Indien 1 - Dehli

Ich bin dahaaaaaaaaaa !!!

Ja, ihr zweifler, die ihr dachtet ich wuerde in Bayern auf der Stelle treten und nie nach Indien kommen. Da bin ich aber nun.
Ich konnte bei Jason nix in meinen Blog schreiben, weil die tuerkischen Behoerden blogspot.com gesperrt haben. Also konnte ich nicht auf meine Seite zugreifen. Aber nun bin ich ja in Indien und hier scheint mehr Freiheit zu herrschen. Deswegen muss ich jetzt natuerlich erst mal ne Menge nachholen.

In Erfurt hats mir die letzten Tage schon wieder so in den Fuessen gekribbelt, es war wirklich zeit wieder wegzukommen. Auch wenns schoen mit euch allen war.

Mein liebenswuerdiger Papa hat mir ein Zugticket nach Wuerzburg spendiert. Da habe ich Anna und die ganzen anderen Medizinmaenner noch mal besucht. Wir sind auf eine interessante Party gegangen. Sie war nicht umwerfend (herausragend waren jedoch Speis und Trank, mein Gott die Kuchen waren zum schmelzen gut!) aber interessant dahingehend, dass ich mal mehr oder weniger nur beobachtet habe. Und ich habe an einigen Stellen die tiefsten Abgruende des menschlichen Daseins festgetellt. ALTER, ueber was sich da teilweise unterhalten wurde!!! Scheisse!!!

Es ging ja schon damit los, dass ich mit Sandalen unterwegs war. Und da es kalt war, habe ich mir natuerlich Socken angezogen. Das war aber fuer alle ein absolutes NO-GO. Oh mein Gott, wie konnte ich nur Socken mit Sandalen kombinieren ?? Habe ich denn vergessen dass eine der 10 Fashion-Gebote besagt: Du sollst nicht Socken mit Sandalen tragen sondern deines naechsten Style beneiden und nachahmen!!! Entschuldigt mal ihr marketing-Sklaven aber ich habe halt einfach nur Sandalen als Laufuntersatz und wenns kalt ist, zieh ich mir Socken an. Und da gebe ich nen Bums drauf ob das nun haesslich oder untrendig ist. So, diesen Frust musste ich mir mal schnell rausschreiben. Wirke ich gerade negativ und staendig kritisierend ?? naja, man macht sich halt so seine Gedanken ueber die Welt und die Menschen.

Auf jeden Fall war die Party trotzdem ganz lustig.

Nach Frankfurt bin ich dann am naechsten Tag mit einer Mitfahrgelegenheit gekommen. Lieber mal Geld ausgeben und rechtzeitig ankommen, als schon wieder nen Flug zu verpassen.

Es war zwar vielleicht zu frueh (ich war 5 Stunden vor Ablug da) aber ich war ja auf einem Flughaven. Und was sind Flughaeven ?? jaaaaaaaaaaa, riesige Spielplaetze, auf denen es nicht so schnell langweilig wird.

Ich habe mir den erst besten Gepaeckwagen geschnappt und bin kreuz und quer wie ein Irrer durch den ganzen Haven gecruised. Mit den Teilen kann man sogar recht gut driften. Nach einer Stunde studieren des Fahrverhaltens konnte ich dermassen spassig zwischen den Leuten rumsausen. Rolltreppe hoch, Rolltreppe runter, durch Terminal 1, Kurve hier Kurve da. Was fuer ein Seifenkistengaudi!!! Zwischendurch standen immer mal Fahrraeder und so coole elektrische Buggys von Flughavenpersonal rum und ich haette schon fast eins der Dinger mit meinem Wagen getauscht. Allerdings weiss ich nicht, wie das Flughavenpersonal darauf reagiert haette. Vielleicht nicht so locker, vielleicht mit einem Hausverbot. Und ein Hausverbot direkt vor meinem Flug waere bestimmt hinderlich fuer den Flug gewesen. Da haette ich mich dann im James-Bond-Style aufs Rollfeld schmuggeln, beim startenden Flugzeug auf die Raeder huepfen und durchs Fahrwerk ins Innere klettern muessen. Also blieb ich beim Wagen. Dann habe ich noch verzweifelt versucht meine letzten Euro auszugeben. Es gab gute schokoladige Herrentorte, Kartoffelsalat und 5 Broetchen.

