28.7.12

Westküstentour USA 2012

Nach anderthalb Stunden haben wir den Pass auf dem Highway, der durch das Kaskaden-Gebirge führt erreicht und machten einen Abstecher zur Timberline Lodge, von wo aus wir vor ein paar Wochen die letzte Besteigung von Mount Hood gestartet haben. Becky war noch nie direkt am Mount Hood und war dementsprechend begeistert von der Aussicht und der Nähe des Berges mit seinen Gletschern und Felsspitzen.
Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt, wieder abwärts vom Gebirgszug, glitten wir von nordischem Regenwald, der die Westseite der Berge dominiert, hinein in die spärlichen Wüstenebenen der Ostseite. Der Wechsel von Landschaften könnte nicht krasser und schneller sein. Alles regnet im Westen ab und auf der anderen Seite kommt kaum mehr was an. Der von Leben überschäumende Wald hört fast wie vom Messer abgeschnitten auf und geht sofort in eine Landschaft über, die von viel Sand und kleinen dornigen Büschen bestimmt ist. Man erinnert sich bitte an Filme wie "From Dusk till Down", in der schwitzende Gangster raubend durch die Wüste von Arizona ziehen.

Der erste Stop der Reise war der State Park Smith Rock, wo wir uns mit Jenny und Mike trafen, die später losgefahren sind als Becky und Ich.
Smith Rock ist ein Areal, wo ein Fluss in einem relativ tiefen Canyon mäandriert und von imposanten Felsen umsäumt ist. Hier wurde vor einigen Jahrzehnten das Sportklettern in Amerika etabliert. Mittlerweile gibt es 1500 Kletterrouten und ein paar schöne Wanderwege durch das Gebiet.
Wir ließen uns im etwas entfernten Campingplatz nieder und sahen zu, wie die Sonne alle Berge und Felsen in ein warmes Orange tauchte.
Nachdem wir die Lage ausgecheckt haben, ging es am nächsten Tag an die Wand und hier beginnt Beckys glorreiche Ära als Kletterer. Ganz sauber, nach Regelwerk, verrichtete ich die Einweisung und los gings. Die Kletterei an sich war ziemlich toll. Nur bei der Absicherung der Route musste ich ein wenig schmunzeln. Nicht weil sie besonders schlecht war, sondern weil ca. alle ein Meter ein Haken in den Fels gebohrt wurde. Die Sachsen würden sich an dieser Stelle über die Vergewaltigung des Steins maßlos aufregen. Nicht dass ich mit den Sachsen in Sachen Hakenabständen übereinstimmen würde (wenn sie denn mal überhaupt Haken verwenden) - hier eine Knotenschlinge gelegt und dort eine Prusik um eine Sanduhr gefädelt, auf einer 30 Meter Route. Das ist mir dann doch ein wenig zu hart. Da schlottern mir die Beine zu sehr und ich kann mich nicht richtig aufs Klettern konzentrieren. Aber was die Ammis hier mit ihrer Materialschlacht veranstaltet haben, das ist dann wieder das andere Extrem. Da bekommt man zwar keine Nähmaschine in den Beinen aber dafür berührt man auf dem Weg nach oben mit den Händen mehr Karabiner und Seil als Felsen. Soviele Exen besitze ich gar nicht (selbst nach den 7 Stück nachgekauften in Portland), wie da von mir verlangt wurde. Als ich jeden dritten Haken beim Vorstieg ausgelassen habe, fragte mich Becky und Mike dann, ob das nicht zu viel Sicherheitsrisiko wäre.
So unterschiedlich bewerten Kulturen Sicherheit: die absolut Sicherheitsfanatischen Ammis auf der einen und die total irren Sachsen auf der anderen Seite. Kann man sich da nicht irgendwo in der Mitte einigen, so wie im guten alten Thüüüüühühüringen?

