30.1.10

yukon

hier nur ganz kurz: bin jut im yukon (whitehorse) angekommen. war gar nicht so kalt wie erwartet (minus 28 das kaeltestet) und ich hab nur 3 tage gebraucht, mit 2 tagen zwiscehndrin pause bei couchsurfern. bin jetzt bei andi und helf evtl. bei den hunden mit. bis demnaechst.

26.1.10

Canada 1 - Edmonton

So, also ich musste wie gesagt eine weitere Woche in Berlin verbringen, bis die naechsten Fluege gehen sollten. Hab in der Zeit mal wieder einen engeren Kontakt zu einer Person geschlossen, die mich die Haelfte meiner bisherigen Lebenszeit begleitet und sicher auch ganz entscheidend gepraegt hat und mit der ich seit einigen Jahren nicht viel zu tun hatte. Und es war ganz wunderbar und erfrischend. Danke fuer die coole Woche Shorty. Wenn ich das naechste mal im Land bin, mache ich dich am Kicker alleine fertig. =)

Ich kaufte mir diesmal ein Ticket fuer die U-Bahn um zum Flughafen zu kommen. Allerdings nur fuer den Gueltigkeitsbereich AB. Die Station am Flughafen lag allerdings genau im Gueltigkeitsbereich ABC. Wird schon gut gehen dachte ich. Nachdem ich mit meinem Charm die Kontrolleure, welche natuerlich an der vorletzten Station einstiegen, ueberredet habe mir keine 40 Euro abzuknoepfen ging auch erst mal alles weitere gut. Der Flug von Berlin nach London Gatwick ging sogar nur mit etwas Verspaetung. Der von Gatwick nach Calgary allerdings mit 7 Stunden Verspaetung. Denn eine halbe Stunde bevor mein Flug gegangen waere wurde wieder einmal der komplette Flughafen dicht gemacht. Also wurden alle in einen Bus gesetzt, nach London Stanstead kutschiert und dort dann verflogen. Somit habe ich natuerlich auch diesmal meinen Greyhoundbus nach Edmonton verpasst doch ein nettes Maedel, das mich in London angesprochen hat, bot mir an bei ihrer Mutter mit zu fahren, die sie von Calgary abgeholt und nach Edmonton gebracht hat.

So, und was war nun mein erster Eindruck von Kanada ?
1. Die Autos hier sind pervers gross. Jeder scheint einen Pickup zu fahren mit Dimensionen, die man aus Europa einfach nicht kennt. Ein normales Auto hier wuerde in Deutschland als LKW klassifiziert werden.
2. Das Stadtbild, die Haeuser sehen aus wie in amerikanischen Filmen (Bsp. American Pie). Schachbrettartige Strassenaufteilung und eben diese typischen alle gleich aussehenden Haeuser.
3. Viel mehr Menschen sind uebergewichtig.
4. Alle sind so nett und Autos halten automatisch an, wenn man an einer Strasse steht und lassen einen drueber laufen (ganz anders als in Griechenland).
5. Benzin ist billig, Essen ist teuer.
6. Wenn man einmal in der Natur ist, hoert sie gar nicht mehr auf.

Ansonsten ist halt alles wie in Deutschland auch. Es gibt Elektrizitaet, Kloschuesseln, Klopapier (anders als in Indien), alle Nahrungsmittel die man so kennt und was sonst noch zum Leben dazu gehoert (aus deutscher Sicht).

Am ersten Tag hat mich Bubbi ein wenig durch die Stadt gefuehrt und mir das nordamerikanische Leben naeher gebracht. Er hat mich schon ueber eMail vorgewarnt, dass er seit ein paar Wochen viele viele Stunden vor dem Fernseher haengt und Battlestar Galactika schaut (eine Science Fiction Serie bestehende aus ca. 35 DVDs mit a ca. 3,5h Filmmaterial) und ich da wahrscheinlich auch nicht drumrum kommen wuerde. Er hatte recht. Eigentlich hatte ich mir meinen Kanadastart anders vorgestellt aber wenn man einmal mit dieser Serie angefangen hat, kommt man nicht mehr weg. Sie ist wirklich gut, man sollte sich schon alle 4 Staffeln kaufen!!!