Der Flug war echt geil. Das Flugzeug war nur zu einem Viertel gefuellt und jeder konnte sich aussuchen wo er sitzen wollte. So hatte ich eine gnaze Sitzreihe fuer mich alleine und konnte liegend schlafen. Wann hat man schon mal so einen Komfort und dazu noch Essen und Trinken bei einem 29-Euro Flug?!

Nach der Landung gings mit dem Flughavenbus in den Stadtkern Istanbuls weiter. 5.00 Uhr stehe ich dann mit den anderen Fluggaesten in Taxim (einer der Zentrumsstadtteile). Tja, und da stand ich halt und sehe zu wie alle Leute zielgerichtet irgendwo hinlaufen oder in Taxis verschwinden und mir wird das erste mal bewusst, dass ich mich ja gar nicht um eine Schlafmoeglichkeit gekuemmert habe. Jason anrufen ?? Zu dreist Nachts um 5.00! Da habe ich ein blondes deutsch aussehendes Maedel angesprochen. Ob sie wisse, wo es vielleicht ein guenstiges Hostel in der Naehe gibt oder ob sie vielleicht Couchsurferin oder HC-Mitglied ist. Da meinte sie es gibt ein billiges Hostel (12 Euro >>ist fuer mich ganz und gar nicht billig), ich koennte aber auch bei ihr im Wohnzimmer schlafen. Na wunderbar dachte ich mir. Alles regelt sich. So habe ich dann im Endeffekt 2 Naechte bei der lieben Petra, ihrer Mitbewohnerin Hanna und ihrem Mitbewohner Roberto (ein italienischer Chigolo) gepennt.

Die zwei Tage ueber habe ich verzweifelt versucht Marlene (siehe frueher Blogkommentare) zu erreichen. Erfolglos. Dann habe ich meine Sachen gepackt und bin Richtung Asien zu Jason aufgebrochen. Nach 500m laufen stellte ich fest, dass ich meinen MP3-Player bei den dreien in der Wohnung vergessen habe (unfassbar oder?) und bin wieder umgedreht. Also zurueck in die ruhigste, kleinste und unscheinbarste Strasse Istanbuls wo Petra wohnt, als es auf einmal hinter mir "Felix" ertoent. Ich drehe mich um und da steht eine Frau und ein Mann, die ich nicht kenne. Sie kommen grinsend auf mich zu und ich ueberlege, verdammt wer ist das. Dann machte es klick. Das war Marlene. Ich habe mal in ihrem Reiseblog gestoebert und mir ihre Fotos angesehen. Daran habe ich sie dann wieder erkannt.

Also ist das nicht unglaublich ?? Da suche ich das Maedel wie bekloppt und komme nach 2 Tagen zu dem Schluss, dass das Universum schon ein "zufaelliges" Treffen zwischen uns arrangieren wird, wenn wir es beide wollen und ich deswegen die active Suche aufgegeben habe. Und dann laeuft sie doch tatsaechlich nur ein paar Augenblicke spaeter an mir vorbei. Sie war sich ja auch nicht im Vorbeigehen sicher, ob ich es war. Ihr tuerkischer Freund hat dann im Endeffekt meinen Namen gerufen.
Wir waren natuerlich mehr als nur beeindruckt von dieser Zusammenkunft und freuten uns riesig uns doch noch gefunden zu haben.
Bei einem ausgedehnten Gespraech am Bosporus haben wir dann erst mal die ganze weitere Situation besprochen. Bei ihr gabs Probleme mit dem Indienvisum, deswegen bleibt sie vorerst noch in Istanbul und ich reise alleine weiter.
In den naechsten Tagen habe ich mir mal ein Bisschen Kultur reingezogen.
Die grossen Moscheen der Altstadt sind schon echt der Hammer. In die blaue Moschee kann man kostenlos rein, was ich natuerlich ausnutzte. Von innen wirkt sie noch viel groesser als von aussen. Einfach riesig.

