.

Vielleicht ist mir jetzt erst bewusst geworden, warum ich eigentlich reise.
Es ist der Platz, mein Platz, meine Niesche in dieser Welt, in die ich mich reinsetzen will. Ich denke, dass das Reisen mich mich auf schnellem Wege dieser Niesche zufuehrt.
Wo will ich sein, Was will ich sein, Wer bin ich. Oefters habe ich Sprueche
gelesen/gehoert wie: "Man reist nach Indien um einen Selbsterfahrungstrip zu machen" oder "Die laengste Reise um die Welt ist die kuerzeste Reise zu dir selbst".

Solche Saetze habe ich vielleicht mal hingegeigt um cool zu wirken, ohne aber die Bedeutung wirklich zu erfassen.
Jetzt beginne ich sie aber richtig zu verstehen und erkenne ihre Wahrheit, die vielleicht jedoch nur meine Wahrheit ist.

Im Grunde genommen gibts ja gar nicht "Die Wahrheit" (auch wenn mir auf meinem bisherigen Weg alle moeglichen Leute alle moeglichen "Wahrheiten" aufdruecken wollten) aber fuer mich persoenlich ist es halt eine.
Es geht beim Reisen doch eigentlich nicht um schoene Fotos, abenteuerliche Geschichten, Frauen, Sandstraende, Partys und billige Laender, wo man mal so richtig prassen kann. Das sind natuerlich angenehme Begleiterscheinungen, die zwar auch einen Zweck erfuellen aber eigentlich geht es einzig und allein um mich.
Ich moechte Fragen, die ich ueber mich selbst habe, beantworten. Und das geht durchs Reisen fuer mich eben besonders gut.

Klingt zwar vielleicht etwas komisch aber in den letzten 8 Monaten hatte ich einfach viel weniger Ablenkung als anderswann in meinem Leben (keine Freunde, Filme, Spieleabende, Alkohol, ...) und somit mehr Gelegenheit nachzudenken.
Ob ich 10 Tage lang einsam durch Deutschland laufe, 2 Wochen lang komplett alleine auf Samothraki am Fluss rumhause oder 36h in einem indischen Zug sitze, wo man keine andere Aktivitaetsmoeglichkeit hat, als seine Synapsen im Kopf blitzen zu lassen -
in all diesen Zeiten konnte ich meinen Geist blitzen lassen und meinen
natuerlichen "Felix-Kern" erforschen.
Sehr hilfreich bei diesem Erkenntnisprozess sind allerdings auch eben die schon genannten angenehmen Begleiterscheinungen des Reisens.
Der Kontakt mit der Krishna-Religion, Gespraeche mit heiligen Saddhus, das stundenlange Betrachten einer schoenen Landschaft, das Ausprobieren von Drogen (die jedoch alle hundertprozentig nicht fuer mich gemacht sind) oder ganz allgemein das Reinschnuppern in fremde Kulturen.
All diese Erfahrungen, die in alle moeglichen Richtungen zielten, erlauben es mir Vergleiche anzustellen. Was macht mich gluecklich, was nicht. Wo fuehle ich mich heimisch und wo nicht. Welche Menschen sind mir sympathisch und welche stossen mich ab.
So grabe ich mich Stueck fuer Stueck und Erfahrung fuer Erfahrung zu meinem Kern durch und kann letztendlich vielleicht alle Masken ablegen und einfach Ich selbst sein und die Niesche besetzen, die fuer mich passt.

Aus all diesen Ueberlegungen ergeben sich jetzt fuer mich Konsequenzen, ueber die ich mir jedoch noch nicht ganz klar bin, da ich wie gesagt noch nicht weiss, ob diese Ausfuehrungen tief aus meiner Substanz entspringen oder eben nur das Produkt einer schnippischen Laune meiner Gefuehle ist. Ich behalte die Konsequenzen fuer mich, bis ich mir einig darueber bin.

Morgen werde ich wahrscheinlich einen neuen Staat bereisen. Es geht nach Karnataka, in den Ort Gokarna. Der soll um eineiges schoener und ruhiger als Arambol sein.
Ich habe mir auch ueberlegt vielleicht fuer ein paar Wochen nach Sri Lanka zu gehen, um mal das Surfen auszuprobieren. Immerhin gibt es auf Sri Lanka Weltklasse Spots und ich bin ja in der Naehe.
Meine weiteren Stationen wird dann das Kletter-Eldorado Hampi sein, dann die Backwaters und die West Gaths von Kerala und dann werde ich auch schon wieder nach Norden aufbrechen (wenn ich eben nicht noch Sri Lanka dazwischen schiebe) und mich im Himalaya zum Snowboarden mit ein paar Freunden treffen. Das sind die naechsten Eckpunkte.
bye bye :)

Hab noch was vergessen. Meine allerliebste Mutti hat mir gesagt, dass einige Menschen gerne mal einen Kommentar schreiben wuerden, was mich natuerlich rieeeeeesig freut. Allerdings gibt esd wohl Leute, die nicht wissen wie man das macht. Hier mal ne Anleitung:
Man lese den letzten Eintrag zu Ende. Unter dem letzten Satz steht dann folgendes:

Gepostet von Tuffis-Weltreise unter 09:36 0 Kommentare

Das Wort "kommentare" it unterstrichen, was darauf hinweist, dass es ein Link ist. Link heisst, dass man da mit der Maus drauf klicken kann. Man tue dies. Daraufhin erschein eine Seite, wo man abgegebene Kommentare lesen kann (sofern dies zuvor jemand zu dem aktuellen Post gemacht hat) und auch selber welche schreiben kann. Man muss nun nur noch rechts im Bildschirm das Geblubber in das Textfeld eingeben, dann ein Kreuz bei "Anonym" setzen und das ganze verschicken.
Das ist gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz einfach !!!!! :)