11.11.08

Indien 4 - Delhi

Nachdem ich mir also so richtig schoen meine Lunge verdreckt habe, bin ich mit Peter nach Vrindavan gefahren, dem Geburtsort von Krishna (ja, Krishna war ein Mensch und gleichzeitig Gott). War witzig. Wir sind die ganze Stunde mit diesmal 25 anderen Indern auf dem Dach der kleinen Rikscha gefahren.
In Vrindavan hat mich Pet gleich zu einem Ahram gefuehrt, wo Anita (von Samothraki) seit einem Monat wohnt. Er hat sich am naechsten Tag wieder nach Radha Kund verzogen und ich habe mir die Stadt angeschaut. Aber vor diesem Tag war da ja noch die Nacht, die wieder mal aufregend war.
Ich habe wieder auf dem Dach geschlafen und hoerte noch en Bissl Musik. Da steht auf einmal ein Hund neben meinem Zelt und knurrt. Ganz hektisch und mit zittrigen Haenden kramte ich in meiner Tasche und wuehlte nach dem Pfefferspray and sagte ununterbrochen: "scheisse, verdammte scheisse, verdammmmmmmmt wo ist das Spray". Als ich es gefunden und aufs Ziel gerichtet habe, oeffnete ich die Zelttuer und scheuchte den Hund wieder zur Treppe runter. Gerade als ich mich wieder hingelegt hatte wiederholte sich genau die gleiche Situation nur mit einem Affen. Er hat sogar auch geknurrt oder so was. Also auch ihn verjagdt.
Wenig spaeter kam ein neuer Hund und knabberte durchs Zelt an meinen Fuessen rum und wieder stand ich fast nackt mit dem Spray in der Hand auf dem Dach und lies meine Autoritaet spielen. "Kann doch nicht wahr sein!", dachte ich nur.
Als ich danach wieder in die Musik vertieft war, Hoerte ich ein merkwuerdiges Schmatzen. Ich riss die Stoepsel aus den Ohren und und schaute zur Kopfspitze meines Zeltes und sah, wie Hund Nr.3 20cm von meinem Gesicht entfernt genuesslich auf meinem Seil rumkaute, welches ein essentieller Teil meiner eigenen Zeltkonstruktion ist. Kreischend sprang ich auf, rannte ihm hinterher und schloss diesmal die Tuer nach unten. Manche haarlose Affen brauchen eben etwas laenger um zu lernen, dass man auch schon nach dem ersten Hund die Tuer haette schliessen koennen.
Abgesehen von der Affenfamilie, die die ganze Nacht durch Fangen und Angreifen und Schreien gespielt hat, hatte ich einen guten Schlaf.
Seitdem ich in Radha Kund in dem heiligen Teich baden war (auf Wunsch von Peter), um mir ein Stueck der tollen Energie anzueignen (noch fuehl ich mich nicht wie Superman), hatte ich meinen ersten Durchfall. Dieser trat jedoch nur in der ersten Haelfte des Folgetages auf. Das bloedere waren die Magen und Darmkraempfe, die phasenweise unzaehlige Male am Tag fuer 5-10s auftraten und mich immer wie ein elendes Haeufchen zusammen kruemmen lassen haben. Also beschraenkte sich fuer ein paar Tage meine Nahrung auf ca. 3 Bananen mit dem positiven Nebeneffekt, dass mein Sixpack wieder durchscheint.
Auf dem Stadtspaziergang kaufte ich fuer mich und Anita wieder eine Ladung Bananen und sie eine Ananas.
Auf dem Heimweg traeumte ich gerade so vor mich hin, als Anita auf einmal aufschrie: "pass auf!!". Doch dieser dreiste Affe hatte mir die Bananen schon aus der Hand gerissen. Als sich unsere Aumerksamkeit so richtig auf den Dieb gerichtet hatte, kam ein zweiter und riss Anita die Tuete mit der Ananas aus der Hand. Doch er verlor sie selbst und so trat Anita nach dem Affen, welcher die Tuete gerade wieder aufhaben wollte. Ich wollte noch um meine beiden Bananen kaempfen, vertilgte meine Wut jedoch, da ich mich nicht toedlich wegen 2 Bananen verletzen wollte.
Was lehrt uns das ?? Nicht nur Ziegen sind dreist, intelligent und boesartig. Affen sind die hoehere Perfektion dieser Eigenschaften.
Heute bin ich wieder nach Delhi gefahren, weil ich nur hier ohne Wartezeit sofort ein Zugticket in den Sueden bekomme. Und das war so ein beschissener Tag.
Erst mal hat es eine Ewigkeit gedauert, bis ich ma Bahnhof war, weil ich zehntausend Rikschas nehmen musste und mich noch alle abgerippt haben.
Als ich mein Ticket hatte hiess das noch lange nicht, dass ich auf trockenem Ufer war. Die Bahnhoefe hier sind eine Katastrophe. Man blickt so was von gar nicht durch und alle erzaehlen einem was anderes, wo und wann welcher Zug faehrt.
So habe ich letztendlich 2 Zuege verpasst, musste mich gegen ca. 30 Bettler stur stellen, sass als einziger weisser auf einem Provinzbahnhof und war somit andauernd das Objekt der Begierde. Ich kam mir vor wie das Tier im Zoo.
Eigentlich hatte ich ein Ticket fuer die unterste Klasse, ich dachte das muesse man mal mitgemacht haben. Als ich aber die vorbeifahrenden Zuege gesehen habe, erklaerte ich mich aber fuer bescheuert. Man kann einfach nicht mit Gepaeck als Europaeer in der letzten Klasse fahren. Dafuer sind wir einfach nicht hart genug.
Als ich dann nach ewigem Warten auf den 3. Zug (der schon wieder zu spaet kam oder ich wieder am falschen Gleis stand) so die Schnauze voll hatte, sagte ich xu mir, dass der naechste Zug nach Delhi meiner sein sollte. Ich wuerde einfach ein paar Zuggaeste fragen, die schon drin sitzen und, geschissen auf die Klasse, mitfahren. Der naechste Zug kam und wieder brach das Chaos los. Keiner konnte Englisch, keiner schien auch nur das Wort "Delhi" zu verstehen und so fuhr der Zug schon los, als mir jemand zurief, dass er nah Delhi faehrt. Ich rannte mit Rucksack und Trommel besdattelt der offenen Tuer hinterher, die prinzipiell die ganze Fahrt ueber offen ist und permanent Inder draussen dranhaengen und sich gegenseitig be-indern, und gelangte doch noch mit einem geuebten Indiana-Jones_Sprung ins Innere. Und ich stand in dem herrlich klimatisieren 1.Klasse Schlafwagen. Wumms, gleich auf die erste Liege gepfeffert und so gatn als ob ich schlafe. Haette ich mir aber auch sparen koennen, da ich gar nicht kontrolliert wurde. Allerdings fuhr das Mistding nur zum Delhi Bahnhof und wieder musste ich fuer viel zu viel Geld mit einer Rikscha ins Zentrum fahren. Voellig fertig kaufte ich sogleich mein Ticket nach Goa (ja, in die Hoehle der Hippie-Loewen), suchte mir das erst billigste Zimmer und ging das erste mal seit seiner Woche wieder was essen. Geil !!!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Felix,
bist du jetzt auch so dünn und picklig wie der Typ auf dem Dach? Und hast du nun auch deine Haare Krishna geopfert?
Endlich Fotos! Schöne Bilder!
Habe schon befürchtet, dass deine Kamera wieder gestohlen wurde und du das aus lauter Peinlichkeit nicht öffentlich machen wolltest.
Nach deinen Schilderungen ist Indien exotisch und bunt, aber auch anstrengend und frustrierend. Die Vorzüge des super sauberen, hygienischen, geordneten und obergeregelten Deutschlands sind jedoch halt auch nicht zu verachten. Und die vermeintliche Armut hier relativiert sich, wenn man in die Welt hinaus zieht.
Gruß von Conni