Die letzten drei Tage in Istanbul bin ich auf eine der kleinen Inseln vor Istanbul gefahren. Die sind das ganze Gegenteil der Stadt. Bewaldet, ruhig, idyllisch und jeweils nu rein kleines Dorf. Es gibt 4 Inseln und ich wusste nicht welche toll ist. Also habe ich vom Boot aus entschieden bei welcher ich aussteigen werde. Es ist die dritte geworden. Nach einer halben Stunde bin ich um die Haelfte der Insel rumgelaufen und habe dort am anderen Ende ein super Plaetzchen gefunden, wo ich die 3 Tage gelesen, Musik gehoert und getrommelt habe. Ich war sogar noch mal im Meer baden und an den letzten beiden Tagen gabs was tolles. Ich stehe so am Strand, als ein Prusten meinen Blick aufs Wasser lenkte und ich eine Gruppe von 10-15 Delphinen eine halbe Stunde lang beobachten konnte. Die sind dann sogar bis auf 10m an den Strand rangekommen und ich war drauf und dran ins Wasser zu springen und mit ihnen zu schwimmen. Es war an den Tagen jedoch dann etwas zu kalt. Ein kurzes Video koennt ihr euch auch anschauen (rechts auf der Seite das letzte Video).

Am Strand gabs unheimlich viele Muscheln. Ich habe noch nie Muscheln gekocht. Also hab ichs erst mal mit 5 Stueck ausprobiert. Meerwasser kochen, Muscheln rein, nach 5min rausholen und essen. Und das war vielleicht lecker!!!!! Man braucht nichts dazu. Keine Gewuerze, kine Sosse. Einfach nu rim Slazwasser gekocht waren die schon sowas von lecker.

Am Abreisetag habe ich dann noch 3kg Muscheln gepflueckt und mit zu Jason genommen. Die haben wir an unserem letzten Abend mit Olivenoel, Knoblauch und Brot und die zweite Ladung mit Nudeln gegessen. Ein Traum!