Es blieb bisher jedoch nicht nur bei amerikanischer Fernsehkultur. Wir haben beispielsweise einen nahegelegenen Bison-Nationalpark besucht. Mit Langlaeufern ausgestattet gingen wir querfeldein auf die Pirsch. Und nach ein paar Minuten tauchten auch schon die ersten Bisons mitten auf dem freien Feld vor uns auf, auf dem wir uns auch bewegten. Bubbi und ich waren uns nicht ganz sicher, wie man sich am besten dem Biest gegenueber verhaelt. Dass sie aeusserst gefaehrlich werden koennen wussten wir doch mehr auch nicht. Weitere Instruktionen von Meagans Familie konnten wir nicht entgegen nehmen, da diese sich fuer eine andere Route entschieden haben. Sie setzten uns nur ab und liessen uns allein, mit dem Biest.
Um jedenfalls eine bessere Foto-Position zu bekommen entschlossen wir uns noch ein paar Meter zu naehern. Das Biest hat uns natuerlich laengst bemerkt und begann mal auf uns zu zu rennen und mal einfach nur da zu stehen und uns anzustarren, waehrnd es seine brodelnden Atemwolken in die eisige kanadische Kaelte hinausstiess. Als es sich dann bis auf 100m genaehert hat und Bubbi noch mit fotografieren beschaeftigt war, habe ich mich schon mal nach der naechst gelegenen eng stehenden Baumgruppe umgesehen und meine Skier abgeschnallt, damit ich schneller rennen kann. Nach ein paar gelungenen Fotos empfand Bubbi diese Idee dann auch als ratsam und tat es mir gleich.
Ich kann wirklich sagen, dass diese Dinger riesig sind und wohl auch nicht ungefaehrlicher als Baeren.

Am Wochenende waren wir fuer 3 Tage in den Rockys. Nachdem wir die Mitgliedschaft fuer den Outdoorclub der Uni erworben haben sind mir mit diesem in einer 38 koepfigen Gruppe in den Jasper Nationalpark gefahren. Wenn man bei Google-Bilder "Kanada Rockys" eingibt bekommt immer wieder das gleiche Motiv von einem See mit einer Miniinsel mit ein paar Baeumen drauf und im Hintergrund die Berge. Das ist der Jasper NP.
Das Hostel lag mitten im Wald 15km vom naechsten Haus weg umzingelt von Bergen und mit Fluss und Wasserfall vor der Tuer. Es war ein schlichtweg ein Traum. Am Sonnabend bin ich mit ein paar Jungs ins nahe gelegene Skigebiet Marmot Basin gefahren, habe mir ein Brett ausgeliehen und bin in herrlichem Sonnenschein umgeben von atemberaubendem Rocky-Panorama gesnowboardet. Tja, was kann ich da noch hinzufuegen. Jeder der mich kennt, weiss wie ich zu sowas stehe.

Am Sonntag machten wir einen Spaziergang zu den gefrorenen Athabasca Wasserfaellen, wobei ich und 2 weitere Jungs eine Wolfsbegegnung hatten, ein aeusserst hohes Privileg. Nicht mal Meagans Eltern, die schon 50 Jahre in diesem Land leben haben jemals einen Wolf gesehen.
Auf der Rueckfahrt (Hinfahrt war im Dunkeln) ist mir dann so richtig die Ueberdimensionalitaet der Landschaften bewusst geworden. Alpentaeler sind eng und oft Baumlos. Die Taeler in den Rockys aber sind viele Kilometer weit ausladend and mit einem Wald ueberwuchert so weit das Auge reicht. So einen Wald kennt man aus Europa gar nicht. Ich konnte mich gar nicht richtig satt sehen an diesem Anblick.

