11.5.11

Utopia - Kanada

Zunächst möchte ich erstmal der Verwirrung vorbeugen. Die Insel, die ich besucht habe nenne ich Utopia. Ich nenne sie so, da ich eindeutige Anweisung erhalten habe keine Werbung zu machen. Bleibt fern von diesem Ort. Er ist böse, besiedelt mit griesgrämigen alten Hippies, die euch in Stücke schneiden wollen. Meine Eltern kennen den Namen und können ihn an interessierte Nahestehende weiterSAGEN (nicht als Kommentar schreiben!).

Außerdem habe ich diesen Text vor einigen Tagen schon vorgeschrieben und nun nur noch mal korrigiert. Er endet in einer realtiv verzweifelten Aufwallung und representiert nicht meinen jetzigen Gemütszustand, obwohl diese Aufwallung natürlich in jeder Minute meines Lebens im Untergrund schwelt und manchmal ausbricht. Auch drehen sich fast alle Gedanke und Gespräche in meinem Leben um die Themen, zu denen ich am Ende was sagen werde, nur ist die emotionale Färbung immer mal anders. Mal bin ich verzweifelt, mal radikal agressiv und wütend, mal akzeptierend und konstruktiv. Das kommt dann drauf an wie viel ich von diesen Sachen auf mich lade und in welcher Stimmung ich gerade bin.

Einige Äußerungen habe ich fast eins zu eins von diversen Quellen übernommen, weil sie mit Formulierungen genau den Nagel auf den Kopf treffen, wie ich selbst darüber denke.

Viel Spass beim Lesen.

Nachdem ich all meine Speisen im Supermarkt erworben habe (auf der Insel gibt es keinen), stellte ich mein Auto auf einem hoffentlich sicheren Platz ab und rannte zur Fähre runter. Hätte ich diese verpasst, dann wäre das kein Problem gewesen – drei Tage später hätte ich ja schon wieder die nächste nehmen können.
Bei “Fähre” denken jetzt aber wahrscheinlich die meisten an ein Schiff, wie z.B. eins, das von Rostock nach Malmö oder von Alexandrouplolis nach Samothraki fährt – eines, auf dem ein paar hundert oder tausend Leute Platz haben. Die Fähre nach Utopia ist aber eher ein umgerüstetes Boot, gebaut für einen Zweck und dann umgerüstet für einen völlig neuen – den Transport von einer handvoll Hippies von und nach Utopia einschliesslich Kistenweise Futter, Hühnerzeune und andere Utensilien, die die lasquetischen Rohstofflagerstätten nicht hergeben.
Ich habe vorher schon erfahren, dass die Utopians nicht besonders gastfreundlich aber auch nicht abweisend sind. Dieser Gedanke klebte mir ein Bisschen im Hirn fest und so habe ich mich nur auf die Kleinigkeiten bei den Leuten konzentriert, die als Abneigungsreaktion zu deuten prädestiniert gewesen wären. So habe ich mich ein wenig invasiv auf der Fähre gefühlt, irgendwie so, als müsse ich mich noch beweisen, als müsse ich zeigen, dass ich als Neuer keine Gefahr für die Inselharmonie darstelle. Jetzt, gerade wenn ich darüber schreibe, wird mir erst mal so richtig bewusst, wie ich in solchen Situationen immer in den gleichen Verhaltensmodus reinfalle: wie ein kleines ängstliches Reh versuche ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu ziehen und ganz genau zu beobachten was alle anderen machen, um dann abzuschätzen, was ich mir als fremder Eindringling so erlauben darf. Das ist die Taktik, die ich immer und immer wieder anwende, wenn ich reise und in Situationen und Orte komme, die ich nicht verstehe und abschätzen kann. Und ich denke das ist ganz gut so. Durch diese „halt die Klappe und beobachte“ - Strategie bringe ich mich am seltensten in Schwierigkeiten und lerne am Schnellsten die ersten Feinheiten, die sich eventuell als wichtig herausstellen, um mit den Menschen erste erfolgreiche Annäherungsversuche zu starten.

Jedenfalls habe ich mich still und leise auf eine der hölzernen Sitzbänke gesetzt und die vielleicht 30 Menschen, die auf dem Boot waren, beobachtet.
Aufgefallen ist mir sofort, dass sobald die Fähre abgelegt hat, die Hälfte aller Männer erst mal ein Bier rausgeholt haben und anfingen zu trinken. Es hat aber nicht abstoßend gewirkt (wie Alkoholiker) sondern eher wie eine Tradition, so nach dem Motto:“Ahhh, endlich wieder raus aus der nervigen Zivilisation und rein in unser Territorium, wo wir sagen was abgeht und nicht die Bullen oder sonst wer.“ Und das wurde halt mit einem Bier kund getan. Das war jedenfalls mein Eindruck. Ich dachte mir nur sofort:“Was, wieso trinken denn alle? Alkohol ist doch in der Öffentlichkeit verboten. Wieso sagt denn die Schiffscrew nicht was dagegen?“ Wie gesagt, nicht dass es mich gestört hätte, aber es fällt halt einfach auf wenn kollektiv auf einmal eine größere Gruppe von Erwachsenen (die nicht kriminell wirken) anfängt das Gesetz zu brechen. Später habe ich mir dann sagen lassen, dass die Utopians eben wirklich die Fähre mit zu ihrem Territorium zählen und dies eben impliziert, dass ab dieser Grenze Utopiagesetze herrschen.

Ohhh, jetzt habe ich ja aber noch gar nicht erzählt, wie ich überhaupt zu Utopia kam.
Als ich noch in Comox/Courtenay war, bekam ich eines Tages eine eMail von der Couchsurfing-Website von einem anderen Deutschen Namens Birch-Bark-Bobananda (Birkenrinden-Bobananda). Es gibt bei Couchsurfing eine Funktion, dass man schauen kann, welche andere Reisenden gerade in der Gegend sind und über diese Funktion hat Robert (BBB) mein kleines Bild entdeckt, wo ich mit der SS-Recycle den Yukon runter fahre (also Couch surfe, hihihi). Da dachte er sich:“Cooool, der sieht nach nem lässigen Typen aus, dem sage ich, dass er mal nach Utopia kommen soll.“
Robert ist auch ein Langzeitreisender, der ebenfalls ziemlich irre Sachen gemacht hat, wie z.B. sich ein Kanu aus Birkenrinden bauen (nach alter Indianertradition) und damit den Yukon runter fahren. Er lebte die letzten 10 Jahre oder so auf Utopia mit ein paar Päuschen dazwischen. Zur Zeit wohnt er halt in einem Haus von Freunden und sein Schulbus, den er sich für lächerliche 850$ bei einer Auktion gekauft und zum Haus ausgebaut hat, hält er für Couchsurfer bereit (ich in dem Falle), die dann dort drin wohnen können.
Er sagte mir, dass Utopia wie ein gallisches Dorf ist, ohne Elektrizität (außer man hat seine Solarzellen), ohne Abwassersystem, keine geteerten Straßen, keine Autofähre zur Insel und nur ca. 300-400 Bewohnern (niemand weiß es so wirklich genau), von denen viele wie Hippies aus dem Bilderbuch in ihrer kleinen Hütte im Wald leben, sich ihr Gemüse anbauen, die Scheiße kompostieren (dann auf den Garten zurück werfen und am Ende wieder essen – in Form von neuen Pflanzen) und sich mit Solarzellen oder Wasserrädern ihr Kilowatt am Tag reinholen, mit dem sie sich am Abend mit der Leselampe hinsetzen können und Hippiebücher lesen. Klang also nach genau meinem Ding – und nun bin ich eben hier.

