18.4.11

Comox - Kanada

Hups und da bin ich nun wieder. Die Zeit in den USA war wie ein Augenzwinkern. Zumindest Rückblickend.
Ich habe mit Becky unsere gemeinsame Zeit auf die angenehmste aller Varianten ausklingen lassen: mit ein paar schönen heissen Bädern in den Bagby Hotsprings.

Wir fuhren am Freittag, den ersten sonnigen Tag seit vielen Wochen, nach Bagby und wanderten durch den Wald, suchten uns ein schnuckeliges Plätzchen am Fluss, wo wir mein neues Zelt (die Big Agnes - ich liebe sie) aufschlugen und uns dann in einem der grossen Pools für stundenlang weichkochten. Es war herrlich. Einfach nur herrlich! Immer noch beträchtliche Mengen an Schnee lagen auf dem Waldboden, die Sonne schien und die Pools mit heissem Wasser stehen mitten im Urwald (wirklicher old growth!). Der folgende Tag verging ähnlich und am Nachmittag erkundeten wir etwas genauer einen geheimen Zeltplatz zurück auf dem Weg Richtung Portland. Dort verbachten wir die Zweite Nacht am Lagerfeuer und schliefen in meinem Van.

Und dann am Montag war es so weit. Das war der Tag meiner Abreise. Mein Visum lief in wenigen Stunden aus und ich musste mich (zumindest theoretisch wie ich jetzt weiss) aus dem Lande verkrümeln. Ich denke noch nie fiel mir ein Abschied so schwer. Es gab viel Geweine und Geschluchtze. Einerseits war ich froh, dass ich nun endlich wieder in Bewegung war und mich nichts an einem Ort hielt und ich meinen Erkundungsdurst stillen konnte, doch andererseits war ich auf eine Weise schon im Paradies und es fühlte sich falsch an wegzufahren. Ich hätte Becky einfach gerne mitgenommen, doch das ging nicht. Natürllich wäre es gegangen. Alles geht. Aber sie wollte nicht, da sie zu sehr in ihr Leben eingeflochten ist, was ich natürlich verstehe. Ich hätte natürlich bleiben können, was auf jeden Fall möglich ist (die USA hat Millionen illegaler Einwanderer), doch wollte ich nicht ein einer Stadt leben und auch ich habe Angst davor meinen Lebensstil aufzugeben. Oder besser gesagt, ich habe keine Angst meinen Lebensstil aufzugeben, aber noch nicht jetzt und irgendwie nicht in Amerika. Der Gedanke existiert auf jeden Fall, aber muss ich erst noch daran wachsen. Es gibt da noch so einige Schaltkreise in mir, die erst getrennt werden müssten und andere die hergestellt werden müssten, um diese Möglichkeit zuzulassen.
Ich denke fürs erste haben Becky und ich eine gute Lösung gefunden, mit der wir beide vorerst leben können, jeder auf seinem Wege, und uns aber immer noch miteinander verbindet. Huhuhuuuuuu - myteriös!

Diesmal überquerte ich die Grenze per Schiff. Ich fuhr mein Auto nach Port Angeles und nahm die Führe rüber nach Victoria.

Das war eine spannende Sache, da ich mal wieder ganz genau auf Unterschiede zwischen beiden Ländern achten konnte. Nach so vielen Wochen verschwimmen die offensichtlichsten Dinge aus den Augen. Das war mit dem Bier genauso. Das erste kanadische Bier in Edmonten im Januar 2010 hat wie Pisse geschmeckt. Das zweite Bier war immer noch Pisse, mit dem Kommentar:"Naja Felix, gewöhn dich dran. So isses halt." Das dritte Bier war dann schon gute Pisse und ehe du dich versiehst glaubst du wirklich, dass du Bier trinkst. Mittlerweile denke ich:"Och, das is aber en schmackhaftes Pils!" Nebenbei weiss ich aber ganz genau, dass ich das nur sage, weil ich vergessen habe wie deutsches Bier schmeckt. Man realisiert die guten Dinge ganz besonders im Kontrast zu den schlechten.

Der Grenzbeamte in Victoria lächelte mich an, fragte ob ich Obst und Gemüse dabeihabe, wie ich mich ernähren will und das war dann auch schon alles. 10 min später fuhr ich durch die Strassen von Victoria. Diese Prozedur hatte ich beispielsweise anderes in Erinnerung, als ich von Kanada in die Staaten fuhr. Dort fühlt sich nämlich jeder Ottonormalverbraucher wie ein Terrorist. Und der ist man meisten auch nach Definition (zumindest ein Verdächtiger - Otto Bin Laden). Das nächste was mir auffiel ist, dass alle lächeln und grüssen. In Victoria, einer der grössten Städte in BC grüssen einen viele auf der Strasse. Wie abgefahren ist das denn? Und es gibt nicht so viel Verkehr, bei weitem nicht. Dieser Eindruck wird sich dann aber nich mal verstärken, wenn ich von Kanada nch Deutschland zurück komme.
Ganz im Allgemeinen erscheinen mir die Kanadier diesmal deutlich relaxter und freundlicher als die Ammis. Und dann schwingt natürlich auch immer dieser politische Gedanke mit rum. Aber naja, den sollte man eigentlich ignorieren, weils in meinen Augen unfair ist.

Ich bin mittlerweile wieder seit 5 Tagen in Comox und habe alle Leute die ich kenne besucht und breche Morgen auf, nach Utopia (siehe neuer Eintrag) Island. Ich habe über Couchsurfing eine Einladung von einem Deutschen Langzeitreisenden bekommen, ob ich nicht mal vorbei schauen will.
Utopia ist eine kleine Insel zwischen Festland und Van Island. Dort gibts keine Kanalisation, kein Stromnetz und so gut wie keine Strassen. Es gibt ja auch keine Autofähre dorthin. Wofür also grossartig Strassen. Alle dort kompostieren ihre Scheisse, generieren ihren Strom aus Windrädern und Solarzellen und leben aus dem eigenen Garten. Zusammenfassend also alle hardcore Hippies - genau mein Ding!!! Ich bleibe wahrscheinlich für eine Woch oder zwei und habe dann auf Saltspring Island einen Cob Building Workshop für 5 Tage. Cob ist prinzipiell Fachwerk ähnlich. Es wird also mit einer Mischung aus Lehm, Sand und Stroh gebaut, allerdings meist ohne Balken, die in Deutschland ein starkes Charakteristika für heimes Fachwerk sind. Nach dem Workshop sollte ich genug Erfahrung haben, um mein eigenes Haus zu bauen. Und dann geht auch schon wieder die Pilzsaison los. Das Leben wird also wieder richtig schnell in den nächsten Monaten.