26.1.10

Canada 1 - Edmonton

So, also ich musste wie gesagt eine weitere Woche in Berlin verbringen, bis die naechsten Fluege gehen sollten. Hab in der Zeit mal wieder einen engeren Kontakt zu einer Person geschlossen, die mich die Haelfte meiner bisherigen Lebenszeit begleitet und sicher auch ganz entscheidend gepraegt hat und mit der ich seit einigen Jahren nicht viel zu tun hatte. Und es war ganz wunderbar und erfrischend. Danke fuer die coole Woche Shorty. Wenn ich das naechste mal im Land bin, mache ich dich am Kicker alleine fertig. =)

Ich kaufte mir diesmal ein Ticket fuer die U-Bahn um zum Flughafen zu kommen. Allerdings nur fuer den Gueltigkeitsbereich AB. Die Station am Flughafen lag allerdings genau im Gueltigkeitsbereich ABC. Wird schon gut gehen dachte ich. Nachdem ich mit meinem Charm die Kontrolleure, welche natuerlich an der vorletzten Station einstiegen, ueberredet habe mir keine 40 Euro abzuknoepfen ging auch erst mal alles weitere gut. Der Flug von Berlin nach London Gatwick ging sogar nur mit etwas Verspaetung. Der von Gatwick nach Calgary allerdings mit 7 Stunden Verspaetung. Denn eine halbe Stunde bevor mein Flug gegangen waere wurde wieder einmal der komplette Flughafen dicht gemacht. Also wurden alle in einen Bus gesetzt, nach London Stanstead kutschiert und dort dann verflogen. Somit habe ich natuerlich auch diesmal meinen Greyhoundbus nach Edmonton verpasst doch ein nettes Maedel, das mich in London angesprochen hat, bot mir an bei ihrer Mutter mit zu fahren, die sie von Calgary abgeholt und nach Edmonton gebracht hat.

So, und was war nun mein erster Eindruck von Kanada ?
1. Die Autos hier sind pervers gross. Jeder scheint einen Pickup zu fahren mit Dimensionen, die man aus Europa einfach nicht kennt. Ein normales Auto hier wuerde in Deutschland als LKW klassifiziert werden.
2. Das Stadtbild, die Haeuser sehen aus wie in amerikanischen Filmen (Bsp. American Pie). Schachbrettartige Strassenaufteilung und eben diese typischen alle gleich aussehenden Haeuser.
3. Viel mehr Menschen sind uebergewichtig.
4. Alle sind so nett und Autos halten automatisch an, wenn man an einer Strasse steht und lassen einen drueber laufen (ganz anders als in Griechenland).
5. Benzin ist billig, Essen ist teuer.
6. Wenn man einmal in der Natur ist, hoert sie gar nicht mehr auf.

Ansonsten ist halt alles wie in Deutschland auch. Es gibt Elektrizitaet, Kloschuesseln, Klopapier (anders als in Indien), alle Nahrungsmittel die man so kennt und was sonst noch zum Leben dazu gehoert (aus deutscher Sicht).

Am ersten Tag hat mich Bubbi ein wenig durch die Stadt gefuehrt und mir das nordamerikanische Leben naeher gebracht. Er hat mich schon ueber eMail vorgewarnt, dass er seit ein paar Wochen viele viele Stunden vor dem Fernseher haengt und Battlestar Galactika schaut (eine Science Fiction Serie bestehende aus ca. 35 DVDs mit a ca. 3,5h Filmmaterial) und ich da wahrscheinlich auch nicht drumrum kommen wuerde. Er hatte recht. Eigentlich hatte ich mir meinen Kanadastart anders vorgestellt aber wenn man einmal mit dieser Serie angefangen hat, kommt man nicht mehr weg. Sie ist wirklich gut, man sollte sich schon alle 4 Staffeln kaufen!!!

Es blieb bisher jedoch nicht nur bei amerikanischer Fernsehkultur. Wir haben beispielsweise einen nahegelegenen Bison-Nationalpark besucht. Mit Langlaeufern ausgestattet gingen wir querfeldein auf die Pirsch. Und nach ein paar Minuten tauchten auch schon die ersten Bisons mitten auf dem freien Feld vor uns auf, auf dem wir uns auch bewegten. Bubbi und ich waren uns nicht ganz sicher, wie man sich am besten dem Biest gegenueber verhaelt. Dass sie aeusserst gefaehrlich werden koennen wussten wir doch mehr auch nicht. Weitere Instruktionen von Meagans Familie konnten wir nicht entgegen nehmen, da diese sich fuer eine andere Route entschieden haben. Sie setzten uns nur ab und liessen uns allein, mit dem Biest.
Um jedenfalls eine bessere Foto-Position zu bekommen entschlossen wir uns noch ein paar Meter zu naehern. Das Biest hat uns natuerlich laengst bemerkt und begann mal auf uns zu zu rennen und mal einfach nur da zu stehen und uns anzustarren, waehrnd es seine brodelnden Atemwolken in die eisige kanadische Kaelte hinausstiess. Als es sich dann bis auf 100m genaehert hat und Bubbi noch mit fotografieren beschaeftigt war, habe ich mich schon mal nach der naechst gelegenen eng stehenden Baumgruppe umgesehen und meine Skier abgeschnallt, damit ich schneller rennen kann. Nach ein paar gelungenen Fotos empfand Bubbi diese Idee dann auch als ratsam und tat es mir gleich.
Ich kann wirklich sagen, dass diese Dinger riesig sind und wohl auch nicht ungefaehrlicher als Baeren.