Morgen trampe ich zu Andi nach Whitehorse hoch. Eigentlich sollte ich auch als Hundepfleger fuer einen Schlittenhunderennenmann arbeiten doch der hat jetzt seit 2 Tagen schon jemand anderen. Da war die Enttaeuschung natuerlich gross. Es waere die perfekte Winterbeschaeftigung gewesen. Aber vielleicht find ich auch was anderes im Yukon.
Interessant wird auch schon die ganze Tramp-Angelegenheit. Im Moment sind es in den kaeltesten Gebieten der Strecke nur -24 Grad. Wenn aber ploetzlich die Temperatur mal auf -40 faellt, dann kanns schon echt hart werden, besonders wenn mich keine mitnimmt. Biwakieren will ich bei den Temperaturen jedenfalls nicht. Und es sind immerhin 2000km Whitehorse.
Nun gut, mit viele Frostbeulen und abgestorbenen Zehen ich aus der Sache rauskomme, lasse ich euch dann in den naechsten Wochen wissen. =)
Nein nein, keine Sorge, so weit wirds schon nicht kommen. Ich ziehe 4 Hosen und 5 Pullover an und fuehre mir permanent Erdnussbutter intravenoes ein. So sollte es moeglich sein warm zu bleiben.

8.1.10

Deutschland - Vorbereitung zum Aufbruch in die neue Welt

Wenn der heutige Tag ein Fisch wäre - ich würde ihn wieder reinwerfen !!!

Dieser Spruch ist mir vorgestern über den Weg gelaufen und passte perfekt zu den Ereignissen dieses Tages - Mittwoch der 6.1.2010, ein schwarzer Tag in meiner Reisekarriere. Wieso das Ganze ? Dazu komme ich später. Erst einmal möchte ich die letzten Monate meines (nicht)-Reiselebens wiederkäuen und euch so kurz wie möglich präsentieren.

Ich verließ also Griechenland mit dem Flugzeug. Bei der Ausführung dieses Plans geriet ich wieder einmal arg in Bedrängnis durch den mich ewig hetzenden Begleiter:Zeit. Um ein Haar hätte ich den Check-in verpasst doch alles ging gut und ich landete bei Nieselregen und 10 Grad plus in Berlin.

Die folgenden Wochen verliefen eher unspektakulär. Ich besuchte ein paar Wochen lang einige Freunde in anderen Städten. Doch dann fügte es sich, dass mein Urplan meines Deutschlandaufenthaltes sich aus der Gedankenwelt meines Kopfes in die Realität hinaus gebar, der ja beinhaltete ein paar extra Euronen fürs teure Amerika zu erwirtschaften.
Über Freunde hörte ich vom Arbeitseinsatz auf dem Charlottenburger Weihnachtsmarkt, auf dem es laut Mundpropaganda ne Menge Asche abzustauben gäbe. Das klang genau nach dem was ich wollte: 4 Wochen knallhart arbeiten und Kohle machen. Und so kam es. Ende November stand ich mit Paula und Michel (Erfurter Freunde) vorm Schloss Charlottenburg und wir begutachteten unseren neuen Arbeitsplatz: Der 2 etagige Glühwein-Langos-Kesselgulasch-Palatschinken-Stand.

Ich wurde zusammen mit Paula und Michel sogleich zu den Herrschern übers Essen gemacht. Wir waren sozusagen Küchenchefs. Mein Reich: die Fritöse, Paulas Reich: die Crepe-Platten, Michels Reich: die Schippelküche und Ephron (der nach 2 Wochen erst dazu kam) wurde gleich nach seinen ersten 2 Arbeitsstunden zur Bedienung "befördert", da er sich beim Kräuterhexeln ein Drittel seiner Daumenkuppe abgeschnitten hat . Tja, und so taten wir die nächsten 4 Wochen nichts anderes. Ich frittierte die Langos´, Paula machte Palatschinken, Michel schnippelte alles Mögliche und Ephron schnippelte selten mehr was, sondern bediente und heimste sich wahrscheinlich das meisten Trinkgeld ein mit der Masche: ich armer Junge musste in der Küche Kräuter schneiden und habe mir dabei die Kuppe abgehackt - deswegen der dicke Verband. =(

Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Nach all der langen Zeit des Geld verbrauchens schlüpfte ich nun auch mal in die Rolle des Geld Vermehrens. Und es hat mir unanständig viel Spaß gemacht. Ganz im Ernst, die ersten 3 Wochen haben wir dermaßen viel gelacht und gegessen und Freude am arbeiten gehabt, dass ich schon fast dachte freiwillig in die Klasse des Prolatariats einzutreten. Dazu muss ich sagen, dass die Wochenendtage mit zu den stressigsten meines bisherigen Lebens zählen. Allerdings war das Erstaunliche, dass mir diese Art von Stress nicht auf den Bauch geschlagen hat (wie ich es erwartete), sondern zu Höchstleistungen beförderte.