Bei der Weiterreise machten wir Halt in Bend, einer echt interessanten Stadt, die sich im Nordwesten zu einem kleinen Magneten für alle durchgeknallten Extremsportler entwickelt hat. Bend liegt genau zwischen Wüste und Kiefernwäldern, durchströmt von wilden Flüssen und umzingelt von Bergen der Kaskaden, Vulkanen, Seen und Smith Rock vor der Haustür. Das wäre ein Platz zum Leben, da hätte ich alles, was das Abenteuerherz begehrt.

Südwestlich von Bend werden die Wälder wieder dichter und feuchter und die Bäume massiver. Auf einem unglaublich schönen Highway geht es ganz langsam ansteigend immer höher zu unserem nächsten Ziel: der Crater Lake Nationalpark. In Deutschland ist das nicht gerade einer der bekanntesten NP, doch Becky meinte, dass jeder der in den USA irgendwie an Outdooraktivitäten interessiert ist, von Crater Lake schwärmt.
Crater Lake, wie er heute aussieht, entstand laut Infotafel vor ca. 6.800 Jahren, als der Berg Mazama in einer gewaltigen Eruption explodierte und der komplette zentrale Teil des Vulkans absackte und eine riesige Mulde hinterließ, die sich in den folgenden Jahrhunderten mit Wasser füllte und heute mit ca. 600m den tiefsten See der USA bildet. Doch das Brodeln hörte nicht auf, denn ein weiterer Vulkankegel türmte sich durch austretende Lava vom Seegrund her immer höher auf, bis er über die Wasseroberfläche reichte und nun eine Insel, Wizzard Island, ist.
Nachdem die Straße fast schnurgerade für über 15km stetig ansteigend nach obene geht, durch immer krüppliger wachsende Kiefernwälder, hinein in die nicht abtauen wollenden Schneefelder vom letzten Winter, erreichen wir urplötzlich den Kraterrand und schauen in den auf über 2000m hoch gelegenen 10km im Durchmesser messenden See unter uns. Die Äuglein weiten sich, das Kinn klappt runter und der Mund macht:"Boahhhhhhhhhhhh". Bei allen, die am ersten Aussichtspunkt ankamen, war es das Gleiche - ein wirklich beeindruckend, durchdringender Anblick. Das Wasser war das blaueste, das ich jemals gesehen habe. Bei einem meiner Bilder zeigt sich das sehr deutlich: man fragt sich, ob es Himmel oder Wasser ist, das man da sieht. Ich vermute, dass es daran liegt, dass der See so hoch liegt, sowie so tief und kalt ist, sodass das Wasser im Prinzip absolut rein ist von Algen und anderem Zeugs.

Nach einer kleinen Spazierfahrt um den See liefen wir den Kraterrand zum See hinunter, um unsere schmutzigen Körper in das eiskalte Schmelzwasser zu tunken um uns vorzumachen, dass wir nun sauber seien. Der Effekt wurde allerdings auf dem Serpentinenweg nach oben wieder zunichte gemacht, da wir in Kapuzenpullis und langen Hosen eingehüllt so schnell laufen musste, um von den Mücken nicht aufgefressen zu werden. Die Höhe des Gebietes und der somit später einsetzende Sommer, hat eine verspätete Schlüpfzeit der Vampire zur Folge, sodass die Angriffe völlig unvorbereitet einschlugen.