Auf einer offiziellen Website habe ich gelesen, dass Utopia die gebildetste Community (auf deutsch heisst das glaube ich Landkreis) von ganz BC ist. Hier “wimmelt” es nur so von Akademikern, Ingenieuren, Künstlern, Programmierern usw. Tja, die richtig intelligenten Leute wissen halt wie man leben sollte. :)
Viele Ammis, die bei einem der größten Terrorismus-Attentate des letzten Jahrhunderts (Vietnamkrieg) nicht mitmachen wollten, sind geflohen und auf Utopia gelandet. Dazugekommen sind dann noch einige Deutsche, Schweizer, Polen, und was weiß ich was. Eine ganz bunt gemixte Truppe, von denen die wenigsten wirkliche Lokals sind. Obwohl man sagen muss, dass die wirklichen Lokals schon lange weg sind. Die wurden ja ausgerottet von den Bleichgesichtern.

Drüben angekommen lief ich am einzigen Hotel der Insel vorbei, dann an drei oder vier weiteren Häusern und das war´s auch schon von Downtown. Es gibt halt nicht wirklich ein Dorf auf der Insel. Alle paar hundert Meter oder Kilometer steht vereinzelt ein Haus im Wald oder Strand. Es gibt eine „Hauptstraße“ (würde man in Deutschland eine Schotterpiste nennen), von der dann links und rechts die Zugangswege zu den einzelnen Grundstücken führen. Wenn es keine Autofähre gibt, dann mag sich vielleicht einer fragen, wie dann die wenigen Autos der Insulaner auf die Insel gekommen sind. Es gibt einen Typen, der eine alte rostige Schunke hat, mit der er für ein paar hundert Dollar Autos rüber holt. Es hat nicht jeder ein Auto und so funktioniert trampen natürlich eins A. Das erste Auto hat angehalten und mich bis zu Robert mitgenommen.

Das Grundstück ist klasse. Mitten im Wald (aber nur 200m vom Meer weg) steht ein Blockhaus, ein Holzhaus und Roberts Bus auf einer großen Lichtung mit kleinem verwildertem Garten, Werkstatt und Kannibalenbad, wo Robert gerade drin verschwunden ist, als ich ankam. Das Kannibalenbad ist einfach nur eine Badewanne vom Schrottplatz, unter der ein Feuer gemacht wird und man dann nach einer halben Stunde ein schönes heißes Bad hat.

Am nächsten Tag sind wir mit einer Freundin von BBB quer über die Insel gefahren, um von einem Strand Treibholz für eine Hütte zu suchen. An den Stränden in Kanada liegen Stapelweise riesige Baumstämme rum. Die kapitalistische Maschinerie macht die Wälder komplett platt – bähm, clearcut - und lagert sie zum Abtransport im Wasser. Man sieht in vielen Forststädtchen riesige Teppiche aus Baumstämmen in Buchten, die alle von einer Kette aus Baumstämmen an Ort und Stelle gehalten werden. Wenn dann aber mal bei einem Sturm so eine Kette zerreißt, dann treiben eben einige Stämme einfach davon und landen später in all den tausenden Buchten von Nordamerika.
Jede Bucht hier an der Westküste ist wie ein gigantischer Holzmarkt, wo man sich einfach nehmen kann, was man braucht. Das ist natürlich wieder illegal, weil nach Gesetz die Bäume immer noch den Forstbetrieben gehören, aber das interessiert natürlich niemanden, besonders weil es nie jemand rausfindet. Da liegen dann halt wirklich teilweise hunderte Jahre alte einen Meter dicke Gelbzedern im Wert von tausenden Dollar am Strand rum. Wir haben uns zurecht gesägt was wir brauchten und auf den Truck geladen, sind wieder zu BBB gefahren und haben noch weiteres Holz dazu gehievt. Beim letzten Stamm den ich auf die Ladefläche geschoben habe ist es dann passiert.
Da bin ich aus Versehen mit dem Ende des Stammes an das Heckfenster angestubbst und dann knisterte es und die Scheibe hatte mehrere tausend Risse und fiel in sich zusammen. Ich habe genau die Kante vom Fenster erwischt, da wo die Einfassung ist und wo das Glas am sensibelsten reagiert. Das dumme war, dass Karla den Truck nur für diesen Tag von ihrem Dad ausgeliehen hat. Und ich habe seinen Wert nun deutlich dezimiert. Doch mit einem alten Duschvorhang und Panzertape wurde die ganze Geschichte auf Utopiastyle im Nu wieder in Ordnung gebracht und ich helfe in ein paar Tagen eine „neue“ Scheibe vom Schrottplatz mit ein zu setzen.
Überhaupt, der Schrottplatz und der Freestore sind die einzigen „Shoppingmöglichkeiten“ auf Utopia. Leider kann man dabei kein Geld ausgeben weil alles kostenlos ist – verdammt!

Als wir an dem Tag das Holz geholt haben, sind wir auf dem Rückweg noch bei Freunden vorbei gefahren und haben Hallo gesagt. Brigitte, eine Österreicherin und Joseph leben in einer Traumbucht. Als ich dieses Grundstück gesehen habe, kam mir ernsthaft die Tränen. Die haben sich dort ein Leben aufgebaut, genauso wie ich es mir vorstelle. Ein kleiner See in einem flachen Tal, direkt dahinter ein großer Garten mit allem möglichen an Gemüse und Obst, dann eine große Obstwiese mit Schafen und Hühnern drauf, dann ihr wunderschönes Haus, umwuchert von Garten und Bäumen, dann wieder eine kleine Wiese und dann der Strand und Blick auf Vancouver Island. Einen perfekteren, fruchtbareren Ort zum Leben kann ich mir gar nicht vorstellen.

Ich setzte mich auf die Wiese, die Sonne hat geschienen, alles war in Blüte, die Tiere sind glücklich um mich rum gehüpft und dann dieser Blick am Haus vorbei in die Ferne auf den Ozean nach Vancouver Island am Horizont. Es bildete sich ein Kloß in meinem Hals und ich musste mir wahrhaftig die Tränen unterdrücken. Zum einen wegen dieser perfekten Schönheit des Ortes und zum anderen wegen der mich plötzlich überrollenden Traurigkeit, die der Realisierung entspross, dass es sehr schwierig und langwierig sein würde, dass ich selbst irgendwann an so einem Platz leben könnte. Es sind einfach zu starke Mächte in der Welt am werkeln, die mich nicht dort als Sebsversorger sehen wollen, sondern in einer abgefuckten Stadt in einem Plattenbau, in dem ich in der Nacht schlafen kann und am Tag mich für eine psychopathische Weltwirtschaft abrackern soll, die mir dies als den Weg zum Glück vorgaukelt. Das schwierige an solchen Realisierungen ist, dass ich weiß oder zumindest zu wissen glaube. Wenn man erst mal weiß, kann man nicht mehr zurück gehen. Man kann die Bewusstseinleiter nicht wieder runter steigen. Man kann nur verweilen oder sie immer weiter hinauf steigen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das eigene Leben akzeptieren. Natürlich kann man sich selbst belügen und umdrehen aber die Frage ist, ob man dann noch das Ziel erreichen kann. In Selbstbetrug findet man wahrscheinlich kein Glück. Ich denke jedenfalls nicht, dass ich so einfach ohne weiteres umdrehen kann, die letzten drei Jahre zurück spulen kann, alles vergessen was ich gesehen und erlebt habe und dann dort weiter machen, wo die meisten nach dem Zivi weiter machen – studieren, arbeiten, mehr Kinder machen, den Wagen weiter in die Scheiße reiten. Irgendwann muss doch irgendwer mal irgendwas unternehmen.

Nun ja, jetzt bin ich wenig abgeschweift. Ich war so ergriffen von Brigittes und Josephs kleiner Farm, dass ich einfach gefragt habe, ob sie nicht ein wenig Hilfe brauchen. Mein Angebot wurde dankend angenommen und wir verabredeten uns für den folgenden Sonntag in der Community Hall.

