16.7.10

Kanada - Yukon Flosstour

Vor ca. acht Jahren, in einer der heissesten Fernwehphasen meines Lebens, stoeberte ich in der erfurter Bibonach Reisebuechern. Dabei stiess ich auf eines der besten Buecher, die ich je gelesen habe:"Abegefahren - In 16 Jahren um die Welt". Das war genau der richtige Stoff um das schwarze Loch zu fuettern. Die verfasser haben mir mit ihrere Lebensgeschichte eine Ursicherheit einverpflanzt, nach der alles erdenkliche aus der menschlichen Ideenwelt in irgend einer Weise moeglich und machbar ist. Eines ihrer groessten Projekte war in Dawson ein Floss zu bauen und ihre Motorraeder so darauf zu montieren, dass sie mit Hilfe der Maschinen ein Schaufelrad betreiben und somit den Yukon wie die alten Dampferbis nach Alaska befahren konnten.
Ich war natuerlich tief beeindruckt. Ohne irgend eine Art von Ingenieursausbildung ein relativ grosses Boot zu bauen, mit Antrieb, Steuerung und anderem Schnick-Schnack passte so gar nicht zu der mir bis dahin vermittelten Herangehensweise fuer alles Zertifikate, Meisterbriefe, Ausbildungen, Lizensen und dergleichen zu benoetigen um irgendetwas auf die Beine stellen zu koennen. ``Learning by doing`` und ``do it yourself`` basierend auf gesundem Menschenverstand, logischem Denkvermoegen und Kreativitaet, aus der orgasmisch die phantastischsten Ideen ein Einfaelle ejakulieren - die Lebensprinzipien haben mich am meisten an dem Buch fasziniert und inspiriert.

Vor fuenf Jahren lernte ich Bubbi kennen und wir wurden gute Freunde. Eines unserer Hauptinteresse war das Reise, und zwar das abenteuerliche. So ist es nicht verwunderlich, dass dass er mir eines Tages von genau dem gleichen Buch erzaehlte. Traeumerisch liessen wir unsere Gedabken schweifen und sagten uns:``Mit nem Floss den Yukon runter fahren, sowas muesste man mal machen.`` Aus dem ``muesste man mal machen`` wurde ein ``muessen wir machen`` und zwar genau dann, wenn ich irgendwann auf meiner Reise in Kanada landen wuerde. Bubbi kaeme dann rueber geflogen und wir wuerden diesen Traum Wirklichkeit werden lassen.
«es gab einen Handschlag drauf, wahrscheinlich ein, zwei oder mehr Bier, um den Pakt zu besiegeln und damit stand der Plan auf unserer ``was will ich machen, bevor ich sterbe``-Liste, auch to-do-list genannt. Das war so ungefaehr vor vier Jahren.

Nachdem wir von unserem USA-Trip zurueck in Fort Sankt John waren, packten wir unseren Rucksack und standen am naechsten Tag an der Strasse. Vier Stunden hats gedauert, bis das erste Auto hielt. Der eine Typ sah aus wie Knechtruprecht - langer weisser Rauschebart und einen Bauch, in dem Platz fuer Sechslinge war. er andere, sein 78 jaehriger Bruder, strahlte eine angenehme Gelassenheit aus und grinste verschmitzt die gesamte, als ob er sich in seinen Erinnerungen suhlte, bei denen er in seinen Jugendjahren die schweinigsten Dinge mit den unmoralischsten Maedchen veranstaltete. Davon handelte auch vieles des Gesagtem.
Es war so schon lustig den beiden zuzuhoeren aber als unterwegs der Scheibenwischer abbrach und Knechtruprecht etwas grantik wurde, bekam die Fahrt noch mehr Witz. Jedes dritte Wort war ``fuck`` oder eine Abaenderung davon. Das hat sich ungefaehr so angehoert:``Fuck! You motherfucking Cocksucker. I fuckin got ya, fuckin bitch!``