Für unser Nachtquartier fanden wir den süßesten kleinen Fluss, der durch einen uralten Wald mit mächtigen Nadelbäumen mäandriert. Dort, unter zwei riesigen Tannen befanden sich perfekte Zeltplätze mit einer schon vorbereiteten Feuerstelle - als ob am Vortag erst der Indianerstamm weitergezogen ist, in neue Jagdgründe. Im allgemeinen ist diese Ecke von Oregon von einer ziemlichen Jungfräulichkeit und Wildheit geprägt. Wir kochten unsere Nudeln auf dem Feuer, tranken ein Bier und gingen dann ins Geschichten erzählen über. Inmitten der Märchenstunde hörte ich ein Knacksen, doch ignorierte es und lauschte weiter Mikes Erzählungen. Es knackste ein zweites Mal.
"Habt ihr das auch gehört?", fragte Jenny in die Runde. Natürlich haben es alle gehört, doch da realisierte ich erst, dass wir ja nicht mehr in der Stadt sind, wo Autos die größte Gefhar darstellen. Urplötzlich war uns bewusst, dass wir inmitten der unberührtesten Gegenden der Westküste campierten und noch dazu in den Bergen. Wir Menschen wurden still und Jennys Hund Loda fing hysterisch an rumzuheulen und zu jaulen. Mike und ich zückten unsere Stirnlampen und leuchteten auf die Wiese, die wischen uns und dem Fluss lag. Zwei Augen strahlten uns aus ca. 20m Entfernung an, zwei realtiv weit aus einander stehende Augen. Sie starrten uns ein paar Sekunden lang an und duckten dann langsam ab und drehtehn sich gleichzeitig zur Seite, bevor sie verschwanden. Mike fing als erste an zu brüllen wie ein Gorilla zur Brunftzeit. Fast gleichzeitig setzte Loda an wie eine Bestie zu kläffen und gleichzeitig zu jaulen und wie wild geworden an der Leine zu zerren. Ihre geflätschten Zähne machten die ganze Sitaution fast gruseliger als das Augenpaar. Stöcke flogen auf die Wiese, wüste, zittrige Kampfesschreie und Drohgebärden wallten durch das Tal. Hysterisches Gekreische der Frauen gemischt mit den tiefsten Basstönen die Mike und ich aus den hintersten Stimmbändern unserer Kehlköpfe hervor brachten - eine Kakophonie des Schreckens! Die klangliche Manifestation
des Schreckens aus unseren Köpfen: Bären, die uns in einer Welle purer Gewalt überrollen; Berglöwen, die uns stalken, sich anschleichen und mit einem einzigen gezielten Biss unerwartet von hinten das Genick brechen; oder vielleicht doch nur ein verwirrtes Reh?
Wir einigten uns bei der Sichtung auf einen Berglöwen. Die Vorstellung dieser leisesten, schnellsten und präzisesten Killermaschine verbreitete genau den richtigen Reiz, um den Abend für uns so spannend wie möglich zu gestalten. Mit Taschenmesser bewaffnet (wie albern, wenn man mal das Gebiss eines Berglöwen gesehen hat), flitzte ich zum Auto und stimmte ein kleines Hupkonzert ein, um die Bestie (Berglöwe, Bär oder Reh - aber wahrscheinlich Berglöwe!) so gut es geht zu verscheuchen. Zurück am Feuer machte ich mich sofort daran einen Speer zu schnitzen, worin ich ja mittlereweile einige Übung habe.
"Kannst du mir auch bitte einen machen?", frage mich Becky mit einer etwas weinerlichen Stimme. "Das hier wird deiner.", erwiderte ich. Nachdem die beiden Waffen fertig waren und die Stirnlampen noch ein paar Mal wie ein Leuchtturm durch die Gegend geschwenkt wurden, ging unsere Märchenstunde mit neuem, feurigen Gesprächsstoff weiter und wir hatten im Endeffekt eine angenehme und ruhsame Nacht, zumindest ich.

In Ashland angekommen, setzten Mike und ich die beiden Ladys am Hotel ab. Sie haben vor einigen Monaten bei einer Losung ein Wochenende in einem Spa, mit Sauna, Massage, Hotelaufenthalt und Restaurantbesuchen gewonnen. Mike und ich fuhren stattdessen zu Susan und Ferrons Grundstück, wo Shawn, der bei der Gipfelbesteigung von Mount Hood mit dabei war, den beiden Althippies den Sommer über bei ihrem Bussiness hilft. Sie betreiben ein Wildwasserrafting-Bussiness, wo man Boote ausleihen und geführte Flusstouren machen kann.