Eines anderen Tages wurden wir zu einem Potluck eingeladen. Ich weiß grad nicht mehr, wie man das auf Deutsch nennt. Das ist eine Party, wo alle etwas anderes zu Essen mitbringen und dann gibt’s ein großes Überraschungsbuffet.
Auf dem Weg dort hin, wir waren eine coole kleine Fahrradgang, kamen wir an eine Unfallszene. Cody, einer der wenigen Insel-Teens und seine Freunde, haben mit dem Auto ein Mutterschaf angefahren, welches schon halb im Delirium am Straßenrand lag. Es konnte nicht mehr aufstehen, hatte wahrscheinlich eine gebrochene Hüfte und innere Blutungen. Cody kam gerade von seinem Haus zurück als das Drama erreichten. Er hat in der Eile nur ein großes Küchenmesser gefunden und war selbst etwas unter Schock und fragte ob das jemand schon mal gemacht hätte. Man konnte richtig die Angst, die aus seiner Verantwortung entsprang, spüren.
Ich hatte das ja schon hinter mir. Der Spirit der Samothraki-Ziege wird bis an mein Lebensende über mir schweben und auf mich warten. Glücklicherweise hatte David der Schweizer es auch schon hinter sich. Er war in seiner Jugend ein Alpen-Kuhtreiber und hat schon ein paar Schafe gemeuchelt. Er hat sich gewunden, da er das Töten eigentlich verabscheut, aber die Situation erforderte es nun einmal.

Nachdem der Hals durchgeschnitten war, war ich erstaunt, wie lange es dauerte, bis das Schaf wirklich tot war. Nach fünf Minuten tat es die letzte Zuckung. Wir haben ja damals gleich den ganzen Kopf abgeschnitten und unsere Ziege hat nach 20 Sekunden nichts mehr gespürt. Aber dieses Schaf hatte wirklich einen intensiven Tot. Es gab zwar keinen Ton von sich, doch war das Erlebnis nicht minder beeindruckend. Besonders fasziniert hat mich der Blick ihrer Augen während des Sterbens. Zuerst schloss es die Augen immer weiter, doch ganz langsam, bis es sie fast geschlossen und manchmal hochgerollt hat wahrscheinlich aufgrund von Bewusstseinsverlust. Doch plötzlich gingen die Lieder wieder auf, es tat ein paar letzte Zuckungen und genau dieser Blick hat mich so fasziniert. Es war, als könnte man förmlich sehen, wie die Seele den Körper verließ. Als ob das Schaf ein letztes extravagantes Erlebnis erfuhr – der Tunnel mit dem Licht am Ende oder so.

Wir haben es an einem Baum zum weiteren Ausbluten aufgehangen, sind zum Potluck weiter gefahren und haben uns danach dann bei David zu Hause ans Häuten und Ausnehmen gemacht. Das war sehr ähnlich wie bei der Ziege, nur das einige Organe ziemlich zerfetzt waren und ich von dem Gestank fast gebrochen habe. Doch am Ende haben wir es alle gut überstanden und das Fleisch war nun auch ganz lecker.

Die Woche bei Brigitte und Joseph war phänomenal. Ich hatte mein eigenes Haus mit direktem Blick aufs Meer. Um genau zu sein stand mein Haus auf dem Strand. Das gibt hin und wieder mal Probleme, wenn bei einem besonders bösen Sturm und Hochwasser der Fußboden geflutet wird. Dafür tritt man aber vor die Tür und steht sofort im Sand.
Die meiste Zeit habe ich mich damit beschäftigt Zäune um Obstbäume zu ziehen. Die viel zu schlauen Schafe schaffen es immer wieder an die Rinde heran zu kommen und die Ziegen scharren den Mulch vom Boden weg, der die Feuchtigkeit in der Erde hält und unerwünschte Pflanzen vom Sprießen hindert. Joseph hat in den letzten drei Jahren alle möglichen Systeme ausprobiert und nun die perfekte Variante gefunden. Zur Abwechslung „durfte“ ich auch mal „Unkraut“ jäten und habe währenddessen alle meine Fragen zu Pflanzen und Gärten beantwortet bekommen. Zusammen jäten ist zehn mal besser als alleine. Zusammen arbeiten und leben ist zehn mal besser als alleine. Community ist zehn mal besser als Individualismus. Zumindest für mich.

Im Gegenzug für meine verrichtete Arbeit wurde ich mit Unterkunft und Nahrung versorgt. Jeden Abend saßen wir bis spät in den Abend hinein und haben ein gemeinsames Abendessen und sehr interessante Gespräche genossen.
Die beiden sind zwei hoch gebildete Menschen und haben mir einen kraftvollen Boost in Sachen Wirtschaftszusammenhänge, Nachhaltigkeit, Leben auf dem Land usw. gegeben. Sie haben für viele Jahre in einer Art Hippiekommune gelebt. Das war natürlich perfekt für mich. Das erste Mal konnte ich mit unmittelbaren Erfahrenen reden. Es ist ganz gesund mal ohne utopische Vorstellungen in diese Thematik einzudringen und die Expertise von Leuten zu bekommen, die solch ein Experiment schon mitgemacht haben. Das ist das Gute: So viele Hippies haben schon vor mir großartige Projekte ausprobiert. Viele sind gescheitert, doch einige haben sich als wahrhaftige Alternative zur Mainstream-Gesellschaft heraus kristallisiert. Man weiß nun langsam was wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt ist und was das Potential hat zu bestehen. Dieses unschätzbare Wissen steht nun meiner Generation zur Verfügung, damit schon gemachte Fehler vermieden werden können und ein wirkliches Wachstum daraus resultieren kann. Ein Wachstum in der menschlichen Kultur und Spiritualität und nicht im materiellen Sinne.

Ich war relativ erleichtert, als ich feststellte, dass viele Vorstellungen zu Landleben, Nachhaltigkeit und sozialen Projekten doch nicht ganz so naiv zu sein scheinen, wie ich befürchtete. Natürlich sind selbst diese Vorstellungen immer noch ein Stück weit weg von der Realität, doch dieses Problem lässt sich immer nur durch wirkliche Praxis beseitigen. Und nach und nach setzt sich selbst bei mir mein Weltbild mehr aus Praxis beeinflussten Aspekten und nicht mehr nur aus rein erdachten Konzepten zusammen.

Jedenfalls war ich doch sehr beeindruckt, wie selbstversorgend und relativ unabhängig Brigitte und Joseph und viele andere hier auf der Insel ihr Leben bestreiten. Man muss sich nur mal an den Hafen stellen und schauen, was mit jeder Bootsladung so auf der Insel landet. Im Vergleich zu dem was jeden Tag in eine Stadt gekarrt wird, ist das Nichts. Eine Stadt ist bei weitem die abhängigste und unnachhaltigste menschliche Lebensgemeinschaft. Utopia ist, die von mir bisher erfahrene, unabhängigste. Doch selbst hier müssen noch deutliche Mengen an Rohstoffen oder Fertigprodukten hergeschifft werden. Nur wenn mal ein Handelsstrom abreißt, dann denke ich, dass auf Utopia mehr oder weniger alles weiter läuft. Im Gegensatz dazu wird in Berlin die Hölle sein!!!

