11.5.10

Kanada 5 - Fort St. John

Ich bin zwischendurch vor langer Weile fast gestorben.
Mit dem Gips konnte ich nicht arbeiten. Zu tun gabs auch sowieso nichts. Und das Wetter war auch nicht grandios, um rausgehen zu koennen. Also hab ich mir die Zeit mit Fernsehgucken vertrieben. Bei mindestens 6 Stunden Glotze am Tag kriegt man aber auch recht schnell nen Rappel. Ich wuerde sagen, dass ich am Cabin Fever gelitten habe. Und ich bin teilweise echt fast durchgedreht.

Gluecklicherweise kam Bubbi Anfang April und hat mich besucht. Wir haben zusammen den letzten Laydownjob gamacht. Er war ziemlich beeindruckt von der ganzen Rig-Arbeit. Er hat immerzu gesagt:"Oh man, ich arbeite auf ner Oel-Rig - wie krass ist das denn?!"
Und ein paar Tage spaeter arbeiteten wir in Ganzen das letzte Mal auf einer Rig. Wir mussten bei einem Tongjob (erklaer ich jetzt nicht, dauert zu lange) Pipes mit einer Pistole waschen und polieren und ueber Ablagegestelle rollen. Das hat 24 Stunden gedauert - eine komplette Nacht und ein Tag. Und ich kann euch versichern - das war eine echt dreckige Angelegenheit. Der Boden super schlammig und das Waschbenzin aus den Pistolen spritzt in der Gegend rum. Ausserdem wars am Tag viel zu heiss, besonders in den Coveralls und Arbeitsschuhen.
Als ich am Ende meine Boots ausgezogen habe, vernahm ich einen Geruch, von dem ich nicht dachte, dass er von einem Lebewesen stammen koennte. Meine Fuesse stanken nach Wasserstoffperoxid (wie Haarfaerbebleiche). Da muss in den 24 Stunden in den Schuhen ein chemischer Big Bang stattgefunden haben.

Auf dem Heimweg haben wir dann unseren ersten Baeren gesehen. Gerade wach geworden sass er neben der Strasse und stierte uns an, als wir anhielten.

Als ich meinen Arm wieder einigermassen benutzen konnte, machten wir uns an die restlichen Bretter und Baeume, die noch zu entrinden waren. Das war unsere Beschaeftigung der naechsten 2 Wochen.
Eines Sonntags sass ich gerade auf der Couch zur Mittagspause und die Tuer der Huette war offen. So konnte ich direkt auf das Nachbargrundstueck sehen. Ich registrierte eine zarte Rauchsaeule und Traktorengeraeusch. Sind wahrscheinlich nur Qualmwolken vom Kaltstart des Traktors, dachte ich mir. Einige Sekunden spaeter gabs eine Explosion, dann dicker schwarzer Rauch und die ersten sichtbaren Flammen. Das sah dann nicht mehr nur nach nem Kaltstart aus. Ich rannte zur anderen Cabin, wo Bubbi sich gerade was zu Essen machte und zusammen rannten wir zum Nachbarn.

Die komplette Scheune stand in Flammen und der Besitzer versuchte noch verzweifelt mit dem Traktor ein paar Werkzeuge rauszuholen. Sehr viel naeher als 10m konnte man aber nicht an die Scheune ran. Die Heuballen brannten wirklich gut. Bubbi sprintete zum anderen Nachbarn und rief die Feuerwehr und mehr konnte wir auch nicht tun. Fuer uns wars ein interessantes Spektakel, fuer den Nachbarn ein Schaden von ca. 30.000 Dollar.
Der Trottel ist aber auch selbst dran Schuld. Er hat direkt neben der Scheune Wiese abgebrannt (was ich noch nie verstanden habe) und so hats die Heuballen angezuendet. Vor 10 Jahren hat er schon sein Haus abgefackelt. Das spricht nicht gerade fuer Professionalitaet. Ganz wenigen Menschen auf dieser Erde brennt einmal ein Haus nieder. Aber wenn man innerhalb von 10 Jahren 2 Gebaeude abbrennt, dann kann da was nicht richtig sein.