Ferron ist ein urkomischer Typ, ein Bisschen verrückt, aber total glücklich und liebevoll. Und Susan ist genauso, nur dass sie nicht verrückt ist. Die haben sich in den Achtzigern das Grundstück gekauft und dort ein Trailerhaus draufgestellt. Dann hat Ferron Stück für Stück ein Haus um den Trailer drum herum gebaut und dann den Trailer von innen auseinander genommen und das alles natürlich ohne Baugenehmigungen und Erlaubnis, wie sich das für einen rebelischen Hippie gehört. Dazu kamen ein wunderschöner Permakulturgarten und ein total abgefahrenes Teich-Altar-Müll-Kunstwerk dazu.
Shawn, Mike und ich schnappten uns ein Boot und begaben uns am späten Nachmittag auf den Fluss. Das war meine erste Wildwasserfahrt. Der zweite Tage war schon aufregender als der erste. Es gab ein paar class 1 Stromschnellen, bei denen Loda über board ging und ich beeindruckter von der Rumpelei war, als ich es mir vorgestellt hätte.

Nachdem die Frauen ihre Schönheitskur beendet haben, verabschiedeten wir Jenny, Mike und Loda. Die drei fuhren mit Shawn zurück nach Portland und Becky und ich zogen weiter Richtung San Francisco.

Unser Weg ins Geburtsreich der Hippiebewegung war so abwechslungsreich, wie er nur sein konnte. Vom heißen, trockenen Südoregon ging es über die Grenze nach Californien. Vorbei an Mount Shasta, einem fast allein thronendem 4317m hohem Vulkan und wieder rein in die Berge, auf einer mini Teerstraße, die sich nach 20km in ein Labyrinth von holprigen Kieswegen entweitete. Dann aus den Bergen wieder raus, in große halb wüstenartige Ebene mit Mandelplantagen, soweit das Auge reicht. Und wieder rein in die nächste Hügellandschaft, die diesmal aber aussah wie afrikanische Savanne mit gelbem Gras und licht stehenden, schnörkeligen Eichen.
Nach vielen Stunden durch immer wieder wechselndes Land, erreichten wir den Highway an der Küste und düsten durch, bis wir plötzlich auf der Golden Gate Bridge über den Kanal nach San Francisco reinfuhren.
San Fran hat es mir (vielleicht noch neben Victoria auf Vancouver Island) von amerikanischen Städten bis jetzt am meisten angetan. Es sieht aus wie eine richtige Stadt und nicht nur wie eine Aneinanderreihung von blechernen Industriebaracken und kastenartigen Gebäuden, in denen sich meist Einkaufszentren befinden. Die Architektur ist ziemlich europäisch und eher kompakt. Wenn man zur einen Seite der Stadt rausfährt, ist man auch schnell wirklich draußen und muss nicht noch erst stundenlang durch hässliche Suburbs durch. Witzig sind natürlich auch die steilen Straßen, die man aus den Filmen kennt. Und jetzt ist mir auch gleich eine Theorie eingefallen, wieso die Straßen trotz Steilheit einfach gerade nach oben gebaut und nicht in Serpentinen angelegt wurden. Vielleicht weil die besonders steilen Stadtstücke erst nach Aufkommen des Autos gebaut wurden. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, wie ein Pferdefuhrwerk da hochkommen soll. Doch für einen starken Ford-Motor stellt das natürlich kein Problem dar.
Nach ein paar Stunden Aufenthalt verließen wir San Fran auch schon wieder und reisten gen Osten.