Manch einer fragt sich vielleicht, warum ich andauernd und immer mal wieder mit diesem „Ökomist“ anfange. Ich fange immer mal wieder mit diesem „Ökomist“ an, weil es mich manchmal innerlich zerreißt. Es war nie anders in meinem Leben, nur gewinne ich mehr und mehr an Wissen dazu, das mir die Tränen in die Augen treibt. Dass etwas mit unserer Welt nicht stimmt wusste ich schon immer, als Kind und jetzt immer noch. Nur häufen sich nun immer weiter Erkenntnisse zu Zusammenhängen an. Der größte Konflikt meines Lebens ist, dass ich einen Weg für mich finden muss, dass ich mein Leben im Einklang mit der Natur leben kann, dass ich nicht bei der Mainstream-Gesellschaft mitmachen muss, da diese einfach gegen mein Gewissen und meine angeborene Weisheit bezüglich meines Lebensraumes handelt. Mit dieser angeborenen Weisheit meine ich beispielsweise folgende Situation: Niemand wird bei dem Anblick eines abgeholzten Waldes sagen:“Ohhh, was für ein wunderschöner Kahlschlag.“ Ganz instinktiv wird jeder, ob alt oder jung, eine Abneigung zu solch einem Bild empfinden. Wir alle wissen also was wir nicht tun sollten, doch tun es trotzdem. Das sind zwei Kräfte die gegeneinander kämpfen: die Macht des Gewissens und das, was man am Ende tut (was meistens gegen das Gewissen ist, ob nun bewusst oder unbewusst).
Der Mensch sägt am Ast rum, auf dem er sitzt und weiß es sogar. Doch er sägt immer schneller und schneller. Das ganze mag gut gehen, für vielleicht 1000 oder 2000 Jahre wie bei den Sumerern oder aber vielleicht nur für 300 Jahre. In unserer Zivilisation tendiere ich eher zu 300 Jahren. Um ganz genau zu sein denke ich, dass wir jetzt genau, in den nächsten Jahrzehnten einen Schwellenpunkt erreicht haben werden, wo alles dann ganz schnell wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Die Verlinkung aller Systeme in unserer Zivilisation sind einfach so gefährlich, dass wenn ein wichtiger Knotenpunkt wegfällt, das ganze System mehr oder weniger zusammenfällt. Ich denke das die größte Rolle dabei das Öl spielen wird.
Was wird wohl passieren, wenn der Benzinpreis auf 5 oder gar 10 Euro pro Liter steigt? Wer transportiert dann die Lebensmittel in die Supermärkte? Wo kommt das Essen von vornherein her, wenn es kaum mehr Öl gibt? Zumindest in der Agrarwirtschaft in Nordamerika wird Öl fast direkt in Essen umgewandelt. Mit dem Haber-Bosch-Verfahren wird aus Öl Nitratdünger hergestellt, ohne den auf einem industriellen Feld fast Nichts mehr läuft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Deutschland viel anders ist. Für jedes neue Auto das auf die Straße rollt wurden hunderte Fässer Öl für die Produktion verballert. Jeder kleinste Artikel wurde mit Öl hergestellt. Wie soll das denn kompensiert werden, wenn es erst mal alle ist? Mit Solarzellen? Mit Windrädern? Ganz bestimmt nicht. Die Energiebilanz von alternativen Energien ist einfach zu schlecht. Man kann nicht mit Solarzellen Strom produzieren, mit dem man dann alle möglichen Maschinen betreibt (die man erst noch umrüsten müsste), welche Erze und alle möglichen anderen Rohstoffe abbauen, um daraus wieder neue Solarzellen herzustellen und am Ende so viel Strom über bleibt, der dann für alle anderen Industrien und Privathaushalte genutzt werden kann. Ich weiß es natürlich nicht – ich habe keine Rechnungen dazu selbst angestellt oder Experimente durchgeführt. Aber ich habe Bücher und andere Quellen gelesen, die dies anscheinend getan haben und denen ich einfach vertrauen muss. So läufts halt mit „Wissen“ - das meiste ist nur abgekupfert.

Wenn solche Gedankengänge dann im Auge habe, dann frage ich mich, was es eigentlich bringt überhaupt irgendwas zu studieren? Da lerne ich nicht wie ich mir mein Essen auf nachhaltige Weise anbauen kann oder wie ich mir ein Haus zusammen basteln kann. Ein Beruf wäre da eigentlich schon viel sinnvoller. Doch selbst dann könnte ich mein halbes Leben lang mit Berufe lernen vertreiben. Drei Jahre Schreiner, drei Jahre Tischler, drei Jahre Agrarwirt, drei Jahre Häuslebauer usw. Ich will mich ja nicht spezialisieren. Ich bin nicht daran interessiert zu wissen, wie ich eine Autobahnbrücke baue. Ich will in allen Bereichen genug Expertise haben, um mein Leben leben zu können und zwar auf nachhaltige Weise. Ich will nicht Fünf Tage die Woche in ein Büro latschen, wo ich einen Job mache, der Nichts produziert, den es nur gibt, weil es zu viele Menschen gibt, die beschäftigt werden müssen, für den ich dann jeden Monat mein Geld bekomme (was ja eigentlich nur Papier ist und überhaupt keinen Wert hat, da ich es nicht Essen oder anbauen oder anziehen kann) und mir von diesem Geld in einem Laden mein Essen, meine Kleidung und alles andere kaufe. Das was ich dann tun würde, hätte rein gar nichts mit meinem Leben zu tun. Meine Beschäftigung wäre völlig abgekoppelt von meinen Bedürfnissen. Ich hätte keine Beziehung zu meinem Essen, meinem Haus und vielen anderen Dingen.

Spezialisierung birgt eine riesige Gefahr. Wenn nicht alle reibungslos funktionieren, dann gibt’s Probleme und zwar bis in die entferntesten Winkel des Systems.

Ein Crash ist aus meiner Sicht unvermeidlich. Mit unseren fast sieben Milliarden Menschen auf der Erde habe wir ihre Kapazitäten wahrscheinlich schon weit überschritten. Die meisten Quellen reden von einer bis zwei Millarden Menschen als Maximum für Nachhaltigkeit auf der Erde. Alles was drüber ist, mag für eine Weile gut gehen (wie bei uns mit Hilfe von Öl), doch irgendwann folgt nach jeden steilen Aufstieg immer ein steiler Abstieg. So ist nun mal die Populationsdynamik und jede Spezies unterliegt ihr – auch der Mensch. Nur bezweifle ich, dass die meisten in der dritten Welt sterben, wie es bisher der Fall war. Ich denke, dass ab einem Punkt überall die Leute wegsterben, egal ob Europa, Amerika oder Afrika. Bisher hat sich der Westen ganz gut damit geschlagen alles Negative in die dritte Welt zu exportieren (Arbeiterausbeutung, Kinderarbeit, Umweltprobleme, usw.) und nur den Glitter heim zu fahren. Doch das funktioniert nicht bis in alle Ewigkeit so. Alle Imperien sind zusammen gebrochen und das westliche Imperium wird auch zusammenbrechen. Vielleicht dauerts länger aber es wird sicher irgendwann passieren. Wenn das passiert, will ich nicht angearscht sein. Es geht auch nicht nur darum. Selbst wenn alles noch mehr oder weniger weitere 500 Jahre beim Alten bleibt – das ist kein Grund nicht sofort anzufangen das richtige zu tun.

