13.12.08

Indien 7 - Karnataka, Hampi

Faeirerweise muss ich meine agressive Haltung den Indern gegenueber mal korrigieren.
Die erste Haelfte des letzten Eintrages habe ich aus eine gewissen Wut heraus geschrieben, da ich bis zu dem Zeitpunkt wieder nur schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Aber natuerlich hatte ich auch gute Momente mit Einheimischen, besonds in Gokarna.
Vielleicht liegt das alles daran, dass ich bisher wirklich fast nur in touristischen Gegenden unterwegs war. Delhi, Goa - da kann man halt nicht viel Freundschaft erwarten. Da dreht sich nun mal alles ums Geld. Genauso wars ja auch in Istrien (Kroatien) und einigen Teilen Griechenlands. Masentourismus und das damit einstroemende Geld versaut einfach die Leute. Obwohl eben die Situation im absolut untouristischen Rdha Kund genau de gleiche war.
So entstand halt vorerst die Meinung, die sich ausschliesslich auf Erfahrungen gestuetzt hat, dass fast ausnahmslos alle Inder unangenehm sind.
Allerdings habe ich erst einen kleinen Teil Indiens gesehen und ih bin ja auch erst 6Wochen hier.
Ich erinnere mich, dass mir in den ersten 2 Monaten in Griechenland die Leute auch absolut eingebildet, unfreundlich und materialistisch erschienen. In den letzten beiden Monaten musste ich jedoch mein Bild von den Griechen verwerfen, da es einfach eine Zeit braucht, um eine andere Kulur zu verstehen.
Ich sollte aufhoeren mit einem deutschen Kulturanspruch zu reisen und eher wie ein kleines Kind sein, dass noch unbefleckt, unvoreingenommen ist und eine reine Seele hat. Manchmal gelingts mir ja.
Oder ich reise mit deutschem Kulturanspruch, dann aber ohne zu urteilen. Ich kann dann die Leute moegen oder nicht abr nicht besser oder schlimmer finden. Sie sind halt einfach anders.
Anders ist wie schon gesagt auch Gokarna. Es ist ein heiliges Hindudorf, hat 5 Straende, die jeweils zw. 2 und 10 km vom Ort entfernt sind.
Ich war am Ombeach ansaessig, eine ganze Ecke vom Dorf weg, wo ich auch ehrlich gesagt nicht einmal war. An den Straenden ist es um einiges ruhiger, freundlicher und billiger als in Goa. Ein super Ort um sich so richtig ehen zu lassen, wo der hardcore Bussiness-Geist noch nicht Einzug gehalten hat. Eben ein ganz andere Grundatmosphaere. Dort kann man auch mal ein richtiges Gespraech mit den Indern fuehren.
Ich habe auf dem Weg nach Gokarna in Madgaon (Goa) ein Gruppe Deutsche am Bahnhof getroffen. Eine lustige 4 koepfige Truppe aus voellig verschiedenen Charakteren, mit denen ich die ganze Zeit rumgehangen habe.