Bei Einfahrt in den Yosemite Nationalpark konnte ich kaum still sitzen. Seitdem ich von meinem Paps ein Kletterbuch über Big Wall Climbing vor bestimmt über 12 Jahren bekommen habe, träumte ich immer mal wieder diese Landschaft zu sehen und an den Felsen zu klettern. Als wir im Besuchercenter ein paar Kletterrouten aus einem Buch abfotografiert haben, bis ich fast explodiert vor Aufgeregtheit.
Zunächst schauten wir uns eine Gruppe von Sequoia-Bäumen an. Sie sind für die Berge das Äquivalent der Redwoods an der Küste. Wirklich beeindruckende Lebewesen. Auf einer Tafel habe ich gelesen, dass die Stämme bis zu 5,5m dick werden können. Das ist doch unglaublich oder nicht?
Mit dem Auto fuhren wir weiter in das berühmte Tal, von wo aus man El Capitan und den Half Dome sieht - die absoluten Big Wall Kletter-Magneten der Erde. Ich war einfach nur sprachlos. So eine natürliche Schönheit! Durch das Tal fließt ein klarer Gebirgsfluss durch Wiesen und Wälder, während sich links und rechts die größten Granitformationen empor heben, die man sich vorstellen kann. Hier und da ergießt sich ein Wasserfall über die Kante, der so tief fällt, dass es so aussieht, als würde unten nichts mehr ankommen, als feuchter Nebel. Und zwischen all diesen tollen Dingen sprudelt das Leben: Millionen von Menschen, Bären (von denen wir aber keinen gesehen haben) und sogar ein paar Rehe, die so an die Menschen gewöhnt sind, dass sie gelangweilt aussehend zwischen den Autos umher laufen.
Vor der tausend Meter hohen Granitwand vom El Capitan blieben wir stehen und gesellten uns zu all den anderen Leuten, die da mit dem Finger in die Höhe zeigend alle auf das Monstrum Stein starrten. Anscheinend waren da Kletterer in der Wand, die man aber nur mit dem Fernglas sehen konnte. Und da wurde ich wehmütig und wir mussten weiterfahren.

Mit Sack und Pack ging es das kleine Stück hoch bis zum May Lake (Mai See), wo der kostenlose Campingplatz lag, für den wir einen Platz hatten. Der See selbst, auf 2825m gelegen, ist an eine Bergseite geschmiegt und von einem Primärwald gesäumt. Es gibt keinen wirklichen Boden. Alles was nicht Tal oder Mulde ist im Yosemite, besteht aus von Gletschereis glatt geschliffenen weißen Felsen. Aus jedem Loch und jeder Ritze dieser Felsen ragt dann aber doch oft ein stattlicher Baum mit teilweise meterlangem Umfang heraus. Über den Grund dieses Umstandes habe ich mich viel gewundert. Wieso gibt es vielerorts nichts außer Felsen mit herausragenden Bäumen? Findet die Besiedelung eines Lebensraumes nicht in der Reihenfolge von Flechte, Moos, Gras, Busch, Baum statt? Das Ganze Gebirge wirkt, als ob es vor 10 Jahren erst aus der Eiszeit erwacht wäre.
Den ersten Tag dort oben machten wir eine Wanderung auf den nahe gelegenen Mount Hoffmann. Mit 3305m Höhe ist er fast so hoch wie Mount Hood, nur dass hier auf Hoffmann noch Pflanzen gedeihen und man sich im T-Shirt in der Sonne aalen kann. Der Blick ist zwar nicht so weitläufig aber dennoch phänomenal. Es ist wohl der einzige Punkt des Parks, von wo aus man alles sehen kann: die Südseite mit Half Dome, die Nordseite mit einigen anderen Domen und einige Seen. Außerdem treiben furchtlose Murmeltiere dort ihr Unwesen, die nichts ahnenden Wanderern ihre Bananen klauen und sich dann, wenn diese verspeist ist, direkt vor einen hinsetzen und an den Fingern rumschnüffeln in der Erwartung nach mehr.