Doch was ist nun das richtige? Für mich ist ein guter Anhaltspunkt ein paar Generationen in die Zukunft zu blicken. Wenn die kommenden zehn Generationen genauso leben wie ich, hat dann jeder die gleiche Chance, die gleiche Ausgangssituation, die gleichen Ressource? Auf was werden meine Ur-Urenkel stolz auf mich sein? Wahrscheinlich nicht ob ich ein Auto gefahren habe, dass nur 3 Liter verbraucht hat oder ob ich meine Tetrapacks brav recycled habe oder ob ich immer das Licht ausgemacht habe, wenn ich das Zimmer vieließ. Die werden einen Dreck darauf geben. Wahrscheinlich werden sie eher auf Dinge stolz sein wie: habe ich der Bushbande einen Kopfschuss verpasst? Habe ich Monsanto in die Luft gesprengt? Habe ich Staudämme und Atomkraftwerke nieder gerissen? Oder einfach nur – habe ich ein friedliches Leben gelebt, das kreisförmig und nicht linear ist, also nachhaltig, und das Wissen um diese Lebensweise weiter gegeben und verbreitet? Ich weiß es nicht, habe aber so meine Gedanken dazu. Wenn ich all die Generationen vor mir in Deutschland schaue, dann bin ich ja auch alles andere als stolz. Und damit meine ich nicht nur Hitler und Konsorten. In gewisser Weise verdamme ich euch – all ihr meine Vorväter-und Mütter, dass ihr es zugelassen habt (oder selbst daran teilgenommen habt) den Wald in Deutschland abzuholzen und Plantagen an seine Stelle zu setzen. Ich verdamme euch, dass es keine Bären mehr gibt, keine Wölfe, keine wilden Pferde, keine Mammuts usw. Ich verdamme euch, dass ihr nicht gegen die industrielle Tötungsmaschine angekämpft habt, die wir heute ganz banal Wirtschaft nennen. Ihr seid der Grund, dass ich illegal auf diesem Planeten bin, wenn ich kein Geld habe. Nur mit Geld kann ich mir ein Stück Land kaufen oder eine Wohnung mieten. Wenn ich das nicht will, wenn ich eine Alternative will, wenn ich wild campen will, dann bin ich illegal. Jeder Vogel ist freier. Er landet und schläft wo er will und muss dafür nichts bezahlen. Ihr meine Vorväter seid daran Schuld, dass ich heute mitmachen oder (wahrscheinlich) untergehen muss. Und ich werde Schuld daran sein, wenn meine Nachfahren in der gleichen Zwickmühle enden.

Die simpleste aber auch schwierigste Lösung wäre das Motto: „Willst du grün und ökologisch sein? Hör einfach auf zu leben. Werde Kompost und Humus. Es ist so leicht!“. Eigentlich ist es genau das was wir brauchen – eine hardcore Reduzierung der Weltbevölkerung. Umso weniger verstehe ich da die Bemühungen der deutschen Politik, die sagt: „Ahhh, unsere Bevölkerung schrumpft. Unser Rentensystem bricht zusammen. Macht mehr Kinder, macht mehr Kinder!“ Sagt mal, wie hirnverbrannt ist denn so ein Aufruf? Wir alle wissen, dass die meisten Probleme auf eine Überbevölkerung zurück zu führen sind und in der Situation wo die Scheiße am stärksten am Dampfen ist, wird noch mal richtig Feuer gemacht. Das zeigt nur wieder mal wie herausgerissen wir aus nachhaltiger Denkweise sind. So ein Aufruf wird nur gemacht, damit es alle im Hier und Jetzt gemütlich haben, doch dass dies die Probleme am Ende nur verschärft will niemand sehen. Ein Bevölkerungsschrumpfen müsste eigentlich jeder bejubeln. Doch dann müsste ja jeder ein paar Abstriche machen, das Rentensystem würde ja zusammenbrechen. „Nö. Ich will keine Abstriche machen. Die zukünftigen Generation können Abstriche machen. Wenn dann alles noch mehr im Arsch ist, interessiert mich das nicht. Ich bin ja dann tot.“ Das Rentensystem ist auf der Annahme von unbegrenztem Wachstum aufgebaut, immer mehr Kinder kommen nach, die den Alten ne fette Party am Ende spendieren können. Aber unbegrenztes Wachstum geht nicht auf einer begrenzten Erde und wo wir mit der Mentalität hinkommen, sehen wir ja jetzt. Um genau zu sein sollte es gar keinen Wachstum geben. Jede Politik sollte darauf abzielen Wirtschaftswachstum zu verhindern. Wozu überhaupt Wachstum? Was bringt denn dieser ganze Wachstumswahn? Das habe ich sowieso noch nie verstanden. Ich bin der Überzeugung da gibt’s aber auch nichts zu verstehen. Vielleicht bin ich da ein Bisschen dämlich. Bringt es Glück und Zufriedenheit im Leben? Ich denke nicht. Etwas zu produzieren kann eine Bedingung darstellen auf der materielle Zufriedenheit basiert. Doch immer weiter zu expandieren und mehr und mehr zu produzieren – das ist nicht der Sinn der Sache.

Nun ja, jetzt habe ich mich mal wieder so richtig ausgelassen, bin ein wenig deprimiert, dass ich auch Teil des ganzen Unheils bin und lebe erst mal einfach weiter (suche nach Möglichkeiten aus dem Scheiße-Bussiness auszusteigen). Doch ich bin zuversichtlich, dass ich irgendwann mal an dem Punkt bin, wo ich sein will und mit einem zufriedenen Lächeln den Löffel abgeben kann und den Menschen die nach mir kommen etwas Wertvolles zu vermachen habe – auch wenn es nur ein Häufchen Humus ist. :)

Ich denke, dass ich an dem Punkt bin, wo ich einfach mal in die Runde fragen will (wenn es denn überhaupt noch eine Runde auf diesem Blog gibt), ob da jemand auch so denkt wie ich und vielleicht ähnliche Pläne hat???
Pläne – habe ich überhaupt schon über Pläne geredet? Also mein Sommer ist vollgestopft mit vielen bunten Sachen und dann fliege ich am 23. September zurück nach Deutschland (Düsseldorf) und wollte mich dann mal nach Grundstückssituation in Germanien umsehen – nur mal so aus Interesse. Hihi.

Hätte jemand Lust mich da zu begleiten oder Ideen zu verteilen oder mal an einem Wochenende bei einem See zu campen und über all die Dinge zu sprechen ???

Hier noch ein paar interessante Links:

http://www.news.at/articles/1001/30/259304/glueck-wachstum-ideen-gestaltung-wirtschaft

http://www.novamov.com/video/a9b7dwmx76mw6

http://topdocumentaryfilms.com/end-civ-resist-or-die/

11 Kommentare:

johannes hat gesagt…

hey,

auch ich habe mir viele gedanken gemacht, seitdem ich den genuss von zeit erlebe. ich bin allerdings viel stärker noch in der deutschen lebenswelt involviert - und das auch bewusst - , und ziehe meine konsequenzen eher im kleinen. kann aber dein unbehagen, je mehr ich von der welt sehe, nachvollziehen.

hier habe ich ein paar meiner gedanken formuliert.

http://reisedepesche.de/2011/04/alles-was-du-hast/
http://reisedepesche.de/2011/03/alter-die-vorsorge/
http://reisedepesche.de/2011/02/die-angst-allein-zuruckzubleiben/

liebe grüße aus borneo,
johannes

Anonym hat gesagt…

Lieber Herr Felix, Sie sind ja schon weit rumgekommen in der Welt und auch gedanklich.
Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen von Daddel und Schnapski, zwei beste Freunde:
...Denken und Wissen waren nicht Schnapskis starke Seite. Seine starken Seiten waren die Kraft der Muskeln. Bei Daddel war es umgekehrt. Denken und Wissen waren seine starke Seite. Muskelmäßig war er eine Null.
In der Geschichte gibt es einen himbeerroten Zirkuswagen und ein abgehalftertes Zirkuspferd. In dem kunterbuntroten Holzwagen schlafen zwei alte Männer, die Eigentümer Herr Pietrowski und Bubak (Himmelhunde, Spaßvögel und Saufkameraden). Der große Herr Pietrowski, einst General in zwei Kriegen, jede Schlacht verloren, fast immer überlebt, war aus dem Altersheim entwischt (mit einem Bettlaken über dem Kopf hielt ihn der Pförtner für ein Gespenst oder einen Besucher).
Bubak war einmal Landstreicher gewesen bevor er stellvertretender Direktor des Zirkus Magnus (was so viel heißt, wie großer Zirkus) wurde. Er war ein Meister in der Kunst, Arbeit zu vermeiden, was ihn zu einem fröhlichen Menschen werden ließ. Herr Bubak war sozusagen ein „wahrer Lebenskünstler“. Im früheren Leben war er Angestellter einer Bank in Bremen gewesen und hatte eines Tages ein wenig Geld in drei Koffer gepackt, um ein neues Leben zu beginnen. Das alte hielt er richtigerweise für falsch. Und das Geld reichte noch für ein ganzes Jahr feudales Leben. Länger wollte er die Koffer nicht herumtragen. Nichts kann einem das Leben so verderben, als immer drei oder zwei schwere Koffer tragen zu müssen. Man muss ohne Gepäck leben... Hört-hört, das schaff ich auch noch nicht...