Als ich in einer Lagerfeuer-Jamsession-Strandparty Nachtbaden gemacht habe, entdeckten wir etwas, dass diesmal genau meinen Interessenbereich traf.
Beim Schwimmen stellte ich fest, dass ueberall leuchtende Puenktchen um mich herum waren. Es war Plankton, welches leuchtete, wenn man das Wasser in Bewegung brachte.
Angestachelt von meinem Forschungsinteresse wollte ich versuchen das Ganze mit meiner Kamera zu fotografieren oder zu filmen. Doch das funktionierte natuerlich nicht und das einzige was passierte war, dass Wasser in meine Kamera lief. weil anscheinende ein paar mikroskopische Sandkoernchen die Funktion des Dichtungsgummis ausser Kraft gesetzt haben. Tja, und jezt ist sie halt kaputt.
Die prophezeite Wasse- und Sandbestaendigkeit hat sich als unwahr herausgestellt. Ich habe das gute Stueck dann aufgeschauabt und getrocknet. Sie hat dann noch ein kurzes elektronisches Lebenszeichen von sich gegeben und das wars.
Merwuerdigerweise habe ich mich nicht 1 min darueer geaergert.
Wenn ich mal meine Reaktionen vom Verlust des MP3-Players, dem Diebstahl der 1. Kamera und dem Kaputtgehen der 2, vergleiche, finde ich, dass sich mein Verhaeltnis zum Materialistischem stark geaendert hat. Und das finde ich gut so. Was wuerde es auch helfen sich darueber zu aergern oder traurig zu sei. Das aendert ja die Situation nicht. Also einfach das Leben weiter geniessen, nur ab jetzt halt wieder ohne Kamera.
Ganz allgemein kann ich sagen, dass die Tage in Gokarna einzigartig waren. Ich habe eine Menge Freund gemacht. Viele wirklich aussergewoehnliche Menschen.
Fast die ganze Zeit sassen wir nur in unserem Gaestehaus und haben geredet. aber wirklich non-stop.
Mittags aufgestanden, auf einen Stuhl ins Restaurant gesetzt und 8h spaeter mit plattem Arsch das erste mal wieder bewegt, um die 5m zum Feuer am Strand zu laufen und dort die Gespraeche fortzufuehren.
Noch nie habe ich mich so viele Tage hintereinander ueberhaupt nicht bewegt und es hat so viel Spass gemacht. Und noch nie habe ich so viele Milchshakes getrunken. Das war ein absoluter Traum.
Der Nutelle-Kitkat-Coffee-Milkshake und der Coconut waren die besten. Man koennte sagen, dass die Milchschakes mein Hauptnahrungsmittel waren.
Eines Abends hatte ich mal wieder Bauchschmerzen, und fragte meine Leute, ob wir darueber reden, eine Psychoanalyse betreiben koennen (amateurhaft), um endlich mal zu den wahren psychologischen Ursachen meines Gastritisproblems vorzustossen. Nicht dass ich das alleine nicht schon versucht haette und es hat ja auch teilweise was gebracht. Aber man kann sich einfach nicht komplett selbst therapieren. Deswegen sind wir an diesem Abend gemeinsam in die Untiefen meines Geistes vorgestossen, um dieser untragbaren Situation mit meinem Bauch endlich mal den Gar auszumachen bzw. der endgueltigen Loesung ein Stueck weit naeher zu kommen. Was bei dieser ganzen Geschichte rausgekommen ist, war ausserordentlich erstaunlich und erkenntnisreich.

Ich fing mit dem Hergang des Ausbruchs der Gastritis an zu erzaehlen und von da an arbeiteten wir uns immer weiter zurueck in die Vergangenheit, denn uns war klar (mir schon lange), dass der Ausloeser de Gastritis vor ueber einem Jahr nur die Spitze des Eisberges, sozusagen die Initialzuendung zum Ausbruch war und mit dem eigentlichen Ursachenfundament nichts zu tun hat.
Als ich mit meinen Erzaehlungen in der Schulzeit angelangt war und zu Schluesselereignissen in dieser Lebensphase kam, spuerte ich, wie sich die Spannung in meinem Bauch mit jedem Satz erhoehte. Die Bombe war kurz vorm explodieren. Und dann bin ich voellig ausgebrochen.
Wie eine Lawine kamen alle aufgestauten Anspannungen aus mir heraus esprudelt und entluden sich in sturzbachaehnlichen Weinkraempfen.
Die naehsten 4 Stunden haben wir bis in meine fruehe Kindheit hinein alle moeglichen Dinge besprochen, die mir ganz automatisch in meiner sensiblen Verfassung in den Kopf kamen.
Ich habe von Jahre zurueck liegenden Situationen erzaehlt, was von krassen Heulatacken begleitet wurde, und von denen ich nie gedacht haette, dass sie eine grosse Rolle in meinem Leben spielten und es auch immer noch tun.
Ich hatte an diesem Abend vermutlich einige Erleuchtungen bezueglich vieler meiner Lebensabschnitte, an denen ich jetzt bestimmt noch eine Weile arbeiten kann.
Ich glaube ich bin wirklich auf dem richtigen Weg zu mir selbst zurueck zu finden und dabei auch noch mein Bauchproblem zu loesen. Dass ich das "in mir Ruhen" wieder bekomme das ich als Kind hatte, wie Juergen so treffend gesagt hat. :)
Die folgenden Tage habe ich viel aufs Meer gestarrt und nachgedacht.

