Indien 5 - Goa

Als erstes gehe ich mal kurz auf die Kommentare ein.
Also, die Bilder sehen so truebe aus, weil es halt ueberall versmogt ist. Das habe ich aber geschrieben Kristina. Oder nicht Kristina ??
Dann, die Sadduhs betteln alle. Sie besitzen nichts. Das gehoert zum Lebenstil. Viele hatten mal nen tollen Job und Familie und einen hohen Lebensstandart und gaben alles auf um Sadduh zu werden. Also versorgen die Bauern, die die Felder bestellen alle mit. Bzw. die Sadduhs erbetteln sich Geld, mit dem sie sich dann was zu essen kaufen koennen.
Die Kuehe sind auch Nutztieren, zumindest einige. Die geben dann natuerlich auch Milch. Die Kuehe sind ja auch nicht in ganz Indien heilig. Goa ist ja z.B. christlich, da es eine portugiesische Kolonie war und die Portugiesen anscheinend verstaerkt den Glauben forzierten. Deswegen kann man hier auch mal ein Steak essen, dass auch ganz vorzueglich sein soll.
Und meine Haare sind noch dran und meine Haut ist babyglatt. Ich habe doch geschrieben, dass mir die Krishnas sympatisch sind, etwas in mir aber eine gewisse Skepsis dieser Sekte entgegen zu bringen hat. Da sind zu viele Widersprueche und Ungereimtheiten, als dass ich mich dem anschliessen koennte. Also bin ich noch mehr oder weniger der Alte. :)
so, jetzt zu den neuen Sachen.

Die Zugfahrt nach Goa hat sehr angenehm angefangen.
In meinem 6er Abteil sassen noch eine Japanerin und 2 spanische Frauen mit 2 kleinen Kindern.
Die Japanerin hat genau mein Vorurteilsbild, das ich von Japanern habe, bestaetigt. Sie war irgendwie ein Bisschen sozialgestoert, hat nicht geredet, nur verkorkste Emotionen gezeigt und wirkte sehr unsicher.
Die anderen waren da schon um einiges lebendiger, besonders die Kinder. Vielleicht schon etwas zu lebendig wenn ihr wisst was ich meine.
Zum Abendbrot habe ich mir vegetarischen Reis bestellt, ein schwerer Fehler. Schon beim Essen hat mein Koeper Alarm geschlagen, in Form von leichter Uebelkeit und einer starken Abneigung gegen den Frass.
Einige Stunden spaeter wurde ich wie ein paar Tage zuvor schon von heftigen Bauchkraempfen gepeinigt, nur das diesmal noch die volle Scheisserei dazu kam. Alle 15 min musste ich aufs Klo und das war jedes Mal, als ob ich einen Wasserhahn an meinem Pops oeffnete.
Bei einem der naechtlichen Klogaenge fasste ich in etwas nasses auf meiner Matte (sie ist der Liebling meiner Ausruestung) und stellte entaeuscht fest, dass der kleine Junge, welcher ueber mir lag, auf ein Schlafgemach und meine Schuhe gekotzt hat. Er ass den gleichen Reis wie ich.
Das Dreiste war, dass die Mutter das Gesudel am naechsten Tag nicht mal richtig beseitigte. Haette ich bei ihr aber auch gar nicht erwartet. Sie ist so ein typischer Goa Althippie, der sich wahrscheinlich denkt: ist doch alles Natur. Dass sie damit aber die Kotze empfindlichen Gemueter der anderen Fahrgaeste gegen sich aufbringt, bedachte sich wahrscheinlich nicht.
Da ich die meiste Zeit im Bett lag um mich auszukurieren, bekam ich von der Landschaft Indiens nicht viel mit. Das was ich mitbekam, hat mich jedoch sehr entzueckt.
Da sind wir durch flache Gegenden gefahren, wo vereinzelt Berge mit hohen Felstuermen oeben drauf emporschossen. Das Ganze sah aus wie in Utah, Usa (Indiana Jones 3. Teil Anfangsszene).
Die letzten Stunden vor Goa gabs dann ueberall Dschungel.
Nach 36 Stunden Zugfahrt und 2.300 ueberwundenen Kilometern kamen wir endlich an. Sofort fragte ich vor dem Bahnhof alle rumstehenden Grueppchen, ob wir uns ein Taxi teilen wollten. Die Grueppchen stimmten zu aber die Taxifahrer nicht. 5 Personen maximal pro Taxi, womit wir immer einer zu viel waren.
Ich konnte es nicht glauben. Da fahre ich mit 25 Indern in einer Rikscha, die halb so gross ist wie das verdammte Taxi und hier haben auf einmal nur 5 Personen Platz.
Naja, mir wurde ja vorher schon gesagt, dass Goa nicht wirklich Indien ist.

Nach ein wenig rumstehen spricht mich ein weisshaariger alter Deutscher an und so teilte ich mir mit ihm das Taxi. Er erzaehlte mir, dass er seit 30 Jahren in Indien lebe (im Himalaya) und in Goa nur die Uebergabe seiner ehemaligen German Bakery (die erste Indiens) abwicklen will. Dann sagte er, er heisse Woody und komme aus Hamburg. Da machte es Klick in meinem Kopf.
Na klar, ich hab den Typen vor 7 Monaten in einer Reportage auf Arte gesehen. "Karawane der Blumenkinder" hiess sie und handelte natuerlich von Hippies, die auf dem Weg nach Indien waren. Wat n' Zufall ne ??
Er hat mich auch gleich mit in die Bakery genommen, wo ich dirket ein guenstiges Zimmer bei seinem Freund am Strand bekam. Der alte 64 jaehrige Woody schlief wie ein echter Traveller in seinem Moskitonetz am Strand. Zimmer seien ihm zu eng, er liebe die Freiheit.
Am ersten Goatag habe ich ein Bisschen dei Gegend erkundet. Die Leute erzaehlten mir von einem wundervollen Banje-Baum im Dschungel. Also bin ich dort hin.
Der Dschungel war krass. Halt so richtig Dschungel, wie man ihn sich vorstellt. Es roch sogar genauso wie im Schmetterlingshaus auf der EGA in Erfurt. Nur dass sich hier immer mal Kack-Nouancen menschlichen Ursprungs dazu gemischt haben.
Unterwegs bin ich noch Mrs. Kobra, die 2-3m lang war begegnet und kam dann zu dem Baum.
Der war echt verdammt schoen. Er besteht eigentlich nur aus riesigen Ranken, die bis zur Erde haengen und dort neu wurzeln. Unten am Boden ist eine grosse Kuhdung verstrichene Flaeche mit Feuerstelle in der Mitte, um die ein Baba aus Rajastan und ein Goanese sassen und wo ich mich einige Minuten ausruhte. An der gleichen Stelle sassen vor 30 Jahren die Beatles, als sie ihren Indientrip gemacht haben.
Ansonsten habe ich mir die Zeit mit Musik machen, ziemlich viel Leute kennen lernen und guten Unterhaltungen vertrieben.
Heute habe ich mir ein Mopped ausgeliehen und bin den ganzen Tag durch halb nordgoa geflitzt. Jede kleine Seitenstrasse der Hauptstrassen musste reingefahren werden. Ich haette mir gerade fast das Ding gekauft, aber die Vernuft hat gesiegt. Es liegen noch zu grosse Distanzen vor mir, die mit Zug einfacher, schneller und guenstiger zu bewaeltigen sind.