… „Das Anfang ist mein Ende“ eine kleine Buchempfehlung zum Abschiednehmen und dem was im Leben wirklich zählt und den vielen Dingen, die keine Bedeutung haben....das nur am Rande...

Aber zurück zu unserer Geschichte. Die zwei alten Männer entdeckten einen ganzen Flohzirkus im Zirkuswagen und der Herr General kam auf die Idee, diese Flöhe müssten dressiert werden, wie seine Soldaten. Es gab tatsächlich einige geschickte und gehorsame Flöhe aber auch einen Rebellenfloh. Hieß es „Linksschwenkt Marsch“ dann zog er rechts ab. Hieß es „Hinlegen!“- dann stellte er sich senkrecht auf. Herr Pietrowski war begeistert „Das ist ein ganz verdammter Hund, Bubak. Wunderbar! Er ist ein Rebell. Aus solchem Blut werden die Großen dieser Welt, Bubak! Ohne Rebellen hätte ich keine Schlacht verloren.“ Zum besseren Verständnis, sollte ich erwähnen, dass Herr Pietrowski Kriege ganz und gar nicht mag. Da der Rebellenfloh so wunderbar zubeißen konnte (besonders gern in Bubaks Arm, wenn dieser Kognak getrunken hatte) wurde er Löwe Leon getauft. Durch hier nicht ausführlich zu beschreibenden widrigen Umständen konnte Löwe Leon fliehen, „Unser Löwe Leon entfloh...“, war auf dem Schild an der Feuerwehrhaustür zu lesen.
Weiter Personen der Geschichte sind Frau Bluminek, eine gute alte Frau, welche einen Blumenzuchtgarten hat und schon als Kind gerne Indianer gewesen wäre. Sie war von ihrem neunten bis zum zwölften Lebensjahr Mitglied in einer Indianerbande. Ihre Spezialität: Indianergeheul, Spurenlesen und Marterpfahl. Sie am Marterpfahl.
Außerdem hat jedes Dorf (die Geschichte spielt in Oberfimmel, was so langweilig, wie ein verregneter Sonntag in der Ferien ist. kein Autobus fährt dorthin, und erst recht keiner von dort weg. wer dort wohnt, ist so gut wie verloren. in Oberfimmel ist nichts los, doch Schnapski und Daddel werden das ändern.) also jedes Dorf hat immer ein paar Leute, welche die Zeitung ersetzen, und wenn die etwas wissen, wissen es kurz danach alle. So eine war Frau Bluminek.
Über Herrn Übervogel gibt es nichts zu klagen. Er ist ein Lehrer, der gern Gnade walten lässt und die Zensuren untereinander verrechnet. Er liebt Tiere, würde nie irgendwen, welcher ein Tier ist, töten. Der Metzger ist für töten und freute sich schon auf Löwenwurst. Er meint : „Ein Löwe ist genauso gut wie ein Schwein“. Das kam bei einigen Leuten nicht gut an und er verlor an diesem Tag manch einen Kunden. (Teil 2 folgt)

Anonym hat gesagt…

Fortsetzung: (Teil 2) Der Altwarenhändler Pudeckel redet nicht viel. Er hält sich abseits und tüftelt an seinen Plänen. Er ist ein Bastler. Er ist ein Sammler von allem was die Welt so hergibt oder nicht hergibt (dann nimmt er sich die Dinge, die er meinte zu brauchen). Frau Pudeckel wünscht sich einen Löwenpelzmantel und durchblättert Zeitungen auf der Suche nach einem passenden Modell. Die Schnittmuster schneidet sie aus und klebt sie in ihr Heft „Pläne für die Zukunft“. Hier klebt sie alles hinein, was sie von ihrem Leben noch erwartet.
Dann gibt es noch den Bürgermeister Bürgelbü und den Schmied Hufnagel. Mit scharfem Verstand und logischen Überlegungen schmieden sie zusammen Pläne.
Totengräber Grübele ist ein meiste in der Kunst des Grabens, denn das Graben ist sein Beruf. Und weil er nicht dumm ist, hat er immer ein Reservegrab auf Lager. Damit er im Notfall nicht bei strömendem Regen graben muss. Er ist tierlieb, Junggeselle und oft einsam. Da er keine Verwanden hat, hat er oft Zeit.

Eine Geschichte mit den unterschiedlichsten Typen. Menschen sind in ihrem Wesen und ihren Fähigkeiten sehr unterschiedlich und haben verschiedenstes Potenzial, das es zu nutzen gilt.
Unsere Vielfalt ist gut. Das Leben ist so kunterbunt, wie die Menschen dieser Geschichte.
Damit jeder seine Fähigkeiten nutzen kann, sind Spezialisierungen unverzichtbar. Alle Bewohner machen das Dorf Oberfimmel zu dem, was es ist und werden der Geschichte ein unverwechselbares Geschehen geben, wie im „richtigen“ Leben, das manchmal auch das „falsche“ zu sein scheint. Aber nur dadurch, dass es für unsere subjektive Wahrnehmung falsch und richtig gibt (wobei das einordnen meist größten Probleme darstellt, da es tatsächlich kein richtig und falsch gibt, denn nur dadurch, dass es so ist wie es ist, sind wir so, wie wir sind, ich kann mich von anderen abgrenzen, da ich anders bin und sein will)...jetzt hab ich den ursprünglichen Gedanken verloren. Was ich sagen will: Erkennen am Unterschied. Vielfalt ist das Wichtigste, was es auf unserem Planeten gibt, was darüber hinaus geht, kann man nur ahnen oder wahrscheinlich übersteigt es jede Ahnung.
Verstehst Du das, was ich sagen will. Jedem seine kleine Farm und dann ist die Welt wieder heil, das kann nicht funktioniere (nicht nur aus Platzmangel an paradiesischen Flecken, wie in Utopia). Was sollen wir denn dann noch lernen. Das Paradies ist totlangweilig. Die Menschen brauchen Krankheit um sich zu entwickeln. Wenn alles perfekt wäre, worüber solltest Du Dir dann den Kopf zerbrechen, worüber könntest Du berichten?
Sollten die Krankheiten so akut sein/werden, dass der Patient sich nicht mehr retten kann oder nicht weiß wie und nicht auf sein schlaues Gehirn hören will, sondern nur auf den hungrigen Magen, obwohl er schon satt ist, dann stirbt der Patient und es kann Neues entstehen.
(Teil 3 folgt)