Eines Nachmittags kam eine bekannte Israelin und fragte mich, ob wir am selben Abend nach Hampi fahren woellten, da sie von Freunden Nachtbustickets zum halben Preis bekommen hat. Und schupp di wupp lagen wir wenig spaeter in der Schlafkabine des Buses, schliefen die 9 stuendige Fahrt tief und fest und kamen am naechsten Morgen in Hampi an.
Die Landschaft hier ist vedammt beeindruckend. Eine Mischung aus saechsischer Schweiz, den Meteoren aus Griechenland und Bananen-Kokospalmen-Fluss-Dschungel. Das ganze Gebiet ist ausserdem weltbekanntes Boulderareal. Zwischen und auf den Felsen stehen uberall Tempel.
Ich bin jetzt schon ein paar Tage hier, konnte jedoch noch gar nichts erkunden, weil sich schon wieder Insektenstiche am Bein und Ruecken infiziert haben und ich deshalb gerade wieder voll im Arsch bin. Als Abhilfe kommt wieder nur eine Schmerztabletten-Antibiotikum-Therapie in Frage, um nicht noch ernstere Probleme zu bekommen. Allzu gesund kann das aber nicht sein.
Ich konnte jedoch die ersten Tage hier in einem voll geilen Gaestehaus auspannen. Da gibts ein riesiges Tipi, dass voll gemuetlich zu einem Restaurant ausgestattet ist und wo immer mal Jamsessions statt finden.
Gefuehrt wird das Ding von einem 22 jaehigem Bombay-Inder. Er ist der erste Inder mit Dreads, ohne religioes zu sein.
Ich habe ihm und seinem Kumpel von Samothraki erzaehlt und sie eingeladen dorthin zu kommen und dem Club der Monkey-Brothers beizutreten, die die beiden wuerden da perfekt reinpassen. Sie waren sehr interessiert und kommen sogar vielleicht.

Und da bin ich auch schon beim letzten Thema angelangt. Samothraki!!!
Ich habe nun viel darueber nachgedacht und mir meine weiteren "Plaene"/Ideen durch den Kopf gehen lassen und entschieden.
Ich reise mit dem Wind und der hat sich gedreht. Er blaest jetzt Richtung Westen.
Gesterb habe ich mir ein Flugticket fuer den 18.3.09 nach Frankfurt gebucht. Dort werde ich (hoffentlich) 2 Tage spaeter aufgesammelt und kann doch den traditionellen Winterurlaub miterleben. Danach gehts fuer kurze Zeit nach Deutschland zurueck, um mich anschliessend fuer unbestimmte Zeit nach Samothraki, meiner grossen Liebe, auzumachen. Mein Herz hangt an dieser Insel und was nutzt es mir selbst etwas vorzumachen. Der Rest der Welt kann vorerst warten.
Klingt doch nach einer guten Idee, oder ??? :)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Felix,
ich bin froh, nach den Hiobsbotschaften mit schlimmen Entzündungen wieder etwas von dir gehört zu haben. Ich will immer darauf vertrauen, dass dir nichts passiert, aber manchmal macht mich meine Umwelt doch verrückt. Unsere Ärztin meinte letztens, ich soll dich über Interpol suchen lassen!! Da frage ich mich dann schon, wer richtig tickt, die anderen oder ich?

Viele deiner bisher ungeweinten Tränen sind nun endlich raus gekommen und haben dir hoffentlich Befreiung und mehr Klarheit gebracht?
Manchmal muss man eine längere Reise in die Ferne machen, um die innere Nähe zu erkennen. Bei deinen weiteren Plänen hinsichtlich Samothraki muss ich immer an den wunderschönen "Bummerang" und dessen symbolische Form denken.

Einen schönen Advent kann man dir schwerlich wünschen, aber weiterhin eine gute Zeit.
Es grüßt deine Muuudi

Anonym hat gesagt…

Hey Felix!
Ich freue mich auf dich!!!
Ich bin im Februar in Griechenland und würde doch nur all zu gern unsere Pläne mit Tour auf den Fengari in die Tat umsetzen. Mein Freund ist ab Februar glaub ich in Gokarna. Lustig wie schön rund diese zauberhafte Erde ist!
Alles, alles Liebe aus dem kalten und angezuckerten Öasterreich,
Nina