Den letzten Tag im Yosemite wollten Becky und ich klettern gehen. Die ersten zwei Stunden waren ein unglaublicher Fehlversuch. Zunächst hat es ewig gedauert erst einmal den Dom zu finden, an dem die Routen waren, die wir uns rausgesucht haben. Waren wir dann einmal dort, war es einfach nicht möglich die Routen zu finden. In dem Granit gibt es Milliarden von Quarzeinschlüssen, wodurch der Felsen überall blitzt und blinkt. Jedes Mal wenn ich meinte einen Haken und die dazu gehörige Route entdeckt zu haben, stellte es sich als Quarzverarschung heraus. Nach absoluter Frustration meinerseits fuhren wir zu einem anderen Dom und fanden auch die Route.
Becky war begeistert und ich auch! Es war sehr einfache Reibungskletterei und so hatte ich ihre Erlaubnis immer höher mit ihr zu steigen. Alles war wundervoll, bis ich dann inmitten der fünften Seillänge einfach keinen Haken und schon gar keinen Standplaztring fand. Ich suchte und suchte und entschied dann wieder zu Becky runter zu klettern und von dort abzuseilen. Das war natürlich schade, da wir kurz vor dem Ende waren. Aber es ging halt nicht. Bei der ersten Abseile kam dann das nächste Problem: das Seil war nur um ein paar Meter zu kurz. Nicht schon wieder wie in Meteora mit Jan, dachte ich mir. Ich will ja Becky nicht gleich wieder verschrecken, vor diesem wunderbaren Sport. Doch für alles ließ sich eine Lösung finden und so dauerte es zwar eine ganze Weile bis wir wieder unten waren und zwischendurch sogar einen Standplatz mit einem Britenpaar teilen mussten, doch dafür war alles sicher und ich verzichtete auf Experimente (um es mit meines Vaters Worten auszudrücken).

Östlich vom Yesemite liegt die High Dessert von Califonien und Nevada, die Wüstenlandschaft, die ich schon in der Mitte von Oregon ges ehen und beschrieben habe. Hinzu kamen diesmal nur die Salzseen. Seen, die im Winter Wasser führen und im Somme fast oder ganz ausgetrocknet sind und versalzen. Der Boden ist so locker und staubig, dass der Wind gigantische Wolken aus Staub und Sand aufbauscht und übers Land treibt (Mad Max lässt grüßen). Durch diese eintönige aber interessante Landschaft preschten wir in zwei Tagen zurück nach Portland. Unterwegs machten wir noch halt an einem Vulcanic National Monument, das ähnlich wie Crater Lake eine mit Wasser gefüllte Kaldera ist. Dieser Vulkan ist zwar lange nicht so spannend wie Crater Lake, hat dafür aber einen erstarrten Lavafluss mit Obsidianschichten. Obsidian ist im Prinzip natürliches Glas. An dieser Stelle ist das Silizium gemischt mit einem Anteil von Magnetit, sodass das Obsidian schwaz ist. Riesige, Tisch große Brocken von schwarzem Glas liegen aufgetürmt übereinander, aus denen die Indianer der Gegend früher ihre Rasierklingen scharfen Pfeilspitzen und Messer anfertigten.

Und so gingen zwei Wochen mit den unterschiedlichsten Landschaften, Eindrücken und Abenteuern zu Ende. Endlich konnte ich die Reise nachholen, die ich vor über anderthalb Jahren machen wollte.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Felix, liebe Becky
das sind wunderbare Bilder von unglaublich schönen Landschaften. Ihr habt einen tollen Trip gemacht und man könnte neidisch werden. Vielleicht sind wir doch mal im Urlaub in den Staaten, obwohl mich das bis jetzt gar nicht so recht gereizt hat.
Aber in drei Tagen geht es auch bei uns in die Alpen, aber halt alles ein bischen kleiner.
Herzliche Grüße aus dem schönen Thüringen
von Muudi