Anonym hat gesagt…

Fortsetzung: (Teil 3) Mal ganz praktisch gesehen, wäre es zum Beispiel technisch möglich, die Energiegewinnung aus Atom- und Kohlekraftwerken umzustellen. Es gibt so viele schlaue Köpfe, die das regional praktizieren und/oder ein Modell für Dtl erstellt haben. Und das sind nicht irgendwelche Spinner, sondern die großen NGO`s wie Greenpeace, BUND und so weiter. Es gab vor kurzem eine spannende Diskussion im Ethikrat zum Atomausstieg. Dort wurden diese NGO`s angehört. Was tatsächlich daraus wird, ist sicher nicht das, was im Idealfall werden könnte.
Es gibt aber auch in Dtl einige Leute, die anders Leben möchte. Ich hab hier eine schöne Internetseite gefunden: http://www.anstiftung-ertomis.de/opencms/opencms (wichtige Internetseiten zu verbreiten ist wohl jetzt Pflicht)
Ach ja und schade, dass Du erst im September kommen willst. Dann ist es in Old Germany meist grau und trüb. Der Frühling ist doch eher eine Reise wert. Alles wächst und gedeiht zur Zeit. Na, ja im Herbst reift dann alles- auch nicht schlecht...Ein bisschen Regen wäre noch gut, morgen oder spätestens übermorgen, damit unsere Wasserfässer wieder voll laufen in unserem Garten. Wie Du liest, Garten haben - ist auch hier im Kommen... Wir haben ein schönes Fleckchen (mit Pflaumen-, Kirsch-, Mirabellen-, Apfel-, Birne- und Wallnussbaum und jeder Menge Sträucher, wie Holunder und Hagebutte) ohne Strom und Wasser aber mit Quelle in 100m Entfernung oberhalb der Hochheimer Kirche mit Blick über Felder, Kirchplantagen und zum Steiger auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist es sehr urban. Dort wurden Betonplatten gelagert. Ich nehme an, das war mal der Fußweg des Angers. Aber die Platten stören nicht, dafür haben wir keine Nachbarn, die ihre Vorstellungen vom richtig Gärtnern einem aufdrängen wollen. Und das schönste am ganzen Garten ist unser ausgebauter Bauwagen. Also, Du bist herzlich eingeladen, wenn Du mal wieder in der Gegend bist und vielleicht gibt es noch Pflaumenkuchen. Natürlich kann jeder und jede, der das liest, sich eingeladen fühlen, sollte er der o.g. Beschreibung folgen können. Wir freuen uns über jeden Besuch, der Anlass gibt, eine Pause einzulegen und so zu tun, als würden wir im Garten nur in der Hängematte liegen und im Klappstuhl Bier trinken.

Und wenn Du wissen willst, um was es eigentlich in der Geschichte geht, kannst Du das nachlesen in „Leon der Zauberfloh“ von Janosch

Liebe Grüße in die Ferne
Kristina

P.S. Entschuldigung bei allen Lesern für so viel Wirr-Wahr (mehr wirr oder wahr, wer weiß das schon?). Steht ja jedem frei -nicht- zu lesen, also keine Beschwerden über die Länge!

Anonym hat gesagt…

Lieber Felix,
Alles entsteht und vergeht, eine Landschaft, ein Baum, ein Mensch und auch unsere Erde. Irgendwann geht das Leben hier langsam zu Ende oder im Falle von Fukushima sehr plötzlich. Und die Überbevölkerung, da gebe ich dir recht, ist auch aus meiner Sicht eine wesentliche Ursache dafür. Hätte es bisher keine Kriege, keine Seuchen, keine Pest gegeben, wäre wahrscheinlich die Überbevölkerung schon lange im vorigen Jahrhundert oder noch viel eher zum Problem für unseren Planeten geworden. Also versucht jeder soviel wie möglich vom aktuellen Leben mitzunehmen, zu genießen, zu verschwenden, nicht an später zu denken, denn der Gedanke daran ist unbequem. Insofern werden deine Überlegungen für andere, für die Leser unbequem sein und vielleicht auch teilweise ein schlechtes Gewissen machen. Auch ich finde deine Überlegungen unbequem. Trotzdem lebe ich so weiter, weil ich keine grundsätzliche Lösung im Großen sehe. Und anderen, den meisten Menschen, den Politikern sowieso wird es offensichtlich nicht anders gehen. Nur im Kleinen kann man sein Gewissen beruhigen oder auch nicht und unvernünftig sein. Sonst hätten wir uns nicht noch ein Motorrad gekauft, was überhaupt keine Lebensnotwendigkeit ist. Aber dein Snowboardfahren ist auch keine Lebensnotwendigkeit. Und ein Auto zu fahren mit 10 Liter Spritverbrauch ist ebenso unvernünftig. So ist nun mal der Mensch, unvernünftig, lustvoll, und vor allen Dingen egoistisch.
Deine Überlegungen sind schon nachdenkenswert, aber manche früheren Philosophen, Dichter oder andere Menschen haben ähnliche Gedanken schon verzweifeln lassen und in den Suizid getrieben. Sie sind an der Welt erkrankt, schon lange vor dir, als es ist noch gar keine Erdölförderung war.
Welche Alternativen zu Depressionen und Suizid es sonst noch gibt, magst du selbst herausfinden.
Und obwohl ich Kinder, kleine insbesondere, sehr mag und diesbezüglich die Zeit mit dir und Anna neben allem Stress sehr genossen habe, kann ich durchaus die Menschen verstehen, die sagen: ich will keine Kinder. Obwohl es der deutschen Bevölkerung extrem gut geht und keiner, auch kein Hartz IV Empfänger, wirklich Grund zum Jammern hat mit dem Blick auf das wirkliche Elend der Welt.
Ich kann, da ich die Lebensmitte schon überschritten habe, natürlich anders insbesondere gelassener reden. In dem Sinne verstehe ich deine Unruhe, deine Unzufriedenheit, deine Anklagen, denn du hast noch den größten Teil deines Lebens vor dir und suchst nach einer hoffnungsvollen Zukunft.
Aber die menschliche Entwicklung und menschliche Bedürfnisse lassen sich nun mal schwer zurückschrauben. Wohl kaum einer würde wieder im Mittelalter leben wollen, ohne Strom, ohne fließend sauberes Wasser. Weinkonsum war damals im übrigen gesünder als Wasser trinken, da dieses vielfach verschmutzt war.
Neben Essen, Trinken, körperlicher und emotionaler Wärme (mir fällt gerade auf, das letzteres als einziges die Umwelt nicht zerstört) hat der Mensch halt auch viele kulturelle und geistige Bedürfnisse, die auf Kosten von Ressourcen befriedigt werden wollen. Das unterscheidet uns halt von Tieren, die in diesem Sinne sehr umweltfreundlich leben.
Ich persönlich finde, es gibt keine Lösung für die (tragische?) Entwicklung der Erde.
Danke für deine Überlegungen und es grüßt
Deine Muudi

Anonym hat gesagt…

hi,

hab vorgestern den film "into the wild" angesehen und da musste ich gleich an dich denken.und schwup,da hast du plötzlich wieder geschrieben.da sind sie,die positiven energien.;-)
ich kann deine gedanken verstehen und nachvollziehen.würde auch manchmal gerne raus aus der "maschinerie",wie du es beschreibst.hab aber doch oft angst und bin zu sehr auf sicherheit bedacht.
klingt jedenfalls sehr schön,was du von "utopia" schreibst.

gruß vom schwesterchen

Anonym hat gesagt…

hallo tuffi und rest,
ich hab auch wieder mal ein paar gedanken gemacht.
zu naechsteinmal denke ich dass jeder mensch in der westlichen welt dazu in der lage ist auf ein autarkes leben umzustellen.ein paar jahre recherche und dann kann man sowas bauen.buecher dazu gibt es genug und so.und ich bin ja auch mit huehnern und schafen und kaninchen aufgewachsen.soviel arbeit ist das nicht,und teuer is das auch nicht.
ich kenne aber genug gruende nicht "auszusteigen".zumindest gruende die auf mich zutreffen.und hier sind sie:
-das vermissen von grossen events, zum beispiel, konzerte,festivals und fussballwelmeisterschaften.ich wuerde sie vermissen und das ist allein schon der grund warum ich nicht im dorf leben wollen wuerde.ich mag grosse menschengruppen
-studium.ich mochte gymnasium so sehr und haenge hier nur mit studenten rum.ich will studieren.ich will zu vorlesungen gehen,was lernen und mein gelerntes wissen anwenden.hat mir schon immer gefallen
-wenn man keinen beruf hat,hat man auch kein geld zum reisen und so..
-musik machen.und ja, ich finde trommelkreise hoeren sich immer gleich an und sind langweilig.sorry.(zitat meines vaters:"das schlimmste an demos sind immer die trommler")
-abends weggehen und menschen treffen die man noch nicht kennt!
ich erinnere mich wenn wir in schweden oder samothraki rumgehangen haben und das 3 wochen nicht langweilig wurde, nur lesen,skat,schwimmen...das war cool und nie langweilig.hinzu wuerde in so einer wohngemeinschaft noch die tiere und so kommen.das wird auch nicht langweilig, aber irgendwann will man denke ich mal was grosses machen und so.wenn man keine arbeit hat kann man sich das aber nicht leisten.und so laueft das system im moment und wird auch nicht von innen geaendert werden.denke ich..
ich habe aber auch loesungen fuer oben genannte dinge. zuerst ein wenig arbeiten,studieren,reisen, sich dann solarplatten und windraeder kaufen/bauen und das alles anfangen.ich denke aus diesem grund sind aussteiger auch meistens aelter, haben kinder und studiert und wollten aus dem arbeitstrott weg.man kann um sich reisen bzw fluege zu finanzieren marihuana und andere lebensmittel anbauen und auf farmermarkets und der gruenen kiste in erfurt verkaufen.damit hat man auch genug um sich bier zu kaufen, fluege zu leisten,schnaps selbst zu brennen (norwegen und russland beweisen, es ist moeglich ohne blind zu werden) und sich die dinge zu holen die man braucht.
man kann mit solarplatten genug energie erzeugen um einen laptop zu betreiben, taeglich ein klein wenig fern zu sehen (zum beispiel fussball) und dazu noch musik zu hoeren.das is alles moeglich und erschwinglich.batterien werden auch leistungsfaehiger, im moment sind die noch nicht so ganz perfekt.wie lampen.
meine ueberlegung ist:
irgendwann vllt mal in eine selbstgebaute huette zu ziehen.aber vorher muss ich noch sachen erledigen die ich nur jetzt machen kann.wenn ich danach einen job finde den ich super finde und damit gluecklich bin,und den ich immer machen will...na,dann mus ich ja nicht mehr weg.und man kann auch in der stadt sich huehner und hasen halten.hab hier nen typen getroffen der hat sich im herbst ein schwein gekauft und das als haustier gehalten und dann ende des winters geschlachtet.mitten in der stadt.
bubbi

Anonym hat gesagt…

Alles entsteht und vergeht, eine Landschaft, ein Baum, ein Mensch und auch unsere Erde. Irgendwann geht das Leben hier langsam zu Ende oder im Falle von Fukushima sehr plötzlich. Und die Überbevölkerung, da gebe ich dir recht, ist auch aus meiner Sicht eine wesentliche Ursache dafür. Hätte es bisher keine Kriege, keine Seuchen, keine Pest gegeben, wäre wahrscheinlich die Überbevölkerung schon lange im vorigen Jahrhundert oder noch viel eher zum Problem für unseren Planeten geworden. Also versucht jeder soviel wie möglich vom aktuellen Leben mitzunehmen, zu genießen, zu verschwenden, nicht an später zu denken, denn der Gedanke daran ist unbequem. Insofern werden deine Überlegungen für andere, für die Leser unbequem sein und vielleicht auch teilweise ein schlechtes Gewissen machen. Auch ich finde deine Überlegungen unbequem. Trotzdem lebe ich so weiter, weil ich keine grundsätzliche Lösung im Großen sehe. Und anderen, den Politikern sowieso, wird es möglicherweise bzw. offensichtlich nicht anders gehen. Nur im Kleinen kann man sein Gewissen beruhigen oder auch nicht und unvernünftig sein. Sonst hätten wir uns nicht noch ein Motorrad gekauft, was überhaupt keine Lebensnotwendigkeit ist. Aber dein Snowboardfahren ist auch keine Lebensnotwendigkeit. Und ein Auto zu fahren mit 10 Liter Spritverbrauch ist ebenso unvernünftig.
So ist nun mal der Mensch, unvernünftig, lustvoll, und vor allen Dingen egoistisch.

Deine Überlegungen sind schon nachdenkenswert, aber manche früheren Philosophen, Dichter oder Andere haben ähnliche Gedanken schon verzweifeln lassen und in den Suizid getrieben. Sie sind an der Welt erkrankt, schon lange vor dir, als es ist noch gar keine Erdölförderung gab.
Welche Alternativen zu Depressionen und Suizid es sonst noch gibt, magst du selbst herausfinden.
Und obwohl ich Kinder, kleine insbesondere, sehr mag und diesbezüglich die Zeit mit dir und Anna neben allem Stress sehr genossen habe, kann ich durchaus manche Menschen verstehen, die sagen: ich will keine Kinder. Obwohl es der deutschen Bevölkerung (auch mit Blick aufs Kinderkriegen) extrem gut geht und keiner, auch kein Hartz IV Empfänger, wirklich Grund zum Jammern hat mit dem Blick auf das wirkliche Elend der Welt.

Ich kann, da ich die Lebensmitte schon überschritten habe, natürlich anders insbesondere gelassener reden. In dem Sinne verstehe ich deine Unruhe, deine Unzufriedenheit, deine Anklagen, denn du hast noch den größten Teil deines Lebens vor dir und suchst nach einer hoffnungsvollen Zukunft.
Aber die menschliche Entwicklung und menschliche Bedürfnisse lassen sich nun mal schwer zurückschrauben. Wohl kaum einer würde wieder im Mittelalter leben wollen, ohne Strom, ohne Kanalisation, dafür mit Ratten, ohne fließend sauberes Wasser. Weinkonsum war damals im übrigen gesünder als Wasser trinken, da dieses vielfach verschmutzt war.
Neben Essen, Trinken, körperlicher und emotionaler Wärme (mir fällt gerade auf, das letzteres als einziges die Umwelt nicht zerstört) hat der Mensch halt auch viele kulturelle und geistige Bedürfnisse, die auf Kosten von Ressourcen befriedigt werden wollen. Das unterscheidet uns halt von Tieren, die in diesem Sinne viel umweltfreundlicher leben.
Ich persönlich finde, es gibt keine Lösung für die (tragische?) Entwicklung der Erde.
Danke für deine Überlegungen und es grüßt
Deine Muudi

Silver hat gesagt…

Drücke dir die Daumen das es klappt, lesen schon seit 1 1/2 Jahren dein Blog.

Akzeptiere die Menschen und genieße deine Möglichkeit dir immer neue Grenzen suchen zu können.

Silver

Anonym hat gesagt…

Beim Blick aus dem Fenster, bin ich froh und solltest du auch froh sein, dass es noch genug Menschen gibt, die in der Platte oder dicht gedrängt in Städten wohnen. Denn sonst hätte ich nicht mehr den freien Blick über die Felder, stattdessen ein mit Häusern zersiedeltes Land vor mir, so wie vor Schellroda schon geschehen. Und wenn dann jeder, als Selbstversorger noch ein sehr großes Grundstück braucht, gäbe es überhaupt keine frei zugänglichen Wiesen, Wälder oder naturbelassenen Gegenden mehr.
Es grüßt Mudi

Anonym hat gesagt…

hey, klasse bericht, vielen dank dafür! hab mir grad ein paar youtube-videos von dir angeschaut, und dir eine PN hinterlassen!

lieben gruß,

harry