Und dann gings endlich los. Erst gabs noch ein Probleme auf der Strasse, da es in Istanbul den ganzen tag geregnet hatte und somit einige Strassen zu Fluessen geworden sind aber ich bin rechtzeitig am Flughaven angekommen.
Dort habe ich gleich mal ne Menge Traveller kennen gelernt, die auch alle nach Indien wollten. Und dann rein ins Flugzeug, wieder raus in Sharjah (Arabien), 6 Stunden am Flughaven rumgammeln, wieder rein ins naechste Flugzeug und wieder raus in Delhi. Die Fluege waren eigentlich ganz laessig. lange Menschen (Spinne, du waerst gestorben) haetten zwar arge Probleme mit der Beinfreiheit gehabt (die hatte selbst ich schon) und es ab auch nix zu essen und fuer jeden nur 80ml Wasser aber da ein Flug nur ca. 3-4 Stunden dauerte war das ganze auszuhalten.
tja, und dann bin ich eben in Delhi angekommen. Gluecklicherweise habe ich mich an Marc, einen weltreisenden Englaender haengen koennen, da ich ohne Hilfe wahrscheinlich unter gegangen waere. Seine koreanische Freundin hat ihn abgeholt und so sind wir zu dritt mit einem Taxi in die Innenstadt gefahren.
Um die Wahrheit zu saen, ich weiss mittlerweile nicht mehr, ob ich mir ein Motorrad kaufen will. Ich wuerde niht sagen, dass ich keine Risiken eingehe, ja ich stehe sogar auf richtigen Nervenlitzel. Aber das was hier auf der Strasse abgeht ist echt kranke Scheisse!!!! Einfach lebensmuede. Und da haben die anderen beiden mir gesagt, dass das doch eine totsichere Fahrt war. Die haben mir Geschichten erzaehlt, die ich jetzt besser nicht erzaehle, da sonst einige Personen gerne haetten, dass ich das Land schnell wieder verlasse. Vielleicht sieht der Verkehr nur in den Staedten so aus. Na das werd ich ja alles ehen.
Wir sind dann am main-bazar in der Innenstadt ausgestiegen und habe mich wie ins kalte Wasser geworfen gefuehlt. Was ich da sah war mit nichts zu vergleichen, was ih jemals zuvor gesehen habe. Ich war (und bin es uebrigens immer noch) ja sowas von platt, ueberwaeltigt, beeindruckt, euphorisch ... . Das Leben hier ist einfach mal das totale Gegenteil von Europa. Da hat selbst Istanbul wie ein Idyll gewirkt. Das merkwuerdige ist aber, dass ich mich total wohl fuehle . Es ist zwar so uebrmaessig laut und schnell und Menschen ueberfuellt aber irgendwie ist doch alles so chaotisch, dass es schon wieder natuerlich wirkt. Obwohl man es natuerlich nicht sehr lange hier aushaelt.
Marc und Uma haben mir alles gezeigt. Sie haben mir ihr Hostel geeigt, wo ich mich auch gleich eingenistet habe und dann sind wir ert mal so richtig schlemmen gegangen. Und da habe ich schon wieder einen Schock gekriegt. Die Preise sind her beaengstigend niedrig. Ich fuehle mich irgendwie schuldig, wenn ich weiss, was da auf meinem Knto rumliegt. Hier kann man sich im Restaurant zum zerbersten mit den leckersten Sachen vollfressen fuer ein Geld, wo man in Deutschland zur Kassiererin im Supermarkt sagt:"behalten sie den Rest". Dieser "Rest" ist hier die Rechnung. Ich habe Reis mir Gemuese, allen moeglichen Sossen, Chiabati (Fladenbrote) Chai (Tee mit Milch) Und eine Flasche Wasser nur vedammte 70 Cent bezahlt. Mein Hostelzimmer mit Bad und in einer perfekten Lage mitten im Bazar kostet 2,50 Euro die Nacht. Das tut mir irgendwie im Herzen weh. Obwohl es natuerlich auch alles leichter wird unter solchen Umstaenden zu reisen.
Das Essen ist genial. Genau mein Ding!! Zwar laeuft nicht alles so sauber ab wie in indischen Restaurants in Deutschland aber deswegen bin ich ja nicht hier. Es schmeckt einfach geil, ist vergetarisch und eben guenstig. Und so viele neue Sachen kann man ausprobieren.
Naja und dann halt die Kleidung und das Aussehen der Menschen und ueberall riecht anders und lecker. Es ist einfach alles anders. Die ganze Kultur interessiert mich nach dem ersten Eindruck exorbitant. Ich habe auch shon ein paar Saddhus gesehen. Einer war besonders beendruckend, zumindest vom Aussehen her. Ein steinalter kleiner Mann ohne Schuhe und Oberbekleidung, nur mit einem Baumwoll-Huefttuch. Er hatte Dreadlocks, die mit Sicherheit zum Bioden reichten, die er aber zu einem 50cm hohen Turm gewickelt hat und das ganze mit einem Haarband sicherte. Dazu wucherte aus dem Gesicht ein freundlicher Baart und fertig ist der Sadduh. Ich hab zwar erst eine Ahung, was Sadduhs eigentlich so richtig sind und was sie machen aber sie wirken sehr sehr interessant. Von dem was ich weiss, kann ich mich mit ihnen recht gut identifizieren. Aber ich bin ja erst ganz am Anfang. Es ist fraglich, ob ich ueberhaupt vom Anfang wegkomme.
Abgesehen von den ganzen tollen Sachen sieht man aber auch ne ganze Menge Leid. Es ist unmoeglich, dass man ueber den bazar laeuft, ohne von mindestens 10 kleinen Kindern, Krueppeln und Muettern mit Babies angebettelt wird. Ich habe in ein Haus reingeschaut, das einfach nur mit einem riesigen Berg Muell gefuellt war, den die Besitzer gesammelt haben. Es war gestern Abend und die Familie hat sich gerade ihre Schlafstaetten auf der Spitze des Berges eingerichtet. Damit muss man erst fertig werden. Das Ding ist, dass wohl die meisten Bettler von einer Art Mafiosi beherrscht wird, die alles Erbettelte an den Boss abdruecken muessen. Wenn beispielsweise eine Mutter fuer Geld nach Milchpulver fuer ihr Baby oder ein Kind fuer Geld nach Essen fragt, und man mit ihnen in den Laden gehen will, um das Zeug persoehnlich zu kaufen, lehnen sie das immer ab und wollen nur Geld. Dann muss man entscheiden, ob man alle 5m einem neuen Bettler Geld gibt um das leidende Gesicht fuer einige Sekunden zufrieden zu stellen, oder ob man sie ignoriert und damit den mafioesen Strukturen nicht nachgibt. Auf dass sie vielleicht unter Strafdruck wegen fehlender Einnahmen geraten und somit sie weiterhin unter Druck stellt, sich eine andere Ueberlebenstechnik zu suchen. Tja, die Armut ist nun einfach ein neues Thema mit dem ich mich auseinander setzen muss und zu dem ich mir eine Meinung bilden muss. Obwohl dieser Prozess logischerweise nicht erst jetzt eingesetz hat sondern schon viel frueher.
So, ich muss jetzt noch ein paar Dinge besorgen. Morgen kommt Jan in Delhi an und wir werden erst mal besprechen, wies weiter geht.
Denn es geht weiter.