An diesem Wochenende war aber in ganz Fort St. John der Wurm drin. Neben der Scheune sind noch ein paar Hotelzimmer ausgebrannt, ein Appartmentgebaeude, das daraufhin bis zur Haelfte eingestuerzt ist und zu guter letzt ist die Wohnung von ein paar Freunden explodiert.
Die haben ein paar Experimente gemacht, bei denen Butangas aus der Flasche nicht vollstaendig verbrannt ist. Als Andrew dann die Wohnungstuer aufgemacht hat und somit Sauerstoff einstroemte, flog die ganze Schese einfach in einem grossen Feuerball in die Luft. Dummerweise waren zu dem Zeitpunkt 2 Leute im Zimmer wos passiert ist. Die wurden dann mit Verbrennungen 2ten und 3ten Grades ins Krankenhaus gebracht.
Wir haben das Ganze erst am naechsten Tag gesehen. Alle Fenster der 4 Raumwohnung waren zerborsten und fast alle Waende hats einfach um 20cm aus dem Gebaeude gedrueckt. Da muss man aber Dazu sagen, dass in Kanada nicht mit Beton gebaut wird sondern viel mehr mit Holz, auch mehrstoeckige Gebaeude.
Interessanter Weise sah der Raum, wo die Explosion statt gefunden hat ziemlich gut aus. Die Schockwelle hat erst ein paar Waende weiter ihre wahre Zerstoerungskraft entfaltet.
Jetzt sind aber alle wieder heilauf und einfach umgezogen.

Ich bin gestern mit einem von Calvins Truck nach Edmonton gefahren. Wir duerfen uns ihn fuer 4 Wochen ausleihen und arbeiten dann die "Leihgebuehren" eine Woche lang fuer Calvin ab. Wir gehen naemlich Pilze sammeln. Und dafuer braucht man ein Fahrzeug.

John hat mir vor ein paar Monaten schon von den Pilzen erzaehlt. Dort wo im letzten Jahr Waldbraende gewuetet haben, wuchern dieses Jahr Morcheln. Die werden dann gesammelt und an Aufkaufstationen (wie beim Erdbeerland) verkauft. Man bekommt 5-15 Dollar fuers Pfund steuerfrei. Und John meinte, dass man bis zu 100 Pfund pro Mann und Tag sammeln kann. Klingt das nicht nach nem Traumjob ??? Pilze sammeln und dabei reich werden. Unabhaengig sein, an der frischen Luft und campen. Alles schoene im Leben kombiniert mit extraordinaerem Profit. Aber bis ich nicht dort bin und die erste Kohle in den Haenden halte, bin ich erst mal noch skeptisch.

Wie gesagt bin ich gestern nach Edmonton gefahren, um Bubbi und Meagan abzuholen. Ic dachte, dass ich mit einer Tankfuellung die 750km schaffen koennte. Doch dann wurde es knapp. Leider kam auf den letzten 150km keine Tankstelle mehr. Das ist hier nicht wie in Europa. Als ich 2km vor dem Ortseingang war und die ersten Lichter und Malls und Tankstellen sah, dachte ich, ich haette es geschafft. Doch ploetzlich stotterte der Truck und ging aus. Ich rollte aus und blieb unter einer Bruecke stehen. Ich winkte das einzige Auto heran, was ankam. Es war ein Streifenwagen. Der Officer war der freundlichste Bulle, den ich je gesehen habe. Nach meinen Polizeierfahrungen und Geschichten der letzten 2 Jahre bin ich Polizei grundsetzlich hoechst feindseelig gegenueber eingestellt. Doch dieser Mann war ein Engel. Er hat mich zur naechsten Tankstelle gefahren und war halt einfach super nett.

Morgen fahren wir los und sind schon alle ganz aufgeregt. Hua !!!

ps: Zieht euch unbedingt mal die neuesten Fotos rein, besonders das eine, wo Bubbi mit der Waschpistole vor der Rig steht. Ich hab mich zerissen vor Lachen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Jungs im pool sind ganz schön propper (vorsichtig ausgedrückt). Ist für dich hoffentlich nicht nachahmenswert. Und dass man sich bei der "Huckelpiste" den Arm bricht, ist kein Wunder.
Gruß von Muudi