In dieser ganzen Zeit fokussierten sich all meine Gedanken auf die Produktion von Langos. Ich dachte nur an Langos, ich ass nur Langos, ich roch nach Langos, ich träumte sogar fast jede Nacht von Langos. Dieses Phänomen war an einigen Tagen das Anstrengendste, da ich manchmal nach dem Aufwachen das Gefühl hatte 2 Arbeitstage hinter mir zu haben: einmal der reelle Arbeitstag und gleich im Anschluss der Erträumte in der Nacht, der prinzipiell ein Wochendtag war! Auch hatte ich in der ganzen Zeit kaum die Möglichkeit zur Sozialisation mit anderen Menschen außerhalb meines Arbeitsumfeldes. Ich stand auf, fuhr zum Markt, fuhr nach Hause und ging ins Bett. Was soll man auch sonst bei einer 70 Stunden-Woche ohne einen Tag Pause in 4 Wochen machen? Aber was anderes war ja auch in meinem Urplan nicht vorgesehen. Also alles bestens!

Am 24. fuhr ich per Mitfahrgelegenheit nach Erfurt und feierte mit family Weihnachten und bespaßte mich die letzte Woche in 2009 mit meinen Freunden.

3 Tage nach Sylvester war ich dann wieder bei Berlin. Erst habe ich noch langjährige Freunde besucht, bei denen ich schon Jahre nicht mehr war. Das war ganz wunderbar und erfrischend, da sich unsere Gespräche auf einer völlig neuen qualitativen Ebene abspielten, was logisch ist wenn ich das letzte Mal im Teeny-Alter Kontakt hatte.

Nachdem ich mich in den letzten Tagen noch mit einer Freundin beschäftigt habe kam dann der schwarze Tag.
Ich stand frühs um 4.15 Uhr auf und machte mich auf den Weg zum Flughafen Berlin Schönefeld. Und sowie ich das Terminal erreichte knallte mir die Botschaft entgegen: Flug nach London Gatwick gestrichen! Mhhh, dachte ich. Das is aber doof, dann verpasse ich doch aber den Anschlussflug von Gatwick nach Calgary und den Greyhoundbus von Calgary nach Edmonton und dann kann mich ja Bubbi auch gar nicht abholen und wir können auch gar nicht zusammen Abendbrot essen. Und das ganze Geld, das ich für den Kanadaflug und den Bus bezahlt habe, ist ja dann wahrscheinlich auch weg. Das war ganz schön blöd!!! Mir wurde gesagt, dass komplett Gatwick dicht gemacht wurde und nix mehr geht. Das einzig Interessante an der ganzen Geschichte war, dass ich in der Woche vorm dem geplanten Abflug in ca. 4 Nächten geträumt habe, dass ich meinen Flug verpasse. Nur helfen tut mir das jetzt auch nicht. Also bin ich wieder zu meiner Freundin gefahren und saß erst mal ne ganze Weile vorm PC um irgendwas rauszufinden.

Im Endeffekt ging mein Flug von Gatwick nach Kanada mit 24h Verspätung, was aber nirgends heraus zu bekommen war - nicht im Netz und nicht bei Telefongesprächen. Ich hätte also noch getrost Zeit gehabt um anders nach London zu kommen. Tja, aber nu isses vorbei. Wenigstens konnte ich von Easyjet einen anderen Flug kostenlos nach London buchen und bekomme für den verpassen Kanadaflug die Steuern und Gebühren wieder.
Nun fliege ich am 12. nach London und am 13. nach Calgary. Das ganze Spiel noch mal - nur mit dem Risiko dass jetzt nicht Gatwick sondern Schönefeld dicht ist (sollten die Hiobsbotschaften des Wetterdienstes stimmen) und ich wieder nicht nach London komme. Aber diesmal hab ich einen Tag dazwischen und wenn alle Stricke reißen, dann fahr ich halt mit Schlittschuhen nach England.