In fort Nelson bauten wir gerade unsere Zelte neben dem Baseball-Platz auf, als als ein kleines Auto vorfuhr und zwei junge Quebecois ausstiegen. Mit denen sind wir am naechsten Tag nach Whitehorse gefahren und haben unterwegs Halt an den Liard-Hotsprings gemacht. Diese heissen Quellen sind einer der schoensten Orte, die ich je zu Gesicht bekam.
Erst laeuft man ueber einen Holzsteg waldiges Sumpfgebiet, was sich dann in richtigen Wald mit dem saftigsten Farn was die Menschheit je gesehen hat, umwandelt. Und dort liegt in der schoensten Idylle ein heisser See. Kochendes Suesswasser tritt unter einem Felsvorsprung hervor, und mischt sich mit eiskaltem Wasser einer Quelle, die vier Meter daneben zwischen den Wurzeln eines Baumes heraussprudelt.
Am Ende des Sees laesst es sich bei Whirlpool-Temperatur stundenlang aushalten und war drauf steht, kann sich nahe der Quelle die Eier hart kochen.
Bubbi und ich waren so angetan von der Sache, dass wir uns fest vorgenommen haben im Winter bei minus 40 Grad nochmals diese herrliche Waerme Mutter Naturs zu geniessen. Allein dafuer lohnt sich ein Trip nach Kanada!

Nachdem wir die erste Baustelle in Whitehorse nach Baumaterialien fuers Floss durchstoebert haben, sichtete ich ihn. Er sass mit gelbem Blumenkranz auf dem Haupt in Gesellschaft von Moira auf der Wiese rum, dieser Transformierte, dieser Hippie, der Andi, die Spinne. Wir verabredeten uns gleich zum Barbeque bei Moiras Freundin und machten uns dann wieder auf den Weg zur Muellsuche.
Urspruenglich wollten wir das Floss aus Baeumen bauen, aber ich hatte die Idee Holzpaletten zu verwenden und als wir feststellten wie einfach es war diese zu bekommen, entschieden wir uns letztendlich nur Muell zum Bau zu verwenden.
Die naechsten zwei Tage verbrachten wir damit zu scouten. Wir liefen das Gewerbegebiet kreuz und quer ab und fragten jeden Grossmarkt um welchen Muell wir ihn erleichtern koennten. Andi hat uns mit Moiras Truck alle Gegenstaende zum Bauplatz gefahren. Und hiermit danken wir ganz herzlich: Canadian Tire fuer die 12 Paletten, Walmart fuer Blasenfolie und Schaumplatten sowie den netten Schreiner fuer seine Bretter. Und dann konnte es losgehen.

Zuerst einmal legten wir die Paletten auf unterschiedliche Art und Weise aus, um zu schauen wie gross das Floss ueberhaupt werden sollte. Nach zehn minuetiger Absprache hatten wir eine Konstruktion im Kopf, die ungefaehr hinhauen sollte und dann fingen wir einfach an drauf los zu nageln. Zwei mal drei Paletten aneinander gelegt und in der Mitte mit einem langen Brett (das Schwert) vernagelt. Dann das Styropor zurecht geschnitten, in die Paletten gestopft, die Schaumpletten drauf genagelt und dann das ganze Ding umgedreht.
Da wars noch ziemlich lavede. Aber als die zweite Palettenschicht draufkam und alles mit Quer- und Laengsbrettern so richtig verschweisst wurde, wirkte das ganze schon wie eine richtig robuste Plattform.
Dann haben wir alle offenen Seiten der Paletten versiegelt, damit das Styropor nicht wieder rauskam, den Segelmast bis tief ins Herz des Flosses bombenfest eingefuegt, die oeberste Schicht mit Sperrholzplatten als Fussboden versehen und Segel und Ruder gebaut. Somit war das Floss im Prinzip nach drei Tagen fertig.
Am Abend vor der Abfahrt war ich noch mal auf der Suche nach ein paar Kleinigkeitenund entdeckte im Hinterhof eines Moebelhauses viele Bretter und eine Couch. Ich fragte den Manager, ob wir einige Bretter bekommen koennten. Doch er sagte, dass sie noch benoetigt wuerden. ``Und wie siehts mit der Couch aus?`` - ``Die koennt ihr haben, ich schmeisse sie nur weg.``, sagte er. Also haben wir uns einen Trolley vom Walmart ``ausgeborgt`` und die Couch zu unserem Platz transportiert. Und damit waren wir bereit fuer die bequemste Reise in einer der wildesten Gegenden der Erde.

Ueberschattet wurde die Whitehorse-Zeit nur von einem Diebstahl. Zwischendrin wurden uns naemlich die Hammer, Seile, Saege, Axt, Schwimmweste - und was das Schlimmste war: die 1,75l Flasche Vodka, die uns Calvin auf dem Texastrip gekauft hat, gestohlen. Das hiess natuerlich, dass wir uns neue Werkzeuge kaufen mussten und dadurch unsere Kosten fuer den Flossbau von 60$ auf unglaubliche 100$ anstiegen.

Am Morgen der Abfahrt beluden wir unser Floss mit den 70kg Essen und 100 Dosen Bier, die wirt eigentlich auf der Fahrt an verzweifelte Kanuten vetreiben wollten. Leider haben wir nur drei verkauft, also mussten wir gezwungenermassen den Rest selsbt trinken. Was fuer eine Tragik!
Moira und Andi kamen zum Abschiedsfruehstuck und dann haben wir abgelegt.

Die ersten 100m aufm Fluss waren fuer mich die mulmigsten. All unsere Gegegenstaende, Essen und Gesoeff auf einem selbst gebauten Floss mit sofort einsetzender Warp-Geschwindigkeit von mindestens 5km/h und einer Wassertemperatur von ca. fuenf Grad - da ueberdenkt man schon noch mal kurz, ob nicht jeder Nagel auch gut sitzt. Doch schon nach wenigen Minuten Gewoehnungszeit entspannten wir uns, rissen die Kleider vom Leibe, aalten uns nackt auf der Couch und taten das, was wir die naechsten 18 Tage mehr oder weniger taten: lesen, schlafen, essen, trinken, mit dem Fernglas rumgucken.
Unser erster Abend kurz vor Lake Laberge war der Muecken reichste. So schnell wies ging Zelt aufbauen, im Kreis joggend Zaehne putzen und pullern - und trotzdem mussten wir literweise Blut opfern. Doch bei dieser Massenatacke bliebs zum Glueck auch.

Die Stroemung wurde weniger und weniger, bis kaum mehr Bewegung festzustellen war. Wir befanden uns am Schlund zur Hoelle des Yukon. die gefuerchteten Gewaesser des Lake Laberge, wo gute Seefahrer - Kanuten wie Schaufelraddampfer zerschellen, untergehen, verschwinden. Wo Legenden von minuetlich sich aendernden Fallwinden sprechen, von ploetzlichen Stuermen, die bis zu zwei Meter hohe Wellen auftuermen und selsbt die groessten Schiffe in die Knie zwingen. Da waren wir nun, mitten im bedenklichsten Abschnitt unserer Reise.
Doch wir glitten seicht bei Sonnenschein, leichter Brise von hinten, mit erstmals gespanntem Segel gediegen auf den See hinaus und genossen ein Bier.
Schnell stellten wir fest, dass unser Segel ein ueberlebenswichtiger Teil des Bootes war. Den ueber 50km langen See paddelnder Weise zu ueberwinden, waere eher eine Wochenaufgabe fuer Ironman gewesen.
Nach der ersten mehrstuendigen Flaute zeigte Laberge Anzeichen von Spontanitaet. Ziemlich abbrupt endete die Flaute und Wellen kamen auf. Mit zunehmender Besorgnis schwappte mit jeder atackierenden Welle mehr Wasser aufs Boot. Vorne an Deck schwimmten bereits Ketchup und meine Apfelstrudel umher, die ich spaeter deswegen notschlachten musste. Was fuer eine Tragik!
Das war Anlass genug am Strand anzulegen, Schaeden zu beheben und den weiteren Kurs zu besprechen. Und gerade als wir landeten, brach die Verlaengerung unseres Segelmastes. Besser dort als auf See.
Wenige Stunden spaeter lagen wir schlafend, verpackt in unsere Schlafsaecke auf der Couch, langsam dahintreibend mitten auf dem See und warteten auf Wind. So vergingen die naechsten zwei Tage - einer schlief auf der Couch, der andere sass auf auf der Lehne, das Ruder in der Hand mit Kurs auf Norden. Und das war der schoenste Teil der Reise - in den Nachtstunden bei kraeftigem und hohem Wellengang mit MP3-Player im Ohr in die aufgehende Sonne zu segeln und zu sehen, dass das Floss, das Segel, einfach alles so funktionierte, wie es sollte.
Wir empfanden das Glueck von stolzen Seefahrern, von Erfindern und Abenteurern. Nicht einmal das heraufschwappende Wasser machte uns mehr Sorgen, daran hatten wir uns laengst gewoehnt. Mit jedem Wellenberg gings hoch und ins Tal wieder runter. Dabei stiess die Spitze in die naechste Welle und lud eimerweise Wasser aufs Floss. Doch rational gesehen war das gar kein Problem.Es lief logischerweise einfach wieder runter. Wir hatten kein Kanu, das umkippen oder volllaufen kann. Das Einzige was haette passieren koennen war, dass es in zwei Teile reisst. Doch selbst wenn, dann hat man eben zwei Floesse auf die man sich retten kann. Wenn also ein Boot untergeht, dann sicher nicht unseres.

"Das sieht aus wie ein Floss", sagte Bubbi, als wir das zweite Mal auf der gesamten See-Passage anlegten und am Strand langliefen, um uns die letzten 5km des Sees anzuschauen. "Niemals! Wer traut sich denn auf diesem Muellhaufen einen See mit erfrierungswuerdiger Temperatur zu befahren?". Doch dann lagen dort auch noch Rucksaecke rum. Es war tatsaechlich ein floss und die dazu gehoerigen Besitzer kamen auch sogleich aus der ersten Baumgruppe ehrvor - zwei Oesterreicher, etwas aelter als wir.

"Waaaaahhhhhh, ihr habt ein floss. Wir auch! Wo kommt ihr her, wo geht ihr hin, ...?". Und so erzaehlten wir unsere und sie ihre Geschichte.
Manuel und Christian, beide beim Bundesheer, auf einem hardcore Ueberlebenstrip. Fuer ca. 40 Tagen wollten sie sich durch die kanadische Wildnis schlagen. Zu essen solte es nur das geben, was sie mit ihrer Angel und der Armbrust fingen. Als Notfallreserve hatten sie 4kg Reis, Tabasko und Vitamintabletten. Sollten sie nichts fangen, wuerden sie alle 4 Tage jeder 200g Reis bekommen - dann reichen die Reserven fuer 40 Tage. Als wir sie trafen waren sie gerade dabei die zweite Portion Reis zu essen. Alles was sie bis dahin erlegten war eine kleine Wachtel, die bei zwei Muendern wahrscheinlich einfach auf der Zunge vaporisierte und nichts als einen zarten Hauch von Geschmack hinterliess. Naehrwertgehalt: eine halbe Stunde maschieren. Manuel hat sich nur fuer diesen Trip extra 10kg Koerpergewicht angefuttert. Davon war schon nichts mehr da. Sie sagten, dass selsbt 100m zum Kackplatz laufen eine Pause und sehr viel Atem benoetigte.
Der erste Teil ihrere Reise bestand darin neben Lake Laberge im Wald nach Kompass und Karte bis zum Wiederbeginn des Yukon zu wandern. Jeder mit 35kg Marschgepaeck.Wer schon mal im kanadischen Dschungel unterwegs war, weiss, dass man dafuer am besten eine grosse Motorsaege mitnimmt, weil man sich durch eine kratzige Wand aus Tannen und Dornenbueschen, beheimatet von Milliarden von Muecken, durchkaempfen muss. Deswegen schafften sie auch an einem Tag nur 5km und gaben ihr Unterfangen nach der Haelfte der Seelaenge auf.
Sie bauten sich ein Behelfsfloss aus Staemmen und Seilen, welches ihnen auf dem See fast auseinander fiel, wo permanent alles nass wurde und mit dem sie teilweise nur 1km pro Tag vorrankamen. Am Ende des Sees wollten sie aus diesem ein richtiges Floss bauen und von dort den yukon bis nach Pelly Crossing fahren. Von dort an sollte es wieder wandernder Weise am Pelly River entlang die 150km bis zum Highway gehen. Alles in allem also zwei richtig, richtig harte Jungs! Respekt!

Erleichtert waren wir als die Stroemung zunahm und wir endlich wieder im Yukon waren. Unsere erste Zwischenbillanz: Wir brauchten drei Tage fuer den See, obwohl wir mit mindestens einer Woche gerechnet haben. Das Segel war dabei unser Rueckrat. Alles lief drei mal so gut wie erwartet.

Richtige Wildwest- und Goldrausch-Stimmung kam in Fort Selkirk auf, ein kleines verlassenes Dorf, das derzeit nur noch als Camp und historische Besucherstaette dient. Ein Indianer haelt alles in Schuss und heisst Reisende, die nur ueber den Fluss kommen koennen, willkommen. Uns gefiehl es dort so gut, dass wir in Selkirk unseren einzigen Ruhetag einlegten. Nicht dass wir Ruhe gebraucht haetten, aber es gab einfach zu viel dort zu erforschen. Man konnte in alle Haeuser und Kirchen reingehen, unzaehlige Fotoalben aus dem spaeten 19. Jahrhundert durchstoebern und einfach diese Abgescheidenheit und Stille geniessen.
Ich koennte mir vorstellen dort mit ein paar Freunden mal ein ganzes Jahr zu leben, den kanadischen Winter im Nirgendwo mitzumachen und einen Hauch von Frontier einzuatmen.

Eines Abends sahen wir Zelte am Ufer stehen. Da wir nur ca. alle fuenf Tage Menschen zu Gesicht bekamen und Jeden Kontakt freudig begruessten, fingen wir an wie die wilden zu paddeln, um auch unser bier loszuwerden. Leider bewegt man so ein grosses Floss mit beschissener Stromlinienfoermigkeit nur im Schneckentempo. Deswegen brauchten wir fuer jede Flussueberquerung ein paar Kilometer in Abwaertsrichtung. So schafften wir es fast nicht und mussten ein paar hundert Meter weiter unten am zwei Meter hohen abbrechenden Steilufer anlegen, wo die Stroemung ziemlich hoch war und das Anlegen dadurch zur Tagesmission wurde.
Bier hat dann doch keiner gekauft aber wir hatten eine nette Unterhaktung und haben den beiden Berlinern beim Goldschuerfen zugeschaut. Natuerlich findet man was aber das sind eben nur wintzige Flocken. Die richtig heisse Aktion dieses Tages kam beim Ablegen. Ich stieg runter aufs Boot und versuchte es etwas Flussaufwaerts zu ziehen, damit Bubbi das Seil losmachen und aufspringen konnte. So weit so gut, aber als er den Knoten oeffnete, merkte ich erst wie stark die Stroemung ist und das Floss driftete langsam nach aussen weg. Ich schrie zu Bubbi er solle aufspringen, doch dann verhedderte sich sein fuss im Seil und er fing an panisch zu werden. ich konnte das Boot nicht halten und sprang ins Wasser, um zu versuchen es von hinten zu halten. Leider gings zu schnell zu tief rein, sodass ich den Boden unter den Fuessen verlor und so war ich derjenige, der sich am Floss festhalten musste, damit ich nicht wegschwamm. Bubbi fing an zu kreischen und wurde langsam auf dem Bauch liegend durch die Stachelbuesche gezerrt und versuchte sich in Wurzeln und Greasern festzukrallen. Er rutsche immer naeher an den Absatz heran. Noch ein oder zwei Meter und er wuerde die zwei Meter hohe Kante heruntergezogen und ins eiskalte Wasser fallen, mit dem Fuss ums Seil gewickelt und vielleicht ertrinken. Doch er scahffte es seinen Fuss zu loesen, sprang die Klippe runter und rauf aufs Floss. Unter totalem Adrenalinschaock sassen wir beide fuer die naechsten Minuten da und schutettelten den Kopf. Bubbis Beine waren vollends zerkratzt und wahrscheinlich von ein paar giftigen Dornen angeschwollen. Diese Szene waere ideal fuer einen Film mit dem Titel:"Genau so sollte mans nicht machen - wie Leute in dummen Aktionen ertrinken".

Langsam tasteten wir uns direkt am rechten Ufer langsam vorwaerts. Wir wollte genau an einer Sandbank anlegen, wo der Klondike mit dem Yukon zusammenfliesst, genau dort wo Dawson City gelegen ist, das Eldorado des Goldes um 1900 rum. Wir mussten die volle Breite des Klondike ueberqueren, um direkt bei Dawson am rechten Ufer anlegen zu koennen. Wo beide Fluesse zusammenfliessen erhoeht sich die Fliessgeschwindigkeit auf bis zu 9 Milen pro Stunde. Deswegen erst an der Sandbank stoppen und die die Lage checken. Pleotzlich schreit ein Bessessener vom Ufer unsere Namen. Francios, einer der beiden Quebecois die uns nach Whitehorse gefahren haben sichtete uns und rastete voellig aus, als er uns auf dem Floss sah. Jeden Tag wartete er fuenf Minuten am Strand und hoffte uns bei der Ankunft in Dawson abzufassen. Ein hoechst unwahrscheinliches Ereignis, doch es trat ein.
Francois sprang auf und so liefen wir zu dritt am Kanada-Day (DER nationale Feiertag) in Dawson ein. Wir hatten gut Publikum, da direkt am Strand ein Goldschuerfwettbewerb und andere Veranstaltungen zu gange waren. Die halbe Stadt wusste schon ueber uns bescheid, was aber auch in Carmacks der Fall war. Die Geschichte hatte schon lange die Runde gemacht.

Der restliche Tag war absolut grandios und gipfelte in einem der lustigsten und besten Party-Naechte, die ich je hatte. Wir gingen in Bars, trafen jede Menge tolle junge Leute und besuchten das Casino, wo wir uns alle drei Can-Can-Shows anschauten. Can-Can sind diese Maedels, die mit Roecken und ziemlich Beine spreizenden Taenzen frueher die Goldsucher um ihre Nuggets brachten. Bubbi wurde mit vier anderen Maennern aus dem Publikum auf die Buehne geholt und musste tanzen. Super witzig! Doch dann wurde ich bei der naechsten Show rauf geholt, natuerlich alles ohne mein Wissen von den anderen arrangiert. Ich konnte mich jedoch nicht beklagen - ich durfte mit meinen Zaehnen den Strapsenhalter der einen Taenzerin von ihrem schlanken Bein abstreifen. Das war schon mal ein Highlite. Im Prizip nach 18 Tagen das erste mal so richtig wieder unter Frauen zu sein, ein Hochgenuss. Diese Empfindung erreichte ihren Hoehepunkt, als ich wahrscheinlich mit offen stehendem Mund der einen Black-Jack-Dealerin bei ihrer Arbeit zusah. Blonde, glatt herunter fallende Haare, ein grosser roter Erdbeermund und dann noch die Finger! Wie sie mit ihren rot gefaerbten Fingernaeglen die Chip-Stapel in der Mittel spaltete und zwischen den Spielern am Tisch hin unf herschob - das war einfach zu viel! Alles endete im Pit, der beliebtesten Bar, wo wir zur Countryband tanzen.

Seither haben wir nicht viel gemacht. Dawson kann ziemlich gefaherlich sein, besonders wenn man zu lange hier ist. Man gleitet leicht in eine Lebensstil hinein, bei dem man jeden Tag saufen geht, zu viel Geld in Restaurants ausgiebt und im Casino dem Gluecksspiel verfaellt. Daran habe ich mich auch probiert aber nachdem ich 35 Dollar gewonnen habe musste ich einfach aufhoeren. Ich sass zwei Stunden am Rolett und habe vorloren und gewonnen und verloren und gewonnen. Macht riesigen Spass und man verliert viel zu leicht Geld.

Vor drei Tagen haben wir einen Australier verabschiedet, der sich in wenigen Stunden ein Floss aus Tonnen und Staemmen gebaut hat, sein Motarrad drauf setze und so illegal nach Alaska einreisen will. Er hat seinen Pass verloren, deswegen diese Aktion. Wir haflen ihm ein wenig beim Bau und ich konnte dafuer ne Runde mti seinem Bike drehen. Das war seit Indien das erste mal, dass ich wieder Morrad fahren konnte. Ein Traum!!!

Das kommende Wochenende arbeite ich auf dem Dawson Musik Festival und bekommen dadurch freien Eintritt. Das soll das Highlite des Sommers im Yukon sein. Ich bin gespannt.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

klingt ziemlich entspannend eure floßtour!sind auch coole fotos dabei entstanden.
und das eine missgeschick mit dem seil um den fuß und fast weggespült zu werden kann ich mir richtig bildlich vorstellen.wäre glaub ich wirklich filmreif.da habt ihr mal wieder glück gehabt:-)

lg vom schwesterherz

Anonym hat gesagt…

verätst du uns, was noch auf deiner to go liste steht?
und für risiko- und erlebnishungrige touris aus deutschland kanst du doch flusstouren mit dem recycling floß anbieten?
das wäre doch ein guter lebensunterhalt!
aber ohne lebensversicherung für die touris.

Anonym hat gesagt…

es muss natürlich to-do-list heißen.

Hanni hat gesagt…

Ich finds klasse, wie auführlich du deinen Bericht/deine Berichte gestaltet hast. Erstmal der tolle Bericht, dann dazu Fotos und 'nen Haufen Videos, supi! So wird das echt zu einem unvergesslichen Erlebnis! Weiter so!