Anonym hat gesagt…

Hallo weißer reisessender Reisender,

Sag mal, wie ist das eigentlich an den heiligen Orten mit den Gurus und Saddhus und den Kühen und der Musik und den Räucherstäbchen und den Tempeln und dem verkeimten Wasser und der dicken Luft,
wer bestellt den dort das Feld, wer erntet und wer sät? Wer sorgt für das Essen, wenn alle Heiligen nur meditieren und musizieren. Kommt da die Dorfbevölkerung und füttert alle durch? Oder leben die Saddhus von Luft und Liebe? Und was ist jetzt mit den heileigen Kühen- geben die Milch und wer füttert die? In den Städten finden die ja auch nicht all zu viel Grünzeug.
Deine Fotos fand ich ziemlich ernüchternd. Deine Erzählungen waren viel bunter und leuchtender. Auf den Fotos siehts irgendwie immer recht dießig und trübe aus aber vielleicht liegts am Apparat oder an Deiner schönen bildhaften Sprache, dass da schon mal die Phantasie die Filme im Kopf entstehen lässt.
Hier in Dtl. war es bis vor kurzen auch extrem nebelig. Über eine Woche lang nur Nebel!! Da kann schon mal leicht depressive Stimmung aufkommen. Du siehst am Tage nix und Nachts schon gar nix. Zum Glück ändert sich alles, auch das Wetter.
Ich hoffe, dein Magen-Darm-Trakt hat sich wieder beruhigt und bin gespannt auf die Fortsetzungen...
Ich meine natürlich deinen Abenteuerroman, und nicht den Darmfortsatz, was sonst! Hast Du gewusst, dass der Wurmfortsatz kein nutzloses Anhängsel ist. Im Wurmfortsatz können sich die gutartigen Bakterien leichter verstecken und so die Durchfallerkrankung überdauern.
Ich hoffe, Du hast Deinen noch. Ein wichtiges Detail, das sicherlich auch die anderen Leser brennend interessiert.

Noch eine Frage, was macht eigentlich dieser Rollstuhlfahrer unter der Zeile "Wortbestätigung"
Ist das jetzt ein Hinweis für Gehbehinderte, Gehörlose oder Blinde? und warum muss ich überhaupt dieses komische Wort: "oustine" bestätigen und was bedeutet das überhaupt? Fragen über Fragen... Das ganze Leben ein einziges Rätsel.
???

Anonym hat gesagt…

Ein interessanter Kommentar Nr. 2!!!
Schade jedoch, dass der Schreiber des letzten Kommentars sich nicht getraut hat, wenigstens seinen Vornamen zu veröffentlichen, auch wenn wir vermuten, dass es J.T. aus P. ist.
Conni und Wolfram

Anonym hat gesagt…

Und wer ist denn jetzt schon wieder J.T. aus P.?
Wieder eine offene Frage...
Liebe Grüße
X.Y. aus Z.

Liebe Frau Conni, was sagt schon ein Name? Vielleicht könnten sie auf mein Alter oder meine Herkunft schließen oder auch völlig daneben liegen. Na gut, das Geschlecht kann man wohl meist mit Hilfe des Namens bestimmen aber auch das nicht immer mit 100% Sicherheit. Aber was ist schon sicher? O.K. der Tod ist das Einzig sichere im Leben. Aber selbst das scheint ja gar nicht mehr so sicher, wenn man dann doch Wiedergeboren wird...

Ich geben ihnen heute die einmalige Gelegenheit, sich einen Namen für mich auszudenken. Was für eine Chance!