Am Wochenende waren wir fuer 3 Tage in den Rockys. Nachdem wir die Mitgliedschaft fuer den Outdoorclub der Uni erworben haben sind mir mit diesem in einer 38 koepfigen Gruppe in den Jasper Nationalpark gefahren. Wenn man bei Google-Bilder "Kanada Rockys" eingibt bekommt immer wieder das gleiche Motiv von einem See mit einer Miniinsel mit ein paar Baeumen drauf und im Hintergrund die Berge. Das ist der Jasper NP.
Das Hostel lag mitten im Wald 15km vom naechsten Haus weg umzingelt von Bergen und mit Fluss und Wasserfall vor der Tuer. Es war ein schlichtweg ein Traum. Am Sonnabend bin ich mit ein paar Jungs ins nahe gelegene Skigebiet Marmot Basin gefahren, habe mir ein Brett ausgeliehen und bin in herrlichem Sonnenschein umgeben von atemberaubendem Rocky-Panorama gesnowboardet. Tja, was kann ich da noch hinzufuegen. Jeder der mich kennt, weiss wie ich zu sowas stehe.

Am Sonntag machten wir einen Spaziergang zu den gefrorenen Athabasca Wasserfaellen, wobei ich und 2 weitere Jungs eine Wolfsbegegnung hatten, ein aeusserst hohes Privileg. Nicht mal Meagans Eltern, die schon 50 Jahre in diesem Land leben haben jemals einen Wolf gesehen.
Auf der Rueckfahrt (Hinfahrt war im Dunkeln) ist mir dann so richtig die Ueberdimensionalitaet der Landschaften bewusst geworden. Alpentaeler sind eng und oft Baumlos. Die Taeler in den Rockys aber sind viele Kilometer weit ausladend and mit einem Wald ueberwuchert so weit das Auge reicht. So einen Wald kennt man aus Europa gar nicht. Ich konnte mich gar nicht richtig satt sehen an diesem Anblick.

Morgen trampe ich zu Andi nach Whitehorse hoch. Eigentlich sollte ich auch als Hundepfleger fuer einen Schlittenhunderennenmann arbeiten doch der hat jetzt seit 2 Tagen schon jemand anderen. Da war die Enttaeuschung natuerlich gross. Es waere die perfekte Winterbeschaeftigung gewesen. Aber vielleicht find ich auch was anderes im Yukon.
Interessant wird auch schon die ganze Tramp-Angelegenheit. Im Moment sind es in den kaeltesten Gebieten der Strecke nur -24 Grad. Wenn aber ploetzlich die Temperatur mal auf -40 faellt, dann kanns schon echt hart werden, besonders wenn mich keine mitnimmt. Biwakieren will ich bei den Temperaturen jedenfalls nicht. Und es sind immerhin 2000km Whitehorse.
Nun gut, mit viele Frostbeulen und abgestorbenen Zehen ich aus der Sache rauskomme, lasse ich euch dann in den naechsten Wochen wissen. =)
Nein nein, keine Sorge, so weit wirds schon nicht kommen. Ich ziehe 4 Hosen und 5 Pullover an und fuehre mir permanent Erdnussbutter intravenoes ein. So sollte es moeglich sein warm zu bleiben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Filix,
(so wird dein Name wohl im Englischen ausgesprochen)
Ich habe zwei Fragen:
Bekommst du Provision für deine Reklame für die sience fiktion DVDs?
Und hast du überhaupt 4 Hosen und 5 Pullis mit? Und genug Handschuhe?
Reinhold Messner hat sich auch in den Bergen Zehen und Finger erfroren. Wer weiß, wie die jetzt aussehen??
Und wenn ich an deine Turnschühchen denke, wird mir schon kalt!
Aber wer sich mit Bisons anlegt, wird auch mit der Kälte fertig. Bei allen deinen Erlebnissen beneide ich dich momentan nur um die Natur.
Und Vorsicht vor Bärenfallen. Beim "Schrei im Wind" musste dann das Bein ab. Das gelingt aber nur, wenn du eine stumme Begleiterin findest.

Grüße von Muudi

Tuffis-Weltreise hat gesagt…

die begleiterin hab ich schon gefunden und die hat auch schon die amputationen aller 4 gliedmassen durchgefuehrt - mit